Das Dekorieren einer Torte

In großen Städten werden die Torten fast immer fertig vom Konditor bezogen, und sie bieten in ihrer äußeren Ausschmückung oft wahre Kunstwerke der Konditorei. Auf dem Lande und in kleinen Städten ist man aber häufig dazu gezwungen, selbst zum Backen der Torten zu schreiten. Daher werden viele Hausfrauen dankbar eine Anleitung, wie man selbstgebackene Torten mit Zuckerguß allerliebst verzieren kann, entgegennehmen. Ein Versuch, bei dem man sich freilich Zeit und Mühe nicht darf verdrießen lassen, wird zeigen, daß die Sache nicht allzu schwer ist.

Nachdem man die fertig gebackene Torte aus dem Ofen gezogen hat, läßt man sie ein wenig auskühlen, aber nicht völlig erkalten und stürzt sie dann aus der Form. Die untere, glatte Seite der Torte liegt nun oben und wird nach Vorschrift mit Glasur überzogen, zu deren Herstellung sich weiter vorn Anweisung findet. Sobald die Glasur völlig erkaltet ist, muß sie glatt und glänzend erscheinen; man läßt nun aber, ehe man zu der weiteren Arbeit des Verzierens schreitet, die Torte am besten bis zum nächsten Tage stehen, da die Spritzglasur auseinander läuft, wenn auch nur noch eine Spur von Wärme in der Torte enthalten ist. Zur weiteren Verzierung der Torte schneidet man aus weißem Papier ein Modell, das aber kleiner als die Torte sein muß, so daß ringsum, wenn man es ausgebreitet auf die Torte legt, ein Rand frei bleibt. Um das Muster zu schneiden, knifft man den Bogen sechs-, acht- oder zwölffach und schneidet den Rand in spitzen Zacken, runden oder spitzigen Bogen aus, so daß man beim Auseinanderfalten einen sechs- bis zwölfstrahligen Stern erhält. Dieses Papiermodell legt man nun so auf die Torte, daß ringsherum ein gleich breiter Rand frei bleibt, und befestigt es in der Mitte sowohl wie an den Ecken der Strahlen mit großköpfigen Stecknadeln, wie sie zum Klöppeln gebraucht werden. Nachdem man nach Vorschrift Spritzglasur bereitet hat, macht man auf einem Stückchen Papier die Probe, ob sie nicht auseinander läuft, sondern schnell trocknet. Wer häufig Gelegenheit hat, Torten zu verzieren, kann sich eine Konditorspritze anschaffen, doch leistet auch eine aus Pergamentpapier hergestellte Tüte recht gute Dienste. Man dreht diese fest zusammen, schließt sie an der Seite durch eine Stecknadel, schneidet die untere Spitze vorsichtig ab, so daß eine Öffnung etwa von der Stärke einer Stopfnadel entsteht, oder man befestigt am unteren Ende eine Spritztülle aus Metall, die die Spritzglasur in verschiedenen Formen herausquillen läßt. Nachdem man die Spritzglasur eingefüllt hat, werden die oberen Enden der Tüte mehrmals übereinander gefaltet, so daß die Masse beim Drücken oben nicht herausquillt; und nun kann die Spritzarbeit beginnen. Indem man vorsichtig, aber anhaltend und gleichmäßig drückt, folgt man mit der Spitze der Tüte außen herum den Umrissen des Papiermodells auf der Torte; doch muß man die Tüte dabei so hoch halten, daß die Spitze nicht die Torte berührt. Auf diese Weise tritt unter dem gleichmäßigen Druck ein Zuckerschnürchen frei schwebend aus der Tüte hervor und legt sich rund auf die Torte. Ist auf diese Weise der Rand des Papiermodells vollständig umzogen, so entfernt man es samt den Stecknadeln von der Torte und hat nun den Grundriß zur Verzierung. Dem Grundriß folgend, zieht man in gleichmäßiger Entfernung mehrere Linien, die man in verschiedner Stärke ausführen kann. Sehr hübsch macht es sich, wenn man eine oder auch mehrere Linien in kleinen Perlen aufsetzt; die Perlen erzielt man, indem man durch gelinden Druck, den man in bestimmten Zwischenräumen unterbricht, die Glasur tropfenweise aus der Tüte herausdrückt. Indem man nun von den Zacken aus gerade Linien nach der Mitte zu mit Glasur auf die Torte zeichnet, teilt man diese in einzelne Felder, die man dann noch durch kleine Arabesken oder schneckenförmige Tropfen verzieren kann. An den Spitzen der Zacken kann man auch strahlenförmige Linien anbringen, die kleine Quasten bilden. Die Spritzglasur trocknet während der Arbeit, und man kann die leer gebliebenen Flächen sofort zierlich mit eingemachten Früchten belegen.

Ein hübsches Muster sind z. B. Rosen aus Melonenscheiben, unterbrochen von Kirschen, Pflaumen oder Reineclauden, sämtlich ohne Steine. Längliche Halbrunde stellt man aus Walnußschnitten und Blätter aus Zuckerbohnen her. Ehe man die Früchte auf die Torte bringen kann, müssen sie auf Fließpapier sehr gut abgetrocknet sein, da sonst durch den herausfließenden Saft Flecke auf der Torte entstehen.

Man richtet die Torten auf flachen Schüsseln an und gibt ihnen als Unterlage ein Tortenblatt. Bei den buntdekorierten Tortenplatten ist das Tortenblatt unnötig. Die Torte wird vor dem Servieren strahlenförmig in Streifen geschnitten und der Tortenheber leicht darunter geschoben.