Max Dauthendey

Der ewige Wanderer, der Wind

Der ewige Wanderer, der Wind,

Kam hochgeschossen mit großen Schritten,

Hat die Bäume unbeirrt umhalst,

Die verwirrt geworden sind;

Sie haben verdrossen

Mit Holzarmen nach ihm gestoßen.

Der Wind hat mit tollen Griffen

Ihre glatten Blätter aneinander geschliffen.

Sie aber wollen beim Juliheu in Ruhe brüten

Und lautlos ihr Stück Erde behüten,

Wollen ihre Blätter stillen,

Wie Ammen den Kindlein zu Willen.

Da fährt der Wind ohne Fried’ herein,

Hochfahrig an Gestalt,

Macht keinen Unterschied zwischen jung und alt,

Treibt die Baumherden vor sich her

Und duckt ihre Hälse zur Erden,

Und gibt den Festgewachsenen fliehende Gebärden.

Durchfaucht das Einerlei

Und rührt in den grünen Blättern mit Gejohl und Geschrei.

Kennt keinen Besitz, und wenn er anrennt, keine Grenzen.

Stößt die Stille von ihrem Sitz

Und ist ein Drache mit tausend Schwänzen

Ich lausche gern seinem Gange,

Der ist gewunden wie eine Schlange

Und gleicht dem Klange der Wälder und ihrer Kühle, die er durchjagt,

Als ob er die Sehnsucht und die Gefühle

Von Tausendjährigem sagt.