Adelheid. Fräulein.
Fräulein. Ihr seht blaß, gnädige Frau.
Adelheid. - Ich lieb ihn nicht, und wollte doch, daß er bliebe. Siehst du, ich könnte mit ihm leben, ob ich ihn gleich nicht zum Manne haben möchte.
Fräulein. Glaubt Ihr, er geht?
Adelheid. Er ist zum Bischof, um Lebewohl zu sagen.
Fräulein. Er hat darnach noch einen schweren Stand.
Adelheid. Wie meinst du?
Fräulein. Was fragt Ihr, gnädige Frau? Ihr habt sein Herz geangelt, und wenn er sich losreißen will, verblutet er.
(Adelheid. Weislingen.)
Weislingen. Ihr seid nicht wohl, gnädige Frau?
Adelheid. Das kann Euch einerlei sein. Ihr verlaßt uns, verlaßt uns auf immer. Was fragt Ihr, ob wir leben oder sterben.
Weislingen. Ihr verkennt mich.
Adelheid. Ich nehme Euch, wie Ihr Euch gebt.
Weislingen. Das Ansehn trügt.
Adelheid. So seid Ihr ein Chamäleon?
Weislingen. Wenn Ihr mein Herz sehen könntet!
Adelheid. Schöne Sachen würden mir vor die Augen kommen.
Weislingen. Gewiß! Ihr würdet Euer Bild drin finden.
Adelheid. In irgendeinem Winkel bei den Porträten ausgestorbener Familien. Ich bitt Euch, Weislingen, bedenkt, Ihr redet mit mir. Falsche Worte gelten zum höchsten, wenn sie Masken unserer Taten sind. Ein Vermummter, der kenntlich ist, spielt eine armselige Rolle. Ihr leugnet Eure Handlungen nicht und redet das Gegenteil; was soll man von Euch halten?
Weislingen. Was Ihr wollt. Ich bin so geplagt mit dem, was ich bin, daß mir wenig bang ist, für was man mich nehmen mag.
Adelheid. Ihr kommt, um Abschied zu nehmen.
Weislingen. Erlaubt mir, Eure Hand zu küssen, und ich will sagen. Lebt wohl. Ihr erinnert mich! Ich bedachte nicht - Ich bin beschwerlich, gnädige Frau.
Adelheid. Ihr legt's falsch aus: ich wollte Euch forthelfen; denn Ihr wollt fort.
Weislingen. O sagt: ich muß. Zöge mich nicht die Ritterpflicht, der heilige Handschlag -
Adelheid. Geht! Geht! Erzählt das Mädchen, die den »Theuerdank« lesen und sich so einen Mann wünschen. Ritterpflicht! Kinderspiel!
Weislingen. Ihr denkt nicht so.
Adelheid. Bei meinem Eid, Ihr verstellt Euch! Was habt Ihr versprochen? Und wem? Einem Mann, der seine Pflicht gegen den Kaiser und das Reich verkennt, in eben dem Augenblick Pflicht zu leisten, da er durch Eure Gefangennehmung in die Strafe der Acht verfällt. Pflicht zu leisten! die nicht gültiger sein kann als ungerechter gezwungener Eid. Entbinden nicht unsere Gesetze von solchen Schwüren? Macht das Kindern weis, die den Rübezahl glauben. Es stecken andere Sachen dahinter. Ein Feind des Reichs zu werden, ein Feind der bürgerlichen Ruh und Glückseligkeit! Ein Feind des Kaisers! Geselle eines Räubers! du, Weislingen, mit deiner sanften Seele!
Weislingen. Wenn Ihr ihn kenntet -
Adelheid. Ich wollt ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen. Er hat eine hohe unbändige Seele. Eben darum wehe dir, Weislingen! Geh und bilde dir ein, Geselle von ihm zu sein. Geh! und laß dich beherrschen. Du bist freundlich, gefällig -
Weislingen. Er ist's auch.
Adelheid. Aber du bist nachgebend und er nicht! Unversehens wird er dich wegreißen, du wirst ein Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr von Fürsten sein könntest. - Doch es ist Unbarmherzigkeit, dir deinen zukünftigen Stand zu verleiden.
Weislingen. Hättest du gefühlt, wie liebreich er mir begegnete.
Adelheid. Liebreich! Das rechnest du ihm an? Es war seine Schuldigkeit; und was hättest du verloren, wenn er widerwärtig gewesen wäre? Mir hätte das willkommner sein sollen. Ein übermütiger Mensch wie der -
Weislingen. Ihr redet von Euerm Feind.
Adelheid. Ich redete für Eure Freiheit - Und weiß überhaupt nicht, was ich vor einen Anteil dran nehme. Lebt wohl.
Weislingen. Erlaubt noch einen Augenblick. (Er nimmt ihre Hand und schweigt.)
Adelheid. Habt Ihr mir noch was zu sagen?
Weislingen. - - Ich muß fort.
Adelheid. So geht.
Weislingen. Gnädige Frau! - Ich kann nicht.
Adelheid. Ihr müßt.
Weislingen. Soll das Euer letzter Blick sein?
Adelheid. Geht, ich bin krank, sehr zur ungelegnen Zeit.
Weislingen. Seht mich nicht so an.
Adelheid. Willst du unser Feind sein, und wir sollen dir lächeln? Geh!
Weislingen. Adelheid!
Adelheid. Ich hasse Euch!
(Franz kommt.)
Franz. Gnädiger Herr! Der Bischof läßt Euch rufen.
Adelheid. Geht! Geht!
Franz. Er bittet Euch, eilend zu kommen.
Adelheid. Geht! Geht!
Weislingen. Ich nehme nicht Abschied, ich sehe Euch wieder! (Ab.)
Adelheid. Mich wieder? Wir wollen dafür sein. Margarete, wenn er kommt, weis ihn ab. Ich bin krank, habe Kopfweh, ich schlafe - Weis ihn ab. Wenn er noch zu gewinnen ist, so ist's auf diesem Wege. (Ab.)
Weislingen. Franz.
Weislingen. Sie will mich nicht sehn?
Franz. Es wird Nacht, soll ich die Pferde satteln?
Weislingen. Sie will mich nicht sehn?
Franz. Wann befehlen Ihro Gnaden die Pferde?
Weislingen. Es ist zu spät! Wir bleiben hier.
Franz. Gott sei Dank! (Ab.)
Weislingen. Du bleibst! Sei auf, deiner Hut, die Versuchung ist groß. Mein Pferd scheute, wie ich zum Schloßtor herein wollte, mein guter Geist stellte sich ihm entgegen, er kannte die Gefahren, die mein hier warteten. - Doch ist's nicht recht, die vielen Geschäfte, die ich dem Bischof unvollendet liegen ließ, nicht wenigstens so zu ordnen, daß ein Nachfolger da anfangen kann, wo ich's gelassen habe. Das kann ich doch alles tun, unbeschadet Berlichingen und unserer Verbindung. Denn halten sollen sie mich hier nicht. - Wäre doch besser gewesen, wenn ich nicht gekommen wäre. Aber ich will fort - morgen oder übermorgen. (Geht ab.)
Götz. Selbitz. Georg.
Selbitz. Ihr seht, es ist gegangen, wie ich gesagt habe.
Götz. Nein! Nein! Nein!
Georg. Glaubt, ich berichte Euch mit der Wahrheit. Ich tat, wie Ihr befahlt, nahm den Kittel des Bambergischen und sein Zeichen, und damit ich doch mein Essen und Trinken verdiente, geleitete ich Reineckische Bauern hinauf nach Bamberg.
Selbitz. In der Verkappung? Das hätte dir übel geraten können.
Georg. So denk ich auch hintendrein. Ein Reitersmann, der das voraus denkt, wird keine weiten Sprünge machen. Ich kam nach Bamberg, und gleich im Wirtshaus hörte ich erzählen: Weislingen und der Bischof seien ausgesöhnt, und man redte viel von einer Heirat mit der Witwe des von Walldorf.
Götz. Gespräche.
Georg. Ich sah ihn, wie er sie zur Tafel führte. Sie ist schön, bei meinem Eid, sie ist schön. Wir bückten uns alle, sie dankte uns allen, er nickte mit dem Kopf, sah sehr vergnügt, sie gingen vorbei, und das Volk murmelte: »Ein schönes Paar!«
Götz. Das kann sein.
Georg. Hört weiter. Da er des andern Tags in die Messe ging, paßt ich meine Zeit ab. Er war allein mit einem Knaben. Ich stund unten an der Treppe und sagte leise zu ihm: »Ein paar Worte von Euerm Berlichingen.« Er ward bestürzt; ich sahe das Geständnis seines Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz, mich anzusehen, mich, einen schlechten Reitersjungen.
Selbitz. Das macht, sein Gewissen war schlechter als dein Stand.
Georg. »Du bist Bambergisch?« sagt' er. - »Ich bring einen Gruß vom Ritter Berlichingen«, sagt ich, »und soll fragen -« - »Komm morgen früh«, sagt' er, »an mein Zimmer, wir wollen weiterreden.«
Götz. Kamst du?
Georg. Wohl kam ich, und mußt im Vorsaal stehn, lang, lang. Und die seidnen Buben beguckten mich von vorn und hinten. Ich dachte, guckt ihr - Endlich führte man mich hinein, er schien böse, mir war's einerlei. Ich trat zu ihm und legte meine Kommission ab. Er tat feindlich böse, wie einer, der kein Herz hat und 's nit will merken lassen. Er verwunderte sich, daß Ihr ihn durch einen Reitersjungen zur Rede setzen ließt. Das verdroß mich. Ich sagte, es gäbe nur zweierlei Leut, brave und Schurken, und ich diente Götzen von Berlichingen. Nun fing er an, schwatzte allerlei verkehrtes Zeug, das darauf hinausging: Ihr hättet ihn übereilt, er sei Euch keine Pflicht schuldig und wolle nichts mit Euch zu tun haben.
Götz. Hast du das aus seinem Munde?
Georg. Das und noch mehr - Er drohte mir -
Götz. Es ist genug! Der wäre nun auch verloren! Treu und Glaube, du hast mich wieder betrogen. Arme Marie! Wie werd ich dir's beibringen!
Selbitz. Ich wollte lieber mein ander Bein dazu verlieren, als so ein Hundsfott sein. (Ab.)
Adelheid. Weislingen.
Adelheid. Die Zeit fängt mir an unerträglich lang zu werden; reden mag ich nicht, und ich schäme mich, mit Euch zu spielen. Langeweile, du bist ärger als ein kaltes Fieber.
Weislingen. Seid Ihr mich schon müde?
Adelheid. Euch nicht sowohl als Euern Umgang. Ich wollte, Ihr wärt, wo Ihr hinwolltet, und wir hätten Euch nicht gehalten.
Weislingen. Das ist Weibergunst! Erst brütet sie, mit Mutterwärme, unsere liebsten Hoffnungen an; dann, gleich einer unbeständigen Henne, verläßt sie das Nest und übergibt ihre schon keimende Nachkommenschaft dem Tode und der Verwesung.
Adelheid. Scheltet die Weiber! Der unbesonnene Spieler zerbeißt und zerstampft die Karten, die ihn unschuldigerweise verlieren machten. Aber laßt mich Euch was von Mannsleuten erzählen. Was seid denn ihr, um von Wankelmut zu sprechen? Ihr, die ihr selten seid, was ihr sein wollt, niemals, was ihr sein solltet. Könige im Festtagsornat, vom Pöbel beneidet. Was gäb eine Schneidersfrau drum, eine Schnur Perlen um ihren Hals zu haben, von dem Saum eures Kleids, den eure Absätze verächtlich zurückstoßen!
Weislingen. Ihr seid bitter.
Adelheid. Es ist die Antistrophe von Eurem Gesang. Eh ich Euch kannte, Weislingen, ging mir's wie der Schneidersfrau. Der Ruf, hundertzüngig, ohne Metapher gesprochen, hatte Euch so zahnarztmäßig herausgestrichen, daß ich mich überreden ließ zu wünschen: möchtest du doch diese Quintessenz des männlichen Geschlechts, den Phönix Weislingen zu Gesicht kriegen! Ich ward meines Wunsches gewährt.
Weislingen. Und der Phönix präsentierte sich als ein ordinärer Haushahn.
Adelheid. Nein, Weislingen, ich nahm Anteil an Euch.
Weislingen. Es schien so -
Adelheid. Und war. Denn wirklich, ihr übertraft Euern Ruf. Die Menge schätzt nur den Widerschein des Verdienstes. Wie mir's denn nun geht, daß ich über die Leute nicht denken mag, denen ich wohlwill; so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander, es fehlte mir was, und ich wußte nicht, was ich an Euch vermißte. Endlich gingen mir die Augen auf. Ich sah statt des aktiven Mannes, der die Geschäfte eines Fürstentums belebte, der sich und seinen Ruhm dabei nicht vergaß, der auf hundert großen Unternehmungen, wie auf übereinander gewälzten Bergen, zu den Wolken hinaufgestiegen war: den sah ich auf einmal, jammernd wie einen kranken Poeten, melancholisch wie ein gesundes Mädchen und müßiger als einen alten Junggesellen. Anfangs schrieb ich's Euerm Unfall zu, der Euch noch neu auf dem Herzen lag, und entschuldigte Euch, so gut ich konnte. Jetzt, da es von Tag zu Tage schlimmer mit Euch zu werden scheint, müßt Ihr mir verzeihen, wenn ich Euch meine Gunst entreiße. Ihr besitzt sie ohne Recht, ich schenkte sie einem andern auf Lebenslang, der sie Euch nicht übertragen konnte.
Weislingen. So laßt mich los.
Adelheid. Nicht, bis alle Hoffnung verloren ist. Die Einsamkeit ist in diesen Umständen gefährlich. - Armer Mensch! Ihr seid so mißmütig, wie einer, dem sein erstes Mädchen untreu wird, und eben darum geb ich Euch nicht auf. Gebt mir die Hand, verzeiht mir, was ich aus Liebe gesagt habe.
Weislingen. Könntest du mich lieben, könntest du meiner heißen Leidenschaft einen Tropfen Linderung gewähren! Adelheid! deine Vorwürfe sind höchst ungerecht. Könntest du den hundertsten Teil ahnen von dem, was die Zeit her in mir arbeitet, du würdest mich nicht mit Gefälligkeit, Gleichgültigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin und her zerrissen haben - Du lächelst! - Nach dem übereilten Schritt wieder mit mir selbst einig zu werden, kostete mehr als einen Tag. Wider den Menschen zu arbeiten, dessen Andenken so lebhaft neu in Liebe bei mir ist.
Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den lieben kannst, den du beneidest! Das ist, als wenn ich meinem Feinde Proviant zuführte.
Weislingen. Ich fühl's wohl, es gilt hier, kein Säumen. Er ist berichtet, daß ich wieder Weislingen bin, und er wird sich seines Vorteils über uns ersehen. Auch, Adelheid, sind wir nicht so träg, als du meinst. Unsere Reiter sind verstärkt und wachsam, unsere Unterhandlungen gehen fort, und der Reichstag zu Augsburg soll hoffentlich unsere Projekte zur Reife bringen.
Adelheid. Ihr geht hin?
Weislingen. Wenn ich eine Hoffnung mitnehmen könnte! (Küßt ihre Hand.)
Adelheid. O ihr Ungläubigen! Immer Zeichen und Wunder! Geh, Weislingen, und vollende das Werk. Der Vorteil des Bischofs, der deinige, der meinige, sie sind so verwebt, daß, wäre es auch nur der Politik wegen -
Weislingen. Du kannst scherzen.
Adelheid. Ich scherze nicht. Meine Güter hat der stolze Herzog inne, die deinigen wird Götz nicht lange ungeneckt lassen; und wenn wir nicht zusammenhalten wie unsere Feinde und den Kaiser auf unsere Seite lenken, sind wir verloren.
Weislingen. Mir ist's nicht bange. Der größte Teil der Fürsten ist unserer Gesinnung. Der Kaiser verlangt Hülfe gegen die Türken, und dafür ist's billig, daß er uns wieder beisteht. Welche Wollust wird mir's sein, deine Güter von übermütigen Feinden zu befreien, die unruhigen Köpfe in Schwaben aufs Kissen zu bringen, die Ruhe des Bistums, unser aller herzustellen. Und dann -?
Adelheid. Ein Tag bringt den andern, und beim Schicksal steht das Zukünftige.
Weislingen. Aber wir müssen wollen.
Adelheid. Wir wollen ja.
Weislingen. Gewiß?
Adelheid. Nun ja. Geht.
Weislingen. Zauberin!
Der Brautvater, Götz, Selbitz am Tische. Bräutigam tritt zu ihnen.
Götz. Das Gescheitste war, daß ihr euern Zwist so glücklich und fröhlich durch eine Heirat endigt.
Brautvater. Besser, als ich mir's hätte träumen lassen. In Ruh und Fried mit meinem Nachbar, und eine Tochter wohl versorgt dazu!
Bräutigam. Und ich im Besitz des strittigen Stücks, und drüber den hübschten Backfisch im ganzen Dorf. Wollte Gott, Ihr hättet Euch eher drein geben.
Selbitz. Wie lange habt ihr prozessiert?
Brautvater. An die acht Jahre. Ich wollte lieber noch einmal so lang das Frieren haben, als von vorn anfangen. Das ist ein Gezerre, Ihr glaubt's nicht, bis man den Perücken ein Urteil vom Herzen reißt; und was hat man darnach? Der Teufel hol den Assessor Sapupi! 's is ein verfluchter schwarzer Italiener.
Bräutigam. Ja, das ist ein toller Kerl. Zweimal war ich dort.
Brautvater. Und ich dreimal. Und seht, ihr Herrn: kriegen wir ein Urteil endlich, wo ich so viel Recht hab als er, und er so viel als ich, und wir eben stunden wie die Maulaffen, bis mir unser Herrgott eingab, ihm meine Tochter zu geben und das Zeug dazu.
Götz (trinkt). Gut Vernehmen künftig.
Brautvater. Geb's Gott! Geh aber, wie's will, prozessieren tu ich mein Tag nit mehr. Was das ein Geldspiel kost! Jeden Reverenz, den euch ein Prokurator macht, müßt ihr bezahlen.
Selbitz. Sind ja jährlich Kaiserliche Visitationen da.
Brautvater. Hab nichts davon gehört. Ist mir mancher schöne Taler nebenaus gangen. Das unerhörte Blechen!
Götz. Wie meint Ihr?
Brautvater. Ach, da macht alles hohle Pfötchen. Der Assessor allein, Gott verzeih's ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen.
Bräutigam. Wer?
Brautvater. Wer anders als der Sapupi?
Götz. Das ist schändlich.
Brautvater. Wohl, ich mußt ihm zwanzig erlegen. Und da ich sie ihm hingezahlt hatte, in seinem Gartenhaus, das prächtig ist, im großen Saal, wollt mir vor Wehmut fast das Herz brechen. Denn seht, eines Haus und Hof steht gut, aber wo soll bar Geld herkommen? Ich stund da, Gott weiß, wie mir's war. Ich hatte keinen roten Heller Reisegeld im Sack. Endlich nahm ich mir 's Herz und stellt's ihm vor. Nun er sah, daß mir 's Wasser an die Seele ging, da warf er mir zwei davon zurück und schickt' mich fort.
Bräutigam. Es ist nicht möglich! Der Sapupi?
Brautvater. Wie stellst du dich! Freilich! Kein andrer!
Bräutigam. Den soll der Teufel holen, er hat mir auch funfzehn Goldgülden abgenommen.
Brautvater. Verflucht!
Selbitz. Götz! Wir sind Räuber!
Brautvater. Drum fiel das Urteil so scheel aus. Du Hund!
Götz. Das müßt ihr nicht ungerügt lassen.
Brautvater. Was sollen wir tun?
Götz. Macht euch auf nach Speier, es ist eben Visitationszeit, zeigt's an, sie müssen's untersuchen und euch zu dem Eurigen helfen.
Bräutigam. Denkt Ihr, wir treiben's durch?
Götz. Wenn ich ihm über die Ohren dürfte, wollt ich's euch versprechen.
Selbitz. Die Summe ist wohl einen Versuch wert.
Götz. Bin ich wohl eher um des vierten Teils willen ausgeritten.
Brautvater. Wie meinst du?
Bräutigam. Wir wollen, geh's wie's geh.
(Georg kommt.)
Georg. Die Nürnberger sind im Anzug.
Götz. Wo?
Georg. Wenn wir ganz sachte reiten, packen wir sie zwischen Beerheim und Mühlbach im Wald.
Selbitz. Trefflich!
Götz. Kommt, Kinder. Gott grüß euch! Helf uns allen zum Unsrigen!
Bauer. Großen Dank! Ihr wollt nicht zum Nacht-Ims bleiben?
Götz. Können nicht. Adies.