Fünfter Auftritt
Amine. Hernach Eridon
Amine.
O welche Zärtlichkeit, beneidenswürdges Glücke!
Wie wünscht ich sollt es wohl in meinen Kräften stehn
Den Eridon vergnügt, und mich beglückt zu sehn!
Hätt ich nicht so viel Macht ihm über mich gegeben,
Er würde glücklicher und ich zufriedner leben.
Versuch, ihm diese Macht durch Kaltsinn zu entziehn!
Doch, wie wird seine Wut bei meiner Kälte glühn!
Ich kenne seinen Zorn, wie zittr ich, ihn zu fühlen!
Wie schlecht wirst du, mein Herz, die schwere Rolle spielen!
Doch wenn du es so weit wie deine Freundin bringst,
Da er dich sonst bezwang, du künftig ihn bezwingst
Heut ist Gelegenheit; sie nicht vorbei zu lassen,
Will ich gleich jetzt Er kommt! Mein Herz, du mußt dich fassen.
Eridon gibt ihr Blumen.
Sie sind nicht gar zu schön, mein Kind! verzeih es mir,
Aus Eile nahm ich sie.
Amine.
Genug, sie sind von dir.
Eridon.
So blühend sind sie nicht, wie jene Rosen waren,
Die Damon dir geraubt.
Amine steckt sie an den Busen.
Ich will sie schon bewahren;
Hier, wo du wohnst, soll auch der Blumen Wohnplatz sein.
Eridon.
Ist ihre Sicherheit da
Amine.
Glaubst du etwa?
Eridon.
Nein!
Ich glaube nichts, mein Kind; nur Furcht ist's, was ich fühle.
Das allerbeste Herz vergißt bei muntrem Spiele,
Wenn es des Tanzes Lust, des Festes Lärm zerstreut,
Was ihm die Klugheit rät und ihm die Pflicht gebeut.
Du magst wohl oft an mich auch beim Vergnügen denken;
Doch fehlt es dir an Ernst, die Freiheit einzuschränken,
Zu der das junge Volk sich bald berechtigt glaubt,
Wenn ihm ein Mädchen nur im Scherze was erlaubt.
Es hält ihr eitler Stolz ein tändelndes Vergnügen
Sehr leicht für Zärtlichkeit.
Amine.
Gnug, daß sie sich betrügen!
Wohl schleicht ein seufzend Volk Liebhaber um mich her;
Doch du nur hast mein Herz, und sag, was willst du mehr?
Du kannst den Armen wohl mich anzusehn erlauben,
Sie glauben wunder
Eridon.
Nein, sie sollen gar nichts glauben!
Das ist's, was mich verdrießt. Zwar weiß ich, du bist mein;
Doch einer denkt vielleicht, beglückt wie ich zu sein,
Schaut in das Auge dir und glaubt dich schon zu küssen
Und triumphiert wohl gar, daß er dich mir entrissen.
Amine.
So störe den Triumph! Geliebter, geh mit mir,
Laß sie den Vorzug sehn, den du
Eridon.
Ich danke dir.
Es würde grausam sein, das Opfer anzunehmen;
Mein Kind, du würdest dich des schlechten Tänzers schämen;
Ich weiß, wem euer Stolz beim Tanz den Vorzug gibt:
Dem, der mit Anmut tanzt, und nicht dem, den ihr liebt.
Amine.
Das ist die Wahrheit.
Eridon mit zurückgehaltenem Spott.
Ja! Ach, daß ich nicht die Gabe
Des leichten Damarens, des Vielgepriesnen, habe!
Wie reizend tanzt er nicht!
Amine.
Schön! daß ihm niemand gleicht.
Eridon.
Und jedes Mädchen
Amine.
Schätzt
Eridon.
Liebt ihn darum!
Amine.
Vielleicht.
Eridon.
Vielleicht? Verflucht! Gewiß!
Amine.
Was machst du für Gebärden?
Eridon.
Du fragst? Plagst du mich nicht, ich möchte rasend werden!
Amine.
Ich? Sag, bist du nicht schuld an mein und deiner Pein?
Grausamer Eridon! wie kannst du nur so sein?
Eridon.
Ich muß; ich liebe dich. Die Liebe lehrt mich klagen;
Liebt ich dich nicht so sehr, ich würde dich nicht plagen!
Ich fühl mein zärtlich Herz von Wonne hoch entzückt,
Wenn mir dein Auge lacht, wenn deine Hand mich drückt,
Ich dank den Göttern, die mir dieses Glücke gaben;
Doch ich verlang's allein, kein andrer soll es haben.
Amine.
Nun gut, was klagst du denn? Kein andrer hat es nie.
Eridon.
Und du erträgst sie doch; nein, hassen sollst du sie.
Amine.
Sie hassen? und warum?
Eridon.
Darum! weil sie dich lieben.
Amine.
Der schöne Grund!
Eridon.
Ich seh's, du willst sie nicht betrüben.
Du mußt sie schonen; sonst wird deine Lust geschwächt,
Wenn du nicht
Amine.
Eridon, du bist sehr ungerecht.
Heißt uns die Liebe denn die Menschlichkeit verlassen?
Ein Herz, das Einen liebt, kann keinen Menschen hassen.
Dies zärtliche Gefühl läßt kein so schrecklichs zu,
Zum wenigsten bei mir.
Eridon.
Wie schön verteidigst du
Des zärtlichen Geschlechts hochmütiges Vergnügen,
Wenn zwanzig Toren knien, die zwanzig zu betrügen!
Heut ist ein großer Tag, der deinen Hochmut nährt,
Heut wirst du manchen sehn, der dich als Göttin ehrt;
Noch manches junge Herz wird sich für dich entzünden,
Kaum wirst du Blicke gnug für alle Diener finden.
Gedenk an mich, wenn dich der Toren Schwarm vergnügt;
Ich bin der größte! Geh!
Amine für sich.
Flieh, schwaches Herz! Er siegt.
Ihr Götter! Lebt er denn, mir jede Lust zu stören?
Währt denn mein Elend fort, um niemals aufzuhören?
zu Eridon.
Der Liebe leichtes Band machst du zum schweren Joch,
Du quälst mich als Tyrann, und ich? ich lieb dich noch!
Mit aller Zärtlichkeit antwort ich auf dein Wüten,
In allem geb ich nach; doch bist du nicht zufrieden.
Was opfert ich nicht auf! Ach! dir genügt es nie.
Du willst die heutge Lust! Nun gut, hier hast du sie!
Sie nimmt die Kränze aus den Haaren und von der Schulter, wirft sie weg und fährt in einem gezwungenen ruhigen Tone fort.
Nicht wahr, mein Eridon? So siehst du mich viel lieber,
Als zu dem Fest geputzt. Ist nicht dein Zorn vorüber?
Du stehst! siehst mich nicht an! Bist du erzürnt auf mich?
Eridon fällt vor ihr nieder.
Amine! Scham und Reu! Verzeih, ich liebe dich!
Geh zu dem Fest!
Amine.
Mein Freund, ich werde bei dir bleiben;
Ein zärtlicher Gesang soll uns die Zeit vertreiben.
Eridon.
Geliebtes Kind, geh!
Amine.
Geh! hol deine Flöte her.
Eridon.
Du willst's!
Sechster Auftritt
Amine.
Er scheint betrübt, und heimlich jauchzet er.
An ihm wirst du umsonst die Zärtlichkeit verlieren.
Dies Opfer, rührt es ihn? Es schien ihn kaum zu rühren;
Er hielt's für Schuldigkeit. Was willst du, armes Herz?
Du murrst, drückst diese Brust. Verdient ich diesen Schmerz?
Ja, wohl verdienst du ihn! Du siehst, dich zu betrüben
Hört er nicht auf, und doch hörst du nicht auf zu lieben.
Ich trag's nicht lange mehr. Still! Ha! ich höre dort
Schon die Musik. Es hüpft mein Herz, mein Fuß will fort.
Ich will! Was drückt mir so die bange Brust zusammen!
Wie ängstlich wird es mir! Es zehren heftge Flammen
Am Herzen. Fort, zum Fest! Ach, er hält mich zurück!
Armselges Mädchen! Sieh, das ist der Liebe Glück!
Sie wirft sich auf einen Rasen, und weint; da die andern auftreten, wischt sie sich die Augen und steht auf.
Weh mir, da kommen sie, wie werden sie mich höhnen!
Siebenter Auftritt
Amine. Egle. Lamon.
Egle.
Geschwind! Der Zug geht fort! Amine! Wie? in Tränen?
Lamon hebt die Kränze auf.
Die Kränze?
Egle.
Was ist das? wer riß sie dir vom Haupt?
Amine.
Ich!
Egle.
Willst du denn nicht mit?
Amine.
Gern, wär es mir erlaubt.
Egle.
Wer hat dir denn was zu erlauben? Geh, und rede
Nicht so geheimnisvoll! Sei gegen uns nicht blöde!
Hat Eridon ?
Amine.
Ja! Er!
Egle.
Das hatt ich wohl gedacht.
Du Närrin, daß dich nicht der Schaden klüger macht!
Versprachst du ihm vielleicht, du wolltest bei ihm bleiben,
Um diesen schönen Tag mit Seufzern zu vertreiben?
Ich zweifle nicht, mein Kind, daß du ihm so gefällst.
Nach einigem Stillschweigen, indem sie Lamon einen Wink gibt.
Doch du siehst besser aus, wenn du den Kranz behältst.
Komm, setz ihn auf! und den, sieh! den häng hier herüber!
Nun bist du schön.
Amine steht mit niedergeschlagenen Augen und läßt Egle machen. Egle gibt Lamon ein Zeichen.
Doch ach, es läuft die Zeit vorüber,
Ich muß zum Zug!
Lamon.
Ja wohl! Dein Diener, gutes Kind.
Amine beklemmt.
Lebt wohl!
Egle im Weggehen.
Amine! nun, gehst du nicht mit? Geschwind!
Amine sieht sie traurig an und schweigt.
Lamon faßt Egle bei der Hand, sie fortzuführen.
Ach, laß sie doch nur gehn! Vor Bosheit möcht' ich sterben;
Da muß sie einem nun den schönen Tanz verderben!
Den Tanz mit Rechts und Links, sie kann ihn ganz allein,
Wie sich's gehört; ich hofft auf sie, nun fällt's ihr ein,
Zu Haus zu bleiben! Komm, ich mag ihr nichts mehr sagen.
Egle.
Den Tanz versäumst du! Ja, du bist wohl zu beklagen.
Er tanzt sich schön. Leb wohl!
Egle will Aminen küssen. Amine fällt ihr um den Hals und weint.
Amine.
Ich kann's nicht mehr ertragen.
Egle.
Du weinst?
Amine.
So weint mein Herz, und ängstlich drückt es mich.
Ich möchte! Eridon, ich glaub, ich hasse dich.
Egle.
Er hätt's verdient. Doch nein! Wer wird den Liebsten hassen?
Du mußt ihn lieben, doch dich nicht beherrschen lassen,
Das sagt ich lange schon! Komm mit!
Lamon.
Zum Tanz, zum Fest!
Amine.
Und Eridon?
Egle.
Geh nur! ich bleib. Gib acht, er läßt
Sich fangen und geht mit. Sag, würde dich's nicht freuen?
Amine.
Unendlich!
Lamon.
Nun so komm! Hörst du dort die Schalmeien?
Die schöne Melodie?
Er faßt Aminen bei der Hand, singt, und tanzt.
Egle singt.
Und wenn euch der Liebste mit Eifersucht plagt,
Sich über ein Nicken, ein Lächeln beklagt,
Mit Falschheit euch necket, von Wankelmut spricht,
Dann singet und tanzet, da hört ihr ihn nicht.
Lamon zieht im Tanz Aminen mit sich fort.
Amine im Abgehen.
O bring ihn ja mit dir!
Achter Auftritt
Egle. Hernach Eridon mit einer Flöte und Liedern.
Egle.
Schon gut! Wir wollen sehn! Schon lange wünscht ich mir
Gelegenheit und Glück, den Schäfer zu bekehren.
Heut wird mein Wunsch erfüllt; wart nur, ich will dich lehren!
Dir zeigen, wer du bist; und wenn du dann sie plagst!
Er kommt! Hör, Eridon!
Eridon.
Wo ist sie?
Egle.
Wie! du fragst?
Mit meinem Lamon dort´, wo die Schalmeien blasen.
Eridon wirft die Flöte auf die Erde und zerreißt die Lieder.
Verfluchte Untreu!
Egle.
Rasest du?
Eridon.
Sollt ich nicht rasen!
Da reißt die Heuchlerin mit lächelndem Gesicht
Die Kränze von dem Haupt, und sagt: Ich tanze nicht!
Verlangt ich das? Und O!
Er stampft mit dem Fuße und wirft die zerrissenen Lieder weg.
Egle in einem gesetzten Tone.
Erlaub mir doch zu fragen:
Was hast du für ein Recht, den Tanz ihr zu versagen?
Willst du denn, daß ein Herz, von deiner Liebe voll,
Kein Glück als nur das Glück um dich empfinden soll?
Meinst du, es sei der Trieb nach jeder Lust gestillet,
Sobald die Zärtlichkeit das Herz des Mädchen füllet?
Genug ist's, daß sie dir die besten Stunden schenkt,
Mit dir am liebsten weilt, abwesend an dich denkt.
Drum ist es Torheit, Freund, sie ewig zu betrüben;
Sie kann den Tanz, das Spiel und doch dich immer lieben.
Eridon schlägt die Arme unter und sieht in die Höhe.
Ah!
Egle.
Sag mir, glaubst du denn, daß dieses Liebe sei,
Wenn du sie bei dir hältst? Nein, das ist Sklaverei.
Du kommst: nun soll sie dich, nur dich beim Feste sehen;
Du gehst: nun soll sie gleich mit dir von dannen gehen;
Sie zaudert: alsobald verdüstert sich dein Blick;
Nun folgt sie dir, doch bleibt ihr Herz gar oft zurück.
Eridon.
Wohl immer!
Egle.
Hört man doch, wenn die Verbittrung redet.
Wo keine Freiheit ist, wird jede Lust getötet.
Wir sind nun so. Ein Kind ist zum Gesang geneigt;
Man sagt ihm: sing mir doch! Es wird bestürzt und schweigt.
Wenn du ihr Freiheit läßt, so wird sie dich nicht lassen;
Doch, machst du's ihr zu arg, gib acht, sie wird dich hassen.
Eridon.
Mich hassen!
Egle.
Nach Verdienst. Ergreife diese Zeit,
Und schaffe dir das Glück der echten Zärtlichkeit!
Denn nur ein zärtlich Herz, von eigner Glut getrieben,
Das kann beständig sein, das nur kann wirklich lieben.
Bekenne, weißt du denn, ob dir der Vogel treu,
Den du im Käfigt hälst?
Eridon.
Nein!
Egle.
Aber wenn er frei
Durch Feld und Garten fliegt, und doch zurücke kehret?
Eridon.
Ja! Gut! Da weiß ich's.
Egle.
Wird nicht deine Lust vermehret,
Wenn du das Tierchen siehst, das dich so zärtlich liebt,
Die Freiheit kennt, und dir dennoch den Vorzug gibt?
Und kommt dein Mädchen einst von einem Fest zurücke,
Noch von dem Tanz bewegt, und sucht dich; ihre Blicke
Verraten, daß die Lust nie ganz vollkommen sei,
Wenn du, ihr Liebling, du, ihr Einzger, nicht dabei
Wenn sie dir schwört, ein Kuß von dir sei mehr als Freuden
Von tausend Festen bist du da nicht zu beneiden?
Eridon gerührt.
O Egle!
Egle.
Fürchte, daß der Götter Zorn entbrennt,
Da der Beglückteste sein Glück so wenig kennt.
Auf! Sei zufrieden, Freund! Sie rächen sonst die Tränen
Des Mädchens, das dich liebt.
Eridon.
Könnt ich mich nur gewöhnen,
Zu sehn, daß mancher ihr beim Tanz die Hände drückt,
Der eine nach ihr sieht, sie nach dem andern blickt.
Denk ich nur dran, mein Herz möcht da vor Bosheit reißen!
Egle.
Eh! laß das immer sein! das will noch gar nichts heißen.
Sogar ein Kuß ist nichts!
Eridon.
Was sagst du? Nichts ein Kuß?
Egle.
Ich glaube, daß man viel im Herzen fühlen muß,
Wenn er was sagen soll Doch! willst du ihr verzeihen?
Denn wenn du böse tust, so kann sie nichts erfreuen.
Eridon.
Ach Freundin!
Egle schmeichelnd.
Tu es nicht, mein Freund; du bist auch gut.
Leb wohl!
Sie faßt ihn bei der Hand.
Du bist erhitzt!
Eridon.
Es schlägt mein wallend Blut
Egle.
Noch von dem Zorn? Genug! Du hast es ihr vergeben.
Ich eile jetzt zu ihr. Sie fragt nach dir mit Beben;
Ich sag ihr: er ist gut, und sie beruhigt sich,
Ihr Herz wallt zärtlicher, und heißer liebt sie dich.
Sie sieht ihn mit Empfindung an.
Gib acht, sie sucht dich auf, sobald das Fest vorüber,
Und durch das Suchen selbst wirst du ihr immer lieber.
Egle stellt sich immer zärtlicher, lehnt sich auf seine Schulter.
Er nimmt ihre Hand und küßt sie.
Und endlich sieht sie dich! O welcher Augenblick!
Drück sie an deine Brust, und fühl dein ganzes Glück!
Ein Mädchen wird beim Tanz verschönert, rote Wangen,
Ein Mund, der lächelnd haucht, gesunkne Locken hangen
Um die bewegte Brust, ein sanfter Reiz umzieht
Den Körper tausendfach, wie er im Tanze flieht,
Die vollen Adern glühn, und bei des Körpers Schweben
Scheint jede Nerve sich lebendiger zu heben.
Sie affektiert eine zärtliche Entzückung und sinkt an seine Brust; er schlingt seinen Arm um sie.
Die Wollust, dies zu sehn, was überwiegt wohl die?
Du gehst nicht mit zum Fest, und fühlst die Rührung nie.
Eridon.
Zu sehr, an deiner Brust, o Freundin, fühl ich sie!
Er fällt Eglen um den Hals und küßt sie, sie läßt es geschehn. Dann tritt sie einige Schritte zurück und fragt mit einem leichtfertigen Tone.
Egle.
Liebst du Aminen?
Eridon.
Sie, wie mich!
Egle.
Und kannst mich küssen?
O warte nur, du sollst mir diese Falschheit büßen!
Du ungetreuer Mensch!
Eridon.
Wie? glaubst du denn, daß ich
Egle.
Ich glaube, was ich kann. Mein Freund, du küßtest mich
Recht zärtlich, das ist wahr. Ich bin damit zufrieden
Schmeckt dir mein Kuß? Ich denk's: die heißen Lippen glühten
Nach mehr. Du armes Kind! Amine, wärst du hier!
Eridon.
Wär sie's!
Egle.
Nur noch getrutzt! Wie schlimm erging es dir!
Eridon.
Ja, keifen würde sie. Du mußt mich nicht verraten.
Ich habe dich geküßt, jedoch was kann's ihr schaden,
Und wenn Amine mich auch noch so reizend küßt,
Darf ich nicht fühlen, daß dein Kuß auch reizend ist?
Egle.
Da frag sie selbst.
Letzter Auftritt
Amine, Egle, Eridon.
Eridon.
Weh mir!
Amine.
Ich muß, ich muß ihn sehen!
Geliebter Eridon! es hieß mich Egle gehen,
Ich brach mein Wort, mich reut's; mein Freund, ich gehe nicht!
Eridon für sich.
Ich Falscher!
Amine.
Zürnst du noch? du wendest dein Gesicht?
Eridon für sich.
Was werd ich sagen!
Amine.
Ach! verdient sie diese Rache,
So eine kleine Schuld? Du hast gerechte Sache,
Doch laß
Egle.
O laß ihn gehn! Er hat mich erst geküßt;
Das schmeckt ihm noch.
Amine.
Geküßt!
Egle.
Recht zärtlich!
Amine.
Ah! das ist
Zu viel für dieses Herz! So schnell kannst du mich hassen?
Ich Unglückselige! Mein Freund hat mich verlassen!
Wer andre Mädchen küßt, fängt seins zu fliehen an.
Ach! seit ich dich geliebt, hab ich so was getan?
Kein Jüngling durfte mehr nach meinen Lippen streben;
Kaum hab ich einen Kuß beim Pfänderspiel gegeben.
Mir nagt die Eifersucht so gut das Herz wie dir;
Und doch verzeih ich dir's, nur wende dich zu mir!
Doch, armes Herz, umsonst bist du so sehr verteidigt!
Er fühlt nicht Liebe mehr, seitdem du ihn beleidigt.
Die mächtge Rednerin spricht nun umsonst für dich.
Eridon.
O welche Zärtlichkeit! wie sehr beschämt sie mich!
Amine.
O Freundin, konntest du mir meinen Freund verführen!
Egle.
Getrost, mein gutes Kind! du sollst ihn nicht verlieren.
Ich kenn den Eridon und weiß, wie treu er ist.
Amine.
Und hat
Egle.
Ja, das ist wahr, und hat mich doch geküßt.
Ich weiß, wie es geschah, du kannst ihm wohl vergeben.
Sieh! Wie er es bereut!
Eridon fällt vor Aminen nieder.
Amine! Liebstes Leben!
O zürne du mit ihr! sie machte sich so schön;
Ich war dem Mund so nah und konnt nicht widerstehn.
Doch kennest du mein Herz, mir kannst du das erlauben,
So eine kleine Lust wird dir mein Herz nicht rauben.
Egle.
Amine, küß ihn! weil er so vernünftig spricht.
Zu Eridon.
Lust raubt ihr nicht dein Herz, dir raubt sie ihres nicht.
So, Freund! du mußtest dir dein eigen Urteil sprechen.
Du siehst, liebt sie den Tanz, so ist es kein Verbrechen.
Ihn nachahmend.
Und wenn ein Jüngling ihr beim Tanz die Hände drückt,
Der eine nach ihr sieht, sie nach dem andern blickt,
Auch das hat, wie du weißt, nicht gar so viel zu sagen.
Ich hoffe, du wirst nie Aminen wieder plagen,
Und denke, du gehst mit.
Amine.
Komm mit zum Fest!
Eridon.
Ich muß;
Ein Kuß belehrte mich.
Egle zu Aminen.
Verzeih uns diesen Kuß.
Und kehrt die Eifersucht in seinen Busen wieder,
So sprich von diesem Kuß, dies Mittel schlag ihn nieder.
Ihr Eifersüchtigen, die ihr ein Mädchen plagt,
Denkt euren Streichen nach, dann habt das Herz und klagt.