Andreas Gryphius

Dominus de me cogitat

XXVIII

IN meiner ersten Blütt'. im Früling zarter Tage

Hat mich der grimme Tod verwaiset / und die Nacht

Der Traurikeit umbhüllt / mich hat die herbe Macht

Der Seuchen außgezehrt. Ich schmacht in stetter Plage.

Ich theilte meine Zeit / in Seufftzer / Noth und Klage /

Die Mittel / die ich offt für feste Pfeiler acht /

Die haben (leider!) all! erzittert und gekracht

Ich trage nur allein den Jammer / den ich trage.

Doch nein! der treue GOtt beut mir noch Aug und Hand

Sein Hertz ist gegen mir mit Vatertreu' entbrand /

Er ists / der iderzeit vor mich / sein Kind muß sorgen.

Wenn man kein Mittel find / siht man sein Wunderwerck /

Wenn unsre Krafft vergeht beweißt er seine Stärck /

Man schau't ihn / wenn man meint / er habe sich verborgen.