Andreas Gryphius

Beschluß des XXIII. Jahrs

XIII.

IN Angst / in trüber Noth / in Hoffnung / Schmertz und Pein

In Sorgen und in Ach / hab ich diß kurtze Leben

Wofern es Leben heißt / der Eitelkeit gegeben.

Hab ich von Ach und Furcht je ledig mögen seyn?

Ade Welt! Gunst fahr' hin! itzt bin ich nicht mehr dein!

Ich wil den freyen Geist / nun Wehmuth frey / erheben /

Ich wil mit freyem Sinn / weit über alle schweben.

Die strenge Dinstbarkeit schleust in vil Ketten ein!

Mich sol kein Glimpff / kein Schimpff / kein Weh und Wol mehr binden

Man sol fortan mich frey von Zweifel-stricken finden

Ich mag nicht toller Lust / mehr zu gebotte stehn.

Gib allzeit freyer GOtt / der du dich frey heist ehren:

Daß ich dich möge stets mit freyen Ohren hören /

Biß ich durch dich / zu dir / werd' in die Freystatt Sehn.