Andreas Gryphius

An Gott den Heiligen Geist

I.

O Feuer wahrer Lib! O Brunn der guten Gaben!

O Meister aller Kunst! O Höchste Heilikeit!

O dreymal grosser GOtt! O Lust / die alles Leid

Vertreibt! O keusche Taub! O Furcht der Höllen Raben!

Die / eh das wüste Meer / mit Bergen rings umbgraben /

Ehr Lufft und Erden ward / eh das gestirnte Kleid

Dem Himmel angelegt / vor Anbegin der Zeit /

Die zwey / die gantz dir gleich / von sich gelassen haben:

O Weißheit ohne Maß; O reiner Seelen Gast!

O teure Gnaden-Quell' / O Trost in herber Last!

O Regen / der in Angst mit Segen uns befeuchtet!

Ach laß ein Tröpfflein nur von deinem Lebens-Tau

Erfrischen meinen Geist! Hilff dass ich doch nur schau’

Ein Füncklein deiner Glutt! so bin ich gantz erleuchtet.