Andreas Gryphius

An Eugenien. (Schön ist)

XXI

SChön ist ein schöner Leib / den aller Lippen preisen!

Der von nicht schlechtem Stamm und edlen Blutt herrührt.

Doch schöner / wenn den Leib ein' edle Seele zihrt

Die einig sich nur läst die Tugend unterweisen.

Vilmehr / wenn Weißheit noch / nach der wir offtmals reisen

Sie in der Wigen lehrt / mehr wenn sie Zucht anführt

Vnd heilig seyn ergetzt / die nur nach Demutt spür't /

Mehr / wenn ihr keuscher Geist nicht zagt für Flamm und Eisen.

Diß schätz ich rühmens wehrt / diß ist was dise Welt

Die aller Schönheit Sitz für höchste Schönheit hält /

Vnd daß man billich mag der Schönheit Wunder nennen.

Wer dises schauen wil / wird finden was er sucht

Vnd kaum zu finden ist / wenn er / O Blum der Zucht /

O schönste / wenn er euch / wird was genauer kennen!