| Schwartze augen. | |
| WIr schwartzen wolcken wir / mit sonnen angefüllet / Wir schönes finsterniß / da Venus wache hält; Wir duncklen brunnen wir / da blitz und feuer qvillet / Wir sind besiegerin der freyheit dieser welt. Das eiß zerschmeltzt für uns / das eisen muß uns weichen / Die felsen geben nach / es bricht der diamant; Den purpur heissen wir durch unsre macht erbleichen / Und manches hertz zerfleußt durch diesen süssen brand. | |
| Rothe lippen. | |
| Ihr augen thut gemach / kan euer blitz entzünden / So denckt / daß auch der mund voll glut und feuer steckt; Das rothe / was sich will in diesen lippen finden / Ist brand von reiner art mit rosen überdeckt. Der athem / so itzund aus diesem thale fähret / Laufft jagens halber aus / und rennet durch die welt. Ich schwere / daß er nicht von dar zurücke kehret / Biß daß er einen geist hat in das garn gefällt. | |
| Weisse brüste. | |
| Wenn alles reden will / wie können wir denn schweigen? Es will zwar nicht der schnee von unsern hügeln gehn; Doch wollen flammen sich auch auff den spitzen zeigen / Die rüstig tag und nacht in vollem brande stehn. Wer einen leichten blick in diesen circkel schicket / Der wird alsbald bestrickt durch süsse zauberey / Das netze / so mit lust den leichten geist bestricket / Reist keine helden-hand und harter stahl entzwey. | |
| Schwartze augen. | |
| Rühmt / schwestern / was ihr wolt / den ruhm von unsern flammen Hat keine zeit verletzt kein winter abgethan; Hier steht die liebligkeit und auch die krafft beysammen / Und dencken auff ein band / das hertzen fangen kan. Die schlüssel hengen hier zu tausend männer hertzen / Die liebe hat bey uns das zeughaus ihrer macht; Cupido holet hier das feuer zu den kertzen; Ja / lieben haben wir auff diese welt gebracht. | |
| Rothe lippen. | |
| Ein wohlgeschärffter spruch von unserm rothen throne, Thut und verrichtet mehr / als euer stoltzes licht; Was seyd ihr bey der nacht? Ich red es euch zu hohne / Wann nicht die sonne scheint / so sieht das auge nicht. Wir aber herrschen auch / wenn Phöbus von uns weichet / Ja / wenn ihr sternen-heer von wolcken wird bedeckt / So hat manch kluges wort / so durch die rosen streichet / Die löwen eingeschläfft und harte stein erweckt. | |
| Weisse brüste. | |
| Wenn unsre kugeln nicht mit süssem triebe schertzen / Und dieser weisse schild der männer freyheit legt / So stellt die Venus ja vergebens auff die hertzen / Und selten wird ein brand ohn unsre krafft erregt. Das beben / so man stets um unsre grentzen spüret / Bläßt tausend flammen auff / und leget feuer an / Ja dieses / was bey uns verborgen wird geführet / Hat offtmahls mehr / als das / was sich gezeigt / gethan. | |
| Schwartze augen. | |
| Wenn keine brust sich zeigt / wenn lippen schweigen müssen / So reden wir alsdenn durch unsern klaren schein / Wir fügen offtermahls durch einen blick zu wissen / Daß adern / blut und marck voll glut und flammen seyn. Lust / hoffnung / liebe / zorn / kan ieder in uns lesen / Wir reden ohne wort / und sprechen ohne mund; Diß / was noch kommen soll / und allezeit gewesen / Diß macht das augen-lied durch kluge blicke kund. | |
| Rothe lippen. | |
| Der reinen lieblichkeit / so unser blut durchstreichet / Vergleichet sich der tranck der götter selber nicht; Die rosen / derer glantz kein purpur hat erreichet / Sind als ein meister-stück im himmel zugericht. Der wunder-starcke safft / der süsse thau der seelen / So um rubinen fleußt / und hier auff perlen steht / Gibt deutlich zu verstehn / daß in der augen hölen Die reitzung öffters schläfft / hier niemahls untergeht. | |
| Weisse brüste. | |
| Was euer strahl bezwingt / was eure wort verrichten / Ist uns genug bekandt / ist uns genug bewust. Doch lassen wir uns auch nicht gantz und gar vernichten / Wir sind / bedenckt es wohl / der garten aller lust. Die äpffel / so allhier auff diesem stocke schweben / Sind süsser noch als die / so Abels mutter aß; Ja besser / weil sie nicht verletzen an dem leben / Und keine schlange nicht auff ihren blättern saß. | |
| Schwartze augen. | |
| Je kleiner unser reich / je grösser unsre stärcke / Wir schrecken manche brust / und stopffen manchen mund; Die federn werden stumpff in rühmung unsrer wercke / Und manch verbrochnes wort thut unsre kräffte kund. Das hertze klopfft für uns / die glieder lernen zittern / Und wer diß wahre wort für nichts und nichtig hält / Denselben soll der strahl von unserm blitz erschüttern / Zum zeugniß unsrer macht / zur warnung dieser welt. | |
| Rothe lippen. | |
| Die seelen pflegen hier zusammenkunfft zu haben / Und speisen sich mit lust durch süssen honigseim: Hier pflantzet die natur den reichthum ihrer gaben / Und Venus kocht allhier den allerbesten leim. Ein tropffen recht gebraucht / leimt geist und geist zusammen; Thut nun der leim zu schlecht des mundes kräffte kund / Und zeiget nicht genung die funcken meiner flammen / So küsse man alsbald doch einen schönen mund. | |
| Weisse brüste. | |
| Diß / was ihr itzt gerühmt das findt ihr hier begraben; Des himmels rundes bild der rosen lieblichkeit / Des frühlings bunte lust / des sommers süsse gaben / Die sind mit reicher hand hier kräfftig eingestreut. Der brand-befreyte schnee kan felsen selbst entzünden / Und unsre blumen tilgt kein heisser sonnenschein; Cupido wird sich uns zu loben unterwinden / Die feder wird sein pfeil / wir werden blätter seyn. | |