|
Der Heyden halber Christ / der Klugen halber Gott / Der Römer grosser Ruhm / der Käyser gröster Spott. Ließ hier was irrdisch war / beschliessen diesen Stein / Der Sinnen Trefligkeit war diese Welt zu klein. |
|
Den ungeschickten Leib bedeckte mein Verstand / Mein Ruhm lief fliegende durch aller Völcker Land. Und hab ich Zung und Mund / Lufft / Erd / und See gegeben / So muß ich billich auch auff allen Zungen leben. |
|
In diesen kleinen Raum ward Cicero gelegt / Der das berühmte Rom nach Willen hat bewegt. Mein Leser scheue nicht das schlechte Grab zu küssen. Es liegt der Römer Mund zu deinen schlechten Füssen. |
|
Hier liegt ein geiler Mann / so der verkehrten Welt Den Griff der Schlipffrigkeit hat künstlich vorgestellt. Die Venus daß ihr Sohn den Bogen besser dehne / Nahm sein verbultes Hertz / und gab es ihm zur Sehne. |
|
Ich speisete die Welt mit Amber reicher Kost / Aus meinen Reimen wuchs das Blumwerck geiler Lust. Hab' ich die Fleischligkeit zu schlipffrig angerühret / So dencke Venus selbst hat mir die Hand geführet. |
|
Mich hat ein kleiner Ort der deutschen Welt gegeben / Der wegen meiner wird mit Rom die Wette leben. Ich suche nicht zu viel / ich bin genug gepriesen / Daß ich die Venus selbst im Deutschen unterwiesen. |
|
ICh bin durch schimpff und ernst zu meinem reiche kommen / Ein unerhörter mord hat mir es weggenommen. Was halff mich / was ich lieb? was halff / was ich gethan? Nachdem ein messer mehr als eine messe kan. |
|
HIer liegt das grosse haupt / so itzt wird ausgelacht; Viel wissen mehr von mir / als ich iemahls gedacht. Doch wust ich / daß ein stein nicht leicht ein stern kan werden / Ein stein / wie hoch er steigt / fällt endlich zu der erden. |
|
Hie ruht das schöne Haupt / hie ruht die schöne Schoß / Auß der die Liebligkeit mit reichen Strömen floß. Nach dem diß zarte Weib verließ den Huren-Orden / So sind die Engel selbst derselben Buler worden. |
|
Die Liebe war mein Licht bey schwartz-gewölckter Nacht / Das Feuer so ich trug bestritt der Wellen Macht. Ich fiel in Nereus Reich / es ist mir nicht gelungen / Es hat die grosse Fluth die grosse Gluth bezwungen. |
|
Des Todes Lietenant hat sich hieher gesellt / Nach dem sein Recipe viel hundert hingefällt. Mich wundert daß der Tod nicht seiner hat verschonet / Und ihm den treuen Dienst / so er gethan / belohnet. |
|
Das Erdreich gab mir Brod / das Brod erhielt mein Leben / Vor Brod hab ich das Fleisch der Erden hingegeben. Ich gebe wol zu viel. Das Fleisch kam aus der Erden / Und muß auch / was es war / in kurtzem wieder werden. |
|
Ich war ein Alchimist / ich dachte Tag und Stunden / Auf eine neue Kunst des Todes frey zu seyn / Diß was ich stets gesucht / das hab ich nicht gefunden / Und was ich nicht gesucht / das stellt sich selbsten ein. |
|
Die Leber ist zu Wien / das Glied zu Rom geblieben / Das Hertz in einer Schlacht / und das Gehirn im Lieben. Doch daß der Leib nicht gantz verlohren möchte seyn / So legte man den Rest hier unter diesen Stein. |
|
Ich bin in freyer Lufft auf Stricken stets gegangen / Ich ward in freyer Lufft an einen Strick gehangen. Mein Leib der nehrte sich mit Stricken und mit Lufft. Nun bringt mich Lufft und Strick auch endlich in die Grufft. |
|
Kein Europaeer sol die schlechte Grabschrifft lesen / Und lachen daß ich schwartz und nackend bin gewesen. Ich trug das Mutterkleid / dich kleidet Bock und Kuh / Du bist mehr Vieh als ich / ich war mehr Mensch als du. |
|
Wo meine Mutter liegt / da bin ich auch begraben / Ich wolte nechst bey ihr mein Leichbegräbnüs haben / Nicht unlieb hett' ich mich zum Vater hinverfügt / Ich wuste wo er lag / und weiß nicht wo er liegt. |
|
Im Leben war ich Knecht / im Tode bin ich frey / Es brach des Todes Band die Fessel leicht entzwey; Die Ketten flecken nicht / ich kante mein Geblüthe / Ich starb ein Knecht durch Zwang mit nichten von Gemüthe. |
|
Zwey Hörner liegen hier in dieser Grufft begraben / Nicht dencket / daß ein Bock hier wird die Ruhstadt haben. Hier ruht ein guter Mann / der Hörner hat bekommen / Nach dem ihm die Natur das Stossen hat benommen. |
|
Mein Bette / Tisch / und Stul war dieses weite Rund / Zwo Sachen plagten mich / der Magen und der Mund. Ich wünschte nichts so sehr / als bald seyn zu begraben / Gleich wie ein ander Mann ein eigen Grab zu haben. |
|
Die Jugend hab ich stets mit Bulen zugebracht / Als nun das Alter kam und meiner Jugend Nacht / So war ich Kohlen gleich die junges Holtz entzünden / Die Asche wird man noch umb diese Gegend finden. |
|
Mein Leben ändert' ich nach meiner Augenblicke / Mit Unbeständigkeit beschämt ich das Gelücke. Die gröste Büberey hat mir der Tod gethan / Dieweil ich dieses Grab auch nicht verändern kan. |
|
EIn stern der tugenden / die sonne dieser stadt / Ein engel / wenn man will den nahmen recht erwegen / Ein licht / so in der welt mit lust geschienen hat / Muß sich dem tode nun zu seinen füssen legen. Mein leser / liß doch recht / was ich dir kund gethan; Ich habe viel gesagt / noch aber mehr verschwiegen; Wo hier stern / sonne / licht und engel wohnen kan / So muß der himmel ja in diesem grabe liegen. |