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Geh, Muse, wenn ich bitten darf, und bring dem Celsus, Nerons Freund und Schreiber, meinen Gruß, und meine besten Wünsche. Fragt er dich, wie mirs ergeh, so sag ihm, daß ich, bei den schönsten Entschließungen, doch weder für die Weisheit noch fürs Vergnügen lebe nicht, weil etwa der Hagel meinen Wein zerschlagen, oder die Hitze meinen Ölbaum ausgedorrt, und unter meinen Herden, die den Klee entlegner Fluren mäh'n, die Seuche wütet bloß, weil ich schwach am ganzen Leib', und leider noch schwächer am Gemüt, nichts hören will, was etwa meine Krankheit lindern könnte, mich von der Ärzte gutem Rat gar sehr beleidigt find', und meinen Freunden zürne, die mir den schlimmen Dienst erweisen und aus meiner Schlafsucht mich zu rütteln suchen: kurz, alles haben will, was mir schon oft geschadet hat, und alles fliehe, was Mir, wie ich glaube, heilsam ist; zu Rom | Celso gaudere et
bene rem gerere Albinovano Musa rogata refer, comiti scribaeque Neronis; si quaeret quid agam, dic, multa et pulchra minantem vivere nec recte nec suaviter: haud quia grando <5> contuderit vites oleamve momorderit aestus, nec quia longinquis armentum aegrotet in agris; sed quia mente minus validus quam corpore toto, nil audire velim nil discere quod levet aegrum, fidis offendar medicis, irascar amicis, <10> cur me funesto properent arcere veterno? Quae nocuere sequar, fugiam quae profore credam; | |
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mich stets nach Tibur sehne, und zu
Tibur1) nach Rom. Dann, Muse, frag ihn, wie er sich befinde, wie er seine Sachen treibe, und wie er mit dem edeln Jüngling, wie mit seinen Kameraden stehe? Spricht er: wohl! so sag ihm, daß michs freue; doch, vergiß mir ja nicht, diese kleine Lehre ihm ins Ohr zu flüstern: So, wie du das Glück, so werden wir, Freund Celsus, dich ertragen2)! | Romae
Tibur amem ventosus, Tibure Romam. Post haec ut valeat? quo pacto rem gerat et se? Ut placeat iuveni percontare utque cohorti? <15> Si dicat, recte; primum gaudere, subinde praeceptum auriculis hoc instillare memento: ut tu fortunam, sic nos te, Celse, feremus. |
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Romae rus optas, absentem rusticus urbem tollis ad astra, levis. |
Die hypochondrische Laune, über die er hier klagt, war ihm also nichts Neues wiewohl
sich die Sache auch ohne Hvpochondrie sehr natürlich erklären ließe. Übrigens
ist noch, als die Ursache, warum er hier gerade Tibur nennt, zu bemerken,
daß er vermutlich in dieser Gegend einige Grundstücke oder eine kleine Meierei, die zu
seinem Sabinischen Gute gehörte, besaß; und so ist die Stelle in seinem dem Sueton
zugeschriebenen Leben zu verstehen, wo gesagt wird, daß er außer der Sabinischen Villa
auch eine zu Tibur gehabt habe; welchem sonst Horazens eigne Worte in der 10ten Ode des 2ten Buchs
widersprechen würden.