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Wofern du deines Anteils an Agrippas Sizilischen Früchten, die du sammelst, nur recht zu genießen weißt, mein Iccius, so seh' ich nicht, wie Zeus dich reicher machen könnte. Laß ab von Klagen, Freund! der ist nicht arm, wer reichlich hat, was er zum Leben braucht. So lange deinem Magen, deinen Hüften und deinen Füßen wohl ist, könnten Königsschätze nichts Bessers, nichts von größeren Wert hinzutun. Wenn du, im Überfluß so vieles Guten, vielleicht von Kräutern und von Nesseln lebst1) du würdest, glaube mir, nicht anders leben, wenn dich Fortuna stracks bis an den Hals in einen Goldfluß setzte: sei es nun, weil Reichtum die Natur nicht ändert, oder weil einem Stoiker, wie du, die bloße Tugend zum Glück genug und über alles ist2). Wenn Demokrit, indes sein Geist, vom Leibe | Fructibus Agrippae Siculis, quos colligis, Icci, si recte frueris, non est ut copia maior ab Iove donari possit tibi: tolle querelas! Pauper enim non est, cui rerum suppetit usus. <5> Si ventri bene, si lateri est pedibusque tuis, nil divitiae poterunt regales addere maius. Si forte, in medio positorum abstemius, herbis vivis et urtica, sic vives protinus, ut te confestim liquidus Fortunae rivus inauret: <10> vel quia naturam mutare pecunia nescit, vel quia cuncta putas una virtute minora. Miramur, si Democriti pecus edit agellos | |
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abwesend, ins Ideenland hinüber geflogen ist, dem Vieh der Nachbarn seine Äcker und Gärten preis gibt3), wundern wir uns dessen? da, mitten in der allgemeinen Seuche der Üppigkeit und schäbichten Gewinnsucht, du, statt der Dinge, die den kleinen Seelen so wichtig als sie dir verächtlich sind, noch um so hohe Fragen dich bekümmerst4): als: was das Meer in seinen Schranken halte? Woher der Jahreszeiten schöne Ordnung? Ob ohne Regel, oder nach Gesetzen, die Wandelsterne durch den Äther schweifen? Warum des Mondes Scheibe wechselsweise bald ab- bald zunimmt? Kurz, den ganzen Plan der zwietrachtvollen Eintracht der Natur, und ob Empedokles, ob der spitzfindige Stertinius nicht wisse, was er will5)? Indessen sei es, daß du Fische oder Lauch und Zwiebeln würgest6), laß den Grosphus dir empfohlen sein7), und, falls er was begehrt, komm freundlich ihm entgegen. Grosphus kann | cultaque, dum peregre est
animus sine corpore velox, cum tu inter scabiem tantam et contagia lucri <15> nil parvum sapias et adhuc sublimia cures? Quae mare compescant causae? Quid temperet annum? Stellae sponte sua iussaene vagentur et errent? Quid premat obscurum lunae, quid proferat orbem? Quid velit et possit rerum concordia discors? <20> Empedocles an Stertinium deliret acumen? Verum, seu pisces seu porrum et caepe trucidas, utere Pompeio Grospho, et si quid petet ultro | |
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nichts, als was recht und billig ist, begehren. Man kauft die Freunde wohlfeil, sagt das Sprüchwort, wenn brave Leute was vonnöten haben. Um endlich auch was Neues dir zu schreiben, so wisse, daß Agrippa die Cantabrer und den Armenier Nerons Tapferkeit bezwungen hat; kniefällig anerkennet Phraates Cäsars Oberherrlichkeit8), und über ganz Italien hat ihr goldnes Horn des Überflusses Göttin ausgegossen9). | defer;
nil Grosphus, nisi verum orabit et aequum. Vilis amicorum est annona, bonis ubi quid dest. <25> Ne tamen ignores, quo sit Romana loco res, Cantaber Agrippae, Claudi virtute Neronis Armenius cecidit; ius imperiumque Phrahates Caesaris accepit genibus minor; aurea fruges Italiae pleno defudit copia comu. |
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Hundert Herden Sizilischer Kühe brüllen dir entgegen, dir wiehern zum Wettlauf schnelle Stuten, und Wolle mit Getulischem Purpur doppelt gefärbet kleidet dich |