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Verwalter meiner Waldungen und meines mir selbst mich wiedergebenden mir nicht zu kleinen Gutes, das hingegen dir so verächtlich ist, wiewohl's in alten Zeiten fünf Feuerstellen hatte, und nach Varia fünf dorten zünft'ge wackre Männer schickte1): auf, laß uns eifern, welcher von uns beiden, du Meine Felder, oder ich mein Herz, von Dorn und Disteln besser säubern könne, und ob das Landgut oder ob sein Herr in besserm Stande sei? Was mich betrifft, wiewohl mein Lamiaa), der seinen Bruder betrau'rt2), um den verlernen Bruder Tag und Nacht untröstbar weint, mich noch in Rom zurückhält: so zieht mein Herz doch immer mich dorthin, und strebt mit Sehnsucht, die verhaßten Schranken, die meine Freiheit hemmen, zu durchbrechen. Ich preise den, der auf dem Lande lebt, du nur den Städter glücklich, und so muß | Villice silvarum, et mihi me reddentis agelli, quem tu fastidis, habitatum quinque focis et quinque bonos solitum Variam dimittere patres: certemus spinas animone ego fortius an tu <5> evellas agro, et melior sit Horatius an res! Me quamvis Lamiae pietas et cura moratur, fratrem maerentis, rapto de fratre dolentis insolabiliter, tamen istuc mens animusque fert et amat spatiis obstantia rumpere claustra. <10> Rute ego viventem, tu dicis in urbe beatum; | |
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dann freilich jedem, dem des andern Los das beßre deucht, verhaßt sein eignes sein. Mit größtem Unrecht schieben wir die Schuld des Mißvergnügens auf den Ort, der nichts für unsre Torheit kann: die Schuld liegt ganz allein am Herzen, das sich selber nirgends entfliehen kann. Als Hausknecht in der Stadt wie seufztest du dich immerfort aufs Land! Jetzt, da dein Wunsch erfüllt ist, sehnest du dich nach der Stadt zurück und ihren Spielen und Bädern. Ich bin, wie du weißt, zum mindsten mir selber gleich3). Du siehst mich immer traurig und bösen Muts, so oft als die verhaßten Geschäfte mit Gewalt nach Rom mich ziehen. Wir lieben nicht die gleichen Dinge: dies macht zwischen mir und dir den Unterschied. Was du für öde rauhe Wildnis hältst, hat hohen Reiz für mich und meinesgleichen; dafür ist uns hingegen auch zuwider, was dir das Angenehmste deucht. Bordell und Schenke, merk' ich wohl, das ists, was dir die große Sehnsucht nach der Stadt erweckt4), und daß in unserm Winkel eher Weihrauch | cui placet alterius, sua
nimirum est odio sors. Stultus uterque locum immeritum causatur inique, in culpa est animus, qui se non effugit umquam. Tu mediastinus tacita prece rura petebas, <15> nunc urbem et ludos et balnea villicus optas. Me constare mihi scis et discedere tristem quandocumque trahunt invisa negotia Romam. Non eadem miramur; eo disconvenit inter meque et te: nam quae deserta et inhospita tesqua <20> credis, amoena vocat mecum qui sentit, et odit, quae tu pulchra putas. Fornix tibi et uncta popina incutiunt urbis desiderium, video, et quod | |
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und Pfeffer reifen wird, als eine Traube, und daß kein Wirtshaus in der Nähe ist, wo Wein gezapft wird, keine willige Sackpfeiferin, zu deren lärmendem Gedudel du die Erde stampfen könntest. Indessen fehlts, die Grillen zu vertreiben, dir, wie du selber sagst, an Arbeit nicht: da sind noch wüste Lehden aufzubrechen, und kommt der müde Stier nach Haus, so muß frisch abgestreiftes Laub zu seinem Futter bereit sein; auch ist da zum Überfluß ein Bach, der deiner Trägheit viel zu tun macht, und nur durch Damm auf Damm bei Regengüssen gezwungen wird der Wiesen zu verschonen. Nun höre noch, warum ich nicht mit dir aus gleichem Tone sing'. Ich weiß die Zeit so gut wie du, da leichte dünne Röcke und eingesalbte Locken mir noch ziemten; die guten Tage, da ich unentgeltlich der räuberischen Cinara gefielb), | angulus
iste feret piper et tus ocius uva, nec vicina subest vinum praebere taberna <25 > quae possit tibi, nec meretrix tibicina, cuius ad strepitum salias terrae gravis. Et tamen urgues iam pridem non tacta ligonibus arva, bovemque disiunctum curas et strictis frondibus exples; addit opus pigro rivus, si decidit imber, <30> multa mole docendus aprico parcere prato. Nunc age quid nostrum concentum dividat, audi. Quem tenues decuere togae nitidique capilli, quem scis immunem Cinarae placuisse rapaci, | |
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und mirs ein leichtes war, beim Trinkgelag, vom hellen Mittag an, ein goldnes Fläschchen Falerner nach dem andern auszuschlürfen. Jetzt aber lieb' ich eine kurze Mahlzeit und nah am Kieselbach ein Mittagsschläfchen im hohen Grase; nicht, als schämt' ich mich gespielt zu haben, aber Schande wär's, zu rechter Zeit das Spiel nicht abzubrechen. Dort nagt kein scheeles Aug' an meinem Wohlstand, kein unbekannter Feind vergiftet dort durch leisen Biß mein unbemerktes Leben: Das Schlimmste, was mir meine Nachbarn tun, ist, wenn sie Stein' und Schollen aus den Furchen mich stoßen sehn, des guten Wirts zu lachen5). Du bist nun einmal auf die Stadt erpicht, und möchtest lieber dort mit andern Knechten dich knapp behelfen, als hier reichlich leben; hingegen neidet dir der Stadtbediente das freie Holz, den Garten und die Herden, die du benutzen darfst. So wünscht der träge Stier den Sattel, und der Klepper möchte pflügen. | quem bibulum
liquidi media de luce Falerni, <35> cena brevis iuvat et prope rivum somnus in herba; nec lusisse pudet, sed non incidere ludum. Non istic obliquo oculo mea commoda quisquam limat, non odio obscuro morsuque venenat: rident vicini glaebas et saxa moventem. <40> Cum servis urbana diaria rodere mavis, horum tu in numerum voto ruis: invidet usum lignorum et pecoris tibi calo argutus, et horti. | |
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Am besten, denk' ich, ist's, ein jeder treibe das Handwerk, das er kann, und treib' es gern. | Optat ephippia bos piger,
optat arare caballus; quam scit uterque, libens, censebo, exerceat artem. |
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Romae rus optas, absentem rustius urbem tollis ad astra levis, u. s. w. Zu Rom ists stets das ewige Geseufze, ach, wär' ich auf dem Land! Kaum bist du da, so wird die Stadt bis an die Stern' erhoben. Trifft sichs, zufälligerweise, daß du nirgends zum Essen eingeladen bist: da geht bei dir nichts über Hausmannskost. »Man bleibt so hübsch gesund dabei und schläft so sanft!« Wer dächte nicht, wie wohl dir wäre, daß du nirgends zechen müssest! Aber laß nur einen Laufer kommen, der dich auf die Nacht, sobald die ersten Lampen brennen, bei Mäcen zur Tafel bittet Himmel! welcher Lärm da gleich im Hause aufgeht! Wie du zappelst, tobst, und ein Geschrei erhebst, wenn nicht gleich alles da ist, was du, dich schön zu machen, nötig hast, u. s. w. |
Wir werden eine ähnliche Stelle im funfzehnten Briefe finden, auf die sich Geßner mit
noch besserm Grunde berufen konnte: aber er hätte nicht vergessen sollen, daß man sich,
weder in Scherz noch Ernst, der Fehler anklagt, die man wirklich hat. Die
entschiedne Liebe unsers Dichters zum Landleben spricht allzulaut aus allen seinen Werken, als
daß er nicht mit Wahrheit hätte sagen können, er sei sich in diesem Stücke
selber gleich. Vorübergehende Launen sind keine Charakterzüge: und wenn mans immer so
scharf, wie Geßner hier mit Horazen, nehmen wollte, so würde weder Sokrates noch Cato von
ähnlichen Vorwürfen frei sein.