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Ein Feigenklotz, ein wenig nützes Holz, war ich, als einst der Zimmermann, unschlüssig was aus mir werden sollt', ein Schemel, oder ein Priapa), zum Gott mich lieber machen wollte: So bin ich dann ein Gott, der große Popanz der Vögel und der Diebe! Diese hält die Sichel in meiner Handb), und was ihr wißt in Furcht; die frechen Vögel schreckt das Rohr auf meinem Kopfe, sich auf die neugepflanzten Gärten nieder zu lassen. Hier, wohin noch jüngst die Leichen der Sklaven, aus der engen Zelle ausgeworfen, ein Nebenknecht bei Nacht in einer offnen armsel'gen Lade tragen ließ, im allgemeinen Begräbnisplatz des nacktsten Bettelpacks, des Scurra Pantolab, des Schlemmers Nomentan1), wo sonst ein Denkstein uns zu wissen tat, | Olim truncus eram
ficulnus, inutile lignum, cum faber, incertus scamnum faceretne Priapum, maluit esse deum: deus inde ego, furum aviumque maxima formido; nam fures dextra coercet <5> obscaenoque ruber porrectus ab inguine palus; ast importunas volucres in vertice arundo terret fixa, vetatque novis considere in hortis. Huc prius angustis eiecta cadavera cellis conservus vili portanda locabat in arca: <10> hoc miserae plebi stabat commune sepulcrum, Pantolabo scurrae, Nomentanoque nepoti. | |
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daß tausend Fuß der Länge und dreihundert der Breite nach, kein Erbe diesen Boden in Anspruch nehmen könn' auf den Esquilien2), mit einem Worte, wohnt man jetzt gesund, und auf der Höhe, wo das Auge sonst nichts als den traur'gen Anblick eines öden Feldes voll weißer Knochen hatte, geht man jetzt in grünen Lustrevieren. Aber seit ich diese Gärten hüte, hat das Diebsgesindel und Raubgevögelc), das hier seine Nahrung zu suchen pflegt, mir minder Not gemacht, als jene Vetteln, die durch Zauberlieder und Liebestränke jungem Männervolk den Kopf verrücken. Diese, was ich auch beginne, kann ich nicht vertreiben, noch verhindern, sich, sobald die wandelbare Luna ihr schönes Antlitz zeigt, hieher zu schleichen und Totenbein' und Hexenkraut zu suchen. Ich selbst, mit diesen Augen, sah Canidien | Mille pedes in fronte, trecentos
cippus in agrum hic dabat, heredes monumentum ne sequeretur Nunc licet Esquiliis habitare salubribus, atque <15> aggere in aprico spatiari, quo modo tristes albis informem spectabant ossibus agrum: Cum mihi non tantum furesque feraeque, suetae hunc vexare locum, curae sint atque labori quantum carminibus quae versant atque venenis <20> humanos animos. Has nullo perdere possum nec prohibere modo, simulac vaga luna decorum protulit os, quin ossa legant herbasque nocentes. Vidi egomet nigra succinctam vadere palla | |
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im schwarzen aufgeschürzten Rock, mit nacktem Fuß' und aufgelöstem Haar, nebst Sagana der ältern, heulend irren, beide scheußlich im bleichen Schein des Mondes anzusehn! Auf einmal fingen euch die Druden an die Erde mit den Nägeln aufzukratzen, und ein schwarzes Lamm mit ihren Zähnen zu zerreißen, damit das Blut, sich in die Grube sammelnd, die Seelen der Verstorbnen an sich zöge, die ihren Fragen Antwort geben sollten3). Auch sah ich da zwei Puppen, eine woll'ne, aus Wachs die andre: jene, größere, stand drohend mit gezückter Geißel, diese lag in Todesängsten, sklavengleich gekrümmt Und Gnade flehend4). Murmelnd riefen drauf der Hecate die eine, Tisiphonen der schrecklichen, die andre5): und nun hättet ihr die Schlangen sehen sollen, und die Höllenhunde, die heulend hin und wieder liefen, und den Mond, der, um kein Zeuge dieser gräßlichen Geheimnisse zu sein, sich blutrot hinter | Canidiam, pedibus nudis
passoque capillo, <25> cum Sagana maiore, ululantem. Pallor utrasque fecerat horrendas aspectu. Scalpere terram unguibus et pullam divellere mordicus agnam coeperunt; cruor in fossam confusus, ut inde Manes elicerent, animas responsa daturas. <30> Lanea et effigies erat, altera cerea; maior lanea, quae poenis compesceret inferiorem. Cerea suppliciter stabat, servilibus utque iam peritura modis. Hecaten vocat altera, saevam altera Tisiphonem: serpentes atque videres <35> infernas errare canes, lunamque rubentem, ne foret his testis, post magna latere sepulcra. | |
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den größten Grabstein schlich. Wofern ich nicht die Wahrheit sage, sollen alle Raben der ganzen Welt den Kopf mir übertünchen! Soll die zerbrechliche Pedazia6) und der Dieb Voran an mich ohne Scheu begießen und bemalen! Ich könnte viel Besonders noch erzählen, wie mit den Geistern Sagana gesprochen und wie mit zarten weinerlichen Stimmchen, kaum hörbar, ihr die Geister Antwort gaben; und wie sie drauf gefleckter Schlangen Zähne mit einem Wolfsbart heimlich in die Erde verscharrt7), und in der angefachten Flamme das arme Bild von Wachs dahingeschmolzen. Nur freut mich, daß sie mich nicht ungestraft zum Zeugen dieser Höllen-Szene machten. Sie mußten mir gar fein die Angst bezahlen die das Geheul der Furien und ihre Greuel mir eingejagt! Denn mir entfuhr auf einmal ein Seufzer, daß mein feigenhölzernes Gesäß, gleich einer luftgefüllten Blase, mit lautem Knall zerbarst8). Was die erschraken! Wie sie der Stadt zu rannten! Wie Canidia | Mentior at si quid, merdis
caput inquiner albis corvorum, atque in me veniat mictum atque cacatum Iulius et fragilis Pediatia, furque Voranus! <40> Singula quid memorem, quo pacto alterna loquentes umbrae cum Sagana resonarint triste et acutum, utque lupi barbam variae cum dente colubrae abdiderint furtim terris, et imagine cerea largior arserit ignis; et ut non testis inultus <45> horruerim voces Furiarum et facta duarum. Nam, displosa sonat quantum vesica, pepedi diffissa nate ficus. At illae currere in urbem, | |
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die Zähne, Sagana den hohen
Haarkopf9), die Kräuter und die Zauberbinden um die Arme im Laufen fallen ließ! Ihr hättet euch über dem Spektakel krank gelacht! | Canidiae dentes, altum
Saganae caliendrum excidere, atque herbas et incantata lacertis <50> vincula, cum magno risuque iocoque videres. |
| Ficta voluptatis causa sint proxima veris |
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Wie im nämlichen Feuer dies Wachs zerschmilzt, dieser Leim sich härtet, so schmelze und härte in meiner Liebe sich Daphnis. |
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Thestylis, hörst du nicht wie in der Stadt die Hunde uns bellen? Hecate geht im Scheideweg! |
Hier aber sieht Priap wirklich höllische Schlangen und Hunde, als die Zeichen der Ankunft der Hecate und Tisiphone, wiewohl diese Göttinnen nicht in ihrer eigenen Gestalt sichtbar wurden. Auf eben diese Weise sagt Virgil im 6ten Buche der Äneis:
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visaeque canes ululare per umbram adventante dea. |
Auch Priap hörte das Geheul dieser Hunde; denn die voces
Furiarum im 45sten Verse sagen nichts anders als dies.