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Am Kirchhof dort bin ich gestanden, Wo unten still das Rätsel modert Und auf den Grabesrosen lodert; Es blüht die Welt in Todesbanden.
Dort lächelt auf die Gräber nieder
Doch kaum daß sie geklungen hatten,
Natur! will dir ans Herz mich legen!
In deinen Waldesfinsternissen |
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Die Vögel fliehn geschwind Zum Nest im Wetterhauche, Doch schleudert sie der Wind Weitab von ihrem Strauche.
Das Wild mit banger Hast
Das Heer der Wolken schweift
Das Bächlein, sonst so mild,
Der Donner bricht herein,
Der Regen braust; nun schwand
Doch mir im Herzensgrund |
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Durch den Hain mit bangem Stoße Die Gewitterlüfte streichen; Tropfen sinken, schwere, große, Auf die Blätter dieser Eichen.
An ein banges Herzensklopfen
Muß ein großer Schmerz in Zähren
War die Träne noch zu fassen,
O! es waren heiße, herbe, |
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Bist fremd du eingedrungen, So fürcht Erinnerungen, Sie stürzen auf Waldwegen Wie Räuber dir entgegen.
Willst du im Walde weilen,
In froher Kinder Kreise
Verjüngender doch wirken
Hier quillt die träumerische,
Es rauschet wie ein Träumen
Im Herzen wird es helle,
Sehnsüchtig zieht entgegen
Tautropfen auf den Spitzen
Sie schweigt in Sehnsucht lauschend,
All ihre Pulse beben,
So lauscht und rauscht die Seele, |
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Wie Merlin Möcht ich durch die Wälder ziehn; Was die Stürme wehen, Was die Donner rollen Und die Blitze wollen, Was die Bäume sprechen, Wenn sie brechen, Möcht ich wie Merlin verstehen.
Voll Gewitterlust
Wurzelfäden streckt
Flattern läßt sein Haar Merlin
Das Gewitter ist vollbracht,
Frühlingsnacht! kein Lüftchen weht,
Still die Götter zu beschleichen
Stimmen, die den andern schweigen, |
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Der Nachtwind hat in den Bäumen Sein Rauschen eingestellt, Die Vögel sitzen und träumen Am Aste traut gesellt.
Die ferne schmächtige Quelle,
Und wenn die Nähe verklungen,
Daß alles vorübersterbe, |
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Schläfrig hangen die sonnenmüden Blätter, Alles schweigt im Walde, nur eine Biene Summt dort an der Blüte mit mattem Eifer; Sie auch ließ vom sommerlichen Getöne, Eingeschlafen vielleicht im Schoß der Blume. Hier, noch Frühlings, rauschte die muntre Quelle; Still versiegend ist in die Luft zergangen All ihr frisches Geplauder, helles Schimmern. Traurig kahlt die Stätte, wo einst ein Quell floß; Horchen muß ich noch dem gewohnten Rauschen, Ich vermisse den Bach, wie liebe Grüße, Die sonst fernher kamen, nun ausgeblieben. Alles still, einschläfernd, des dichten Mooses Sanft nachgiebige Schwellung ist so ruhlich; Möge hier mich holder Schlummer beschleichen, Mir die Schlüssel zu meinen Schätzen stehlen Und die Waffen entwenden meines Zornes, Daß die Seele, rings nach außen vergessend, Sich in ihre Tiefen hinein erinnre. Preisen will ich den Schlummer, bis er leise Naht in diesem Dunkel und mir das Auge schließt. Schlaf, du kindlicher Gott, du Gott der Kindheit! Du Verjünger der Welt, die, dein entbehrend, Rasch in wenig Stunden wäre gealtert. Wundertätiger Freund, Erlöser des Herzens! Rings umstellt und bewacht am hellen Tage Ist das Herz in der Brust und unzugänglich Für die leiseren Genien des Lebens, Denn ihm wandeln voran auf allen Wegen Die Gedanken, bewaffnet, als Liktoren, Schreckend und verscheuchend lieblichen Zauber. Aber in der Stille der Nacht, des Schlummers, Wacht die Seele heimlich und lauscht wie Hero, Bis verborgen ihr Gott ihr naht, herüber Schwimmend durch das wallende Meer der Träume.
Eine Flöte klang mir im Schlaf zuweilen,
Schlaf, melodischer Freund, woher die Flöte? |
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Abend ists, die Wipfel wallen Zitternd schon im Purpurscheine, Hier im lenzergriffnen Haine Hör ich noch die Liebe schallen.
Kosend schlüpfen durch die Äste
Wo die frischen Wellen fließen,
Wie ins dunkle Dickicht schweben
Einmal nur, bevor mirs nachtet,
Wie vor Nacht zur Flut sich neigen |
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Rings ein Verstummen, ein Entfärben; Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln, Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln; Ich liebe dieses milde Sterben.
Von hinnen geht die stille Reise,
Die Vögel zogen nach dem Süden
In dieses Waldes leisem Rauschen | |
| (1843) |