Tellheim
Gnädiges Fräulein, Sie werden mein
Verweilen entschuldigen -
Fräulein
Oh, Herr Major, so gar militärisch
wollen wir es miteinander nicht nehmen. Sie sind ja
da! Und ein Vergnügen erwarten, ist auch ein Vergnügen. -
Nun? (indem sie ihm lächelnd ins Gesicht
sieht) lieber Tellheim, waren wir nicht vorhin Kinder?
Tellheim
Jawohl, Kinder, gnädiges Fräulein;
Kinder, die sich sperren, wo sie gelassen folgen sollten.
Fräulein
Wir wollen ausfahren, lieber Major
- die Stadt ein wenig zu besehen -, und hernach meinem
Oheim entgegen.
Tellheim
Wie?
Fräulein
Sehen Sie, auch das Wichtigste haben
wir einander noch nicht sagen können. Ja, er trifft
noch heut hier ein. Ein Zufall ist schuld, daß ich einen
Tag früher ohne ihn angekommen bin.
Tellheim
Der Graf von Bruchsall? Ist er zurück?
Fräulein
Die Unruhen des Krieges verscheuchten
ihn nach Italien; der Friede hat ihn wieder zurückgebracht. -
Machen Sie sich keine Gedanken, Tellheim.
Besorgten wir schon ehemals das stärkste Hindernis
unsrer Verbindung von seiner Seite -
Tellheim
Unserer Verbindung?
Fräulein
Er ist Ihr Freund. Er hat von zu
vielen zu viel Gutes von Ihnen gehört, um es nicht zu
sein. Er brennet, den Mann von Antlitz zu kennen,
den seine einzige Erbin gewählt hat. Er kömmt als
Oheim, als Vormund, als Vater, mich Ihnen zu übergeben.
Tellheim
Ah, Fräulein, warum haben Sie meinen
Brief nicht gelesen? Warum haben Sie ihn nicht lesen wollen?
Fräulein
Ihren Brief? Ja, ich erinnere mich,
Sie schickten mir einen. Wie war es denn mit diesem
Briefe, Franziska? Haben wir ihn gelesen, oder haben
wir ihn nicht gelesen? Was schrieben Sie mir denn,
lieber Tellheim? -
Tellheim
Nichts, als was mir die Ehre befiehlt.
Fräulein
Das ist, ein ehrliches Mädchen, die
Sie liebt, nicht sitzen zu lassen. Freilich befiehlt das die
Ehre. Gewiß, ich hätte den Brief lesen sollen. Aber
was ich nicht gelesen habe, das höre ich ja.
Tellheim
Ja, Sie sollen es hören -
Fräulein
Nein, ich brauch es auch nicht einmal
zu hören. Es versteht sich von selbst. Sie könnten
eines so häßlichen Streiches fähig sein, daß Sie mich
nun nicht wollten? Wissen Sie, daß ich auf Zeit meines
Lebens beschimpft wäre? Meine Landsmänninnen würden
mit Fingern auf mich weisen. - "Das ist sie",
würde es heißen, "das ist das Fräulein von Barnhelm,
die sich einbildete, weil sie reich sei, den wackern Tellheim
zu bekommen: als ob die wackern Männer für
Geld zu haben wären!" So würde es heißen: denn
meine Landsmänninnen sind alle neidisch auf mich.
Daß ich reich bin, können sie nicht leugnen; aber davon
wollen sie nichts wissen, daß ich auch sonst noch
ein ziemlich gutes Mädchen bin, das seines Mannes
wert ist. Nicht wahr, Tellheim?
Tellheim
Ja, ja, gnädiges Fräulein, daran erkenne
ich Ihr Landsmanninnen. Sie werden Ihnen einen abgedankten,
an seiner Ehre gekränkten Offizier, einen
Krüppel, einen Bettler, trefflich beneiden.
Fräulein
Und das alles wären Sie? Ich hörte
so was, wenn ich mich nicht irre, schon heute vormittage.
Da ist Böses und Gutes untereinander. Lassen
Sie uns doch jedes näher beleuchten. - Verabschiedet
sind Sie? So höre ich. Ich glaubte, Ihr Regiment sei
bloß untergesteckt worden. Wie ist es gekommen, daß
man einen Mann von Ihren Verdiensten nicht beibehalten?
Tellheim
Es ist gekommen, wie es kommen müssen.
Die Großen haben sich überzeugt, daß ein Soldat
aus Neigung für sie ganz wenig, aus Pflicht nicht viel
mehr, aber alles seiner eignen Ehre wegen tut. Was
können sie ihm also schuldig zu sein glauben? Der
Friede hat ihnen mehrere meinesgleichen entbehrlich
gemacht, und am Ende ist ihnen niemand unentbehrlich.
Fräulein
Sie sprechen, wie ein Mann sprechen
muß, dem die Großen hinwiederum sehr entbehrlich
sind. Und niemals waren sie es mehr als jetzt. Ich sage
den Großen meinen großen Dank, daß sie ihre Ansprüche
auf einen Mann haben fahren lassen, den ich
doch nur sehr ungern mit ihnen geteilet hätte. - Ich
bin Ihre Gebieterin, Tellheim; Sie brauchen weiter
keinen Herrn. - Sie verabschiedet zu finden, das Glück
hätte ich mir kaum träumen lassen! - Doch Sie sind
nicht bloß verabschiedet: Sie sind noch mehr. Was sind
Sie noch mehr? Ein Krüppel: sagten Sie? Nun (indem
sie ihn von oben bis unten betrachtet), der Krüppel ist
doch noch ziemlich ganz und gerade; scheinet doch
noch ziemlich gesund und stark. - Lieber Tellheim,
wenn Sie auf den Verlust Ihrer gesunden Gliedmaßen
betteln zu gehen denken: so prophezeie ich Ihnen voraus,
daß Sie vor den wenigsten Türen etwas bekommen
werden; ausgenommen vor den Türen der gutherzigen
Mädchen wie ich.
Tellheim
Jetzt höre ich nur das mutwillige Mädchen,
liebe Minna.
Fräulein
Und ich höre in Ihrem Verweise nur
das Liebe Minna - Ich will nicht mehr mutwillig sein.
Denn ich besinne mich, daß Sie allerdings ein kleiner
Krüppel sind. Ein Schuß hat Ihnen den rechten Arm
ein wenig gelähmt. - Doch alles wohl überlegt: so ist
auch das so schlimm nicht. Um soviel sichrer bin ich
vor Ihren Schlägen.
Tellheim
Fräulein!
Fräulein
Sie wollen sagen: Aber Sie um soviel
weniger vor meinen. Nun, nun, lieber Tellheim, ich
hoffe, Sie werden es nicht dazu kommen lassen.
Tellheim
Sie wollen lachen, mein Fräulein. Ich
beklage nur, daß ich nicht mitlachen kann.
Fräulein
Warum nicht? Was haben Sie denn
gegen das Lachen? Kann man denn auch nicht lachend
sehr ernsthaft sein? Lieber Major, das Lachen erhält
uns vernünftiger als der Verdruß. Der Beweis liegt vor
uns. Ihre lachende Freundin beurteilet Ihre Umstände
weit richtiger als Sie selbst. Weil Sie verabschiedet
sind, nennen Sie sich an Ihrer Ehre gekränkt; weil Sie
einen Schuß in dem Arme haben, machen Sie sich zu
einem Krüppel. Ist das so recht? Ist das keine Übertreibung?
Und ist es meine Einrichtung, daß alle Übertreibungen
des Lächerlichen so fähig sind? Ich wette,
wenn ich Ihren Bettler nun vornehme, daß auch dieser
ebensowenig Stich halten wird. Sie werden einmal,
zweimal, dreimal Ihre Equipage verloren haben; bei
dem oder jenem Bankier werden einige Kapitale jetzt
mitschwinden; Sie werden diesen und jenen Vorschuß,
den Sie im Dienste getan, keine Hoffnung haben wiederzuerhalten:
aber sind Sie darum ein Bettler? Wenn
Ihnen auch nichts übriggeblieben ist, als was mein
Oheim für Sie mitbringt -
Tellheim
Ihr Oheim, gnädiges Fräulein, wird für
mich nichts mitbringen.
Fräulein
Nichts als die zweitausend Pistolen,
die Sie unsern Ständen so großmütig vorschossen.
Tellheim
Hätten Sie doch nur meinen Brief gelesen,
gnädiges Fräulein!
Fräulein
Nun ja, ich habe ihn gelesen. Aber
was ich über diesen Punkt darin gelesen, ist mir ein
wahres Rätsel. Unmöglich kann man Ihnen aus einer
edlen Handlung ein Verbrechen machen wollen. - Erklären
Sie mir doch, lieber Major -
Tellheim
Sie erinnern sich, gnädiges Fräulein, daß
ich Ordre hatte, in den Ämtern Ihrer Gegend die Kontribution
mit der äußersten Strenge bar beizutreiben.
Ich wollte mir diese Strenge ersparen und schoß die
fehlende Summe selbst vor. -
Fräulein
Jawohl erinnere ich mich. - Ich liebte
Sie um dieser Tat willen, ohne Sie noch gesehen zu
haben.
Tellheim
Die Stände gaben mir ihren Wechsel,
und diesen wollte ich bei Zeichnung des Friedens unter
die zu ratihabierende Schulden eintragen lassen. Der
Wechsel ward für gültig erkannt, aber mir ward das
Eigentum desselben streitig gemacht. Man zog spöttisch
das Maul, als ich versicherte, die Valute bar hergegeben
zu haben. Man erklärte ihn für eine Bestechung,
für das Gratial der Stände, weil ich so bald mit
ihnen auf die niedrigste Summe einig geworden war,
mit der ich mich nur im äußersten Notfalle zu begnügen
Vollmacht hatte. So kam der Wechsel aus meinen
Händen, und wenn er bezahlt wird, wird er sicherlich
nicht an mich bezahlt. - Hierdurch, mein Fräulein,
halte ich meine Ehre für gekränkt; nicht durch den
Abschied, den ich gefordert haben würde, wenn ich ihn
nicht bekommen hätte. - Sie sind ernsthaft, mein
Fräulein? Warum lachen Sie nicht? Ha, ha, ha! Ich
lache ja.
Fräulein
Oh, ersticken Sie dieses Lachen, Tellheim!
Ich beschwöre Sie! Es ist das schreckliche Lachen
des Menschenhasses! Nein, Sie sind der Mann nicht,
den eine gute Tat reuen kann, weil sie üble Folgen für
ihn hat. Nein, unmöglich können diese üble Folgen
dauren! Die Wahrheit muß an den Tag kommen. Das
Zeugnis meines Oheims, aller unsrer Stände -
Tellheim
Ihres Oheims! Ihrer Stände! Ha, Ha, ha!
Fräulein
Ihr Lachen tötet mich, Tellheim!
Wenn Sie an Tugend und Vorsicht glauben, Tellheim,
so lachen Sie so nicht! Ich habe nie fürchterlicher fluchen
hören, als Sie lachen. - Und lassen Sie uns das
Schlimmste setzen! Wenn man Sie hier durchaus verkennen
will: so kann man Sie bei uns nicht verkennen.
Nein, wir können, wir werden Sie nicht verkennen,
Tellheim. Und wenn unsere Stände die geringste Empfindung
von Ehre haben, so weiß ich, was sie tun
müssen. Doch ich bin nicht klug: was wäre das nötig?
Bilden Sie sich ein, Tellheim, Sie hätten die zweitausend
Pistolen an einem wilden Abende verloren. Der
König war eine unglückliche Karte für Sie: die Dame
(auf sich weisend) wird Ihnen desto günstiger sein. -
Die Vorsicht, glauben Sie mir, hält den ehrlichen Mann
immer schadlos; und öfters schon im voraus. Die Tat,
die Sie einmal um zweitausend Pistolen bringen sollte,
erwarb mich Ihnen. Ohne diese Tat würde ich nie
begierig gewesen sein, Sie kennenzulernen. Sie wissen,
ich kam uneingeladen in die erste Gesellschaft, wo ich
Sie zu finden glaubte. Ich kam bloß Ihrentwegen. Ich
kam in dem festen Vorsatze, Sie zu lieben - ich liebte
Sie schon! - in dem festen Vorsatze, Sie zu besitzen,
wenn ich Sie auch so schwarz und häßlich finden sollte
als den Mohr von Venedig. Sie sind so schwarz und
häßlich nicht; auch so eifersüchtig werden Sie nicht
sein. Aber Tellheim, Tellheim, Sie haben doch noch
viel Ähnliches mit ihm! Oh, über die wilden, unbiegsamen
Männer, die nur immer ihr stieres Auge auf das
Gespenst der Ehre heften! für alles andere Gefühl sich
verhärten! - Hierher Ihr Auge! auf mich, Tellheim!
(Der indes vertieft und unbeweglich mit starren Augen
immer auf eine Stelle gesehen.) Woran denken Sie?
Sie hören mich nicht?
Tellheim
(zerstreut). O ja! Aber sagen Sie mir
doch, mein Fräulein: wie kam der Mohr in venetianische
Dienste? Hatte der Mohr kein Vaterland? Warum
vermietete er seinen Arm und sein Blut einem fremden
Staate? -
Fräulein
(erschrocken). Wo sind Sie, Tellheim?
- Nun ist es Zeit, daß wir abbrechen. - Kommen Sie!
(Indem sie ihn bei der Hand ergreift.) - Franziska,
laß den Wagen vorfahren.
Tellheim
(der sich von dem Fräulein losreißt und
der Franziska nachgeht). Nein, Franziska, ich kann
nicht die Ehre haben, das Fräulein zu begleiten. -
Mein Fräulein, lassen Sie mir noch heute meinen gesunden
Verstand, und beurlauben Sie mich. Sie sind auf
dem besten Wege, mich darum zu bringen. Ich stemme
mich, soviel ich kann. - Aber weil ich noch bei Verstande
bin: so hören Sie, mein Fräulein, was ich fest beschlossen
habe, wovon mich nichts in der Welt abbringen
soll. - Wenn nicht noch ein glücklicher Wurf für
mich im Spiele ist, wenn sich das Blatt nicht völlig
wendet, wenn -
Fräulein
Ich muß Ihnen ins Wort fallen, Herr
Major. - Das hätten wir ihm gleich sagen sollen, Franziska.
Du erinnerst mich auch an gar nichts. - Unser
Gespräch würde ganz anders gefallen sein, Tellheim,
wenn ich mit der guten Nachricht angefangen hätte,
die Ihnen der Chevalier de la Marliniere nur eben zu
bringen kam.
Tellheim
Der Chevalier de la Marliniere? Wer
ist das?
Franziska
Es mag ein ganz guter Mann sein, Herr
Major, bis auf -
Fräulein
Schweig, Franziska! - Gleichfalls ein
verabschiedeter Offizier, der aus holländischen Diensten -
Tellheim
Ha! der Leutnant Riccaut!
Fräulein
Er versicherte, daß er Ihr Freund sei
Tellheim
Ich versichere, daß ich seiner nicht bin.
Fräulein
Und daß ihm, ich weiß nicht welcher
Minister, vertrauet habe, Ihre Sache sei dem glücklichsten
Ausgange nahe. Es müsse ein königliches Handschreiben
an Sie unterwegens sein -
Tellheim
Wie kämen Riccaut und ein Minister
zusammen? - Etwas zwar muß in meiner Sache geschehen
sein. Denn nur jetzt erklärte mir der Kriegszahlmeister,
daß der König alles niedergeschlagen
habe, was wider mich urgieret worden, und daß ich
mein schriftlich gegebenes Ehrenwort, nicht eher von
hier zu gehen, als bis man mich völlig entladen habe,
wieder zurücknehmen könne. - Das wird es aber auch
alles sein. Man wird mich wollen laufen lassen. Allein
man irrt sich; ich werde nicht laufen. Eher soll mich
hier das äußerste Elend vor den Augen meiner Verleumder verzehren -
Fräulein
Hartnäckiger Mann!
Tellheim
Ich brauche keine Gnade, ich will Gerechtigkeit. Meine Ehre -
Fräulein
Die Ehre eines Mannes wie Sie -
Tellheim
(hitzig). Nein, mein Fräulein, Sie werden
von allen Dingen recht gut urteilen können, nur hierüber
nicht. Die Ehre ist nicht die Stimme unsers Gewissen,
nicht das Zeugnis weniger Rechtschaffnen - -
Fräulein
Nein, nein, ich weiß wohl. - Die
Ehre ist - die Ehre.
Tellheim
Kurz, mein Fräulein - Sie haben mich
nicht ausreden lassen. - Ich wollte sagen: wenn man
mir das Meinige so schimpflich vorenthält, wenn meiner
Ehre nicht die vollkommenste Genugtuung geschieht,
so kann ich, mein Fräulein, der Ihrige nicht
sein. Denn ich bin es in den Augen der Welt nicht wert
zu sein. Das Fräulein von Barnhelm verdienet einen
unbescholtenen Mann. Es ist eine nichtswürdige Liebe,
die kein Bedenken trägt, ihren Gegenstand der Verachtung
auszusetzen. Es ist ein nichtswürdiger Mann,
der sich nicht schämet, sein ganzes Glück einem Frauenzimmer
zu verdanken, dessen blinde Zärtlichkeit -
Fräulein
Und das ist Ihr Ernst, Herr Major?
- (Indem sie ihm plötzlich den Rücken wendet.) Franziska!
Tellheim
Werden Sie nicht ungehalten, mein
Fräulein -
Fräulein
(beiseite zur Franziska). Jetzt wäre
es Zeit! Was rätst du mir, Franziska? -
Franziska
Ich rate nichts. Aber freilich macht er es
Ihnen ein wenig zu bunt. -
Tellheim
(der sie zu unterbrechen kömmt). Sie
sind ungehalten, mein Fräulein -
Fräulein
(höhnisch). Ich? im geringsten nicht.
Tellheim
Wenn ich Sie weniger liebte, mein Fräulein -
Fräulein
(noch in diesem Tone). O gewiß, es
wäre mein Unglück! - Und sehen Sie, Herr Major, ich
will Ihr Unglück auch nicht. - Mann muß ganz uneigennützig
lieben. - Ebensogut, daß ich nicht offenherziger
gewesen bin! Vielleicht würde mir Ihr Mitleid gewähret
haben, was mir Ihre Liebe versagt. - (Indem
sie den Ring langsam vom Finger zieht.)
Tellheim
Was meinen Sie damit, Fräulein?
Fräulein
Nein, keines muß das andere weder
glücklicher noch unglücklicher machen. So will es die
wahre Liebe! Ich glaube Ihnen, Herr Major; und Sie
haben zuviel Ehre, als daß Sie die Liebe verkennen
sollten.
Tellheim
Spotten Sie, mein Fräulein?
Fräulein
Hier! Nehmen Sie den Ring wieder
zurück, mit dem Sie mir Ihre Treue verpflichtet. (Überreicht
ihm den Ring.) Es sei drum! Wir wollen einander
nicht gekannt haben!
Tellheim
Was höre ich?
Fräulein
Und das befremdet Sie? - Nehmen
Sie, mein Herr. - Sie haben sich doch wohl nicht bloß
gezieret?
Tellheim
(indem er den Ring aus ihrer Hand
nimmt). Gott! So kann Minna sprechen! -
Fräulein
Sie können der Meinige in einem
Falle nicht sein: ich kann die Ihrige in keinem sein. Ihr
Unglück ist wahrscheinlich; meines ist gewiß. - Leben
Sie wohl! (Will fort.)
Tellheim
Wohin, liebste Minna?
Fräulein
Mein Herr, Sie beschimpfen mich
jetzt mit dieser vertraulichen Benennung.
Tellheim
Was ist Ihnen, mein Fräulein? Wohin?
Fräulein
Lassen Sie mich. - Meine Tränen
vor Ihnen zu verbergen, Verräter! (Geht ab.)