5. Akt

1. Szene

(Die Szene : Der Saal.) (v. Tellheim von der einen und Werner von der andern Seite.)

Tellheim
Ha, Werner! ich suche dich überall. Wo steckst du?

Werner
Und ich habe Sie gesucht, Herr Major; so geht's mit dem Suchen. - Ich bringe Ihnen gar eine gute Nachricht.

Tellheim
Ah, ich brauche jetzt nicht deine Nachrichten: ich brauche dein Geld. Geschwind, Werner, gib mir, soviel du hast; und denn suche so viel aufzubringen, als du kannst.

Werner
Herr Major? - Nun, bei meiner armen Seele, habe ich's doch gesagt: er wird Geld von mir borgen, wenn er selber welches zu verleihen hat.

Tellheim
Du suchst doch nicht Ausflüchte?

Werner
Damit ich ihm nichts vorzuwerfen habe, so nimmt er mir's mit der Rechten und gibt mir's mit der Linken wieder.

Tellheim
Halte mich nicht auf, Werner! - Ich habe den guten Willen, dir es wiederzugeben, aber wenn und wie? - Das weiß Gott!

Werner
Sie wissen es also noch nicht, daß die Hofstaatskasse Ordre hat, Ihnen Ihre Gelder zu bezahlen? Eben erfuhr ich es bei -

Tellheim
Was plauderst du? Was lässest du dir weismachen? Begreifst du denn nicht, daß, wenn es wahr wäre, ich es doch wohl am ersten wissen müßte? - Kurz, Werner, Geld! Geld!

Werner
Je nu, mit Freuden! hier ist was! - das sind die hundert Louisdor und das die hundert Dukaten. / (gibt ihm beides.)

Tellheim
Die hundert Louisdor, Werner, geh und bringe Justen. Er soll sogleich den Ring wieder einlösen, den er heute früh versetzt hat. - Aber wo wirst du mehr hernehmen, Werner? - Ich brauche weit mehr.

Werner
Dafür lassen Sie mich sorgen. - Der Mann, der mein Gut gekauft hat, wohnt in der Stadt. Der Zahlungstermin wäre zwar erst in vierzehn Tagen, aber das Geld liegt parat, und ein halb Prozentchen Abzug -

Tellheim
Nun ja, lieber Werner! - Siehst du, daß ich meine einzige Zuflucht zu dir nehme? - Ich muß dir auch alles vertrauen. Das Fräulein hier - du hast sie gesehn - ist unglücklich -

Werner
O Jammer!

Tellheim
Aber morgen ist sie meine Frau -

Werner
O Freude!

Tellheim
Und übermorgen geh ich mit ihr fort. Ich darf fort, ich will fort. Lieber hier alles im Stiche gelassen! Wer weiß, wo mir sonst ein Glück aufgehoben ist. Wenn du willst, Werner, so komm mit. Wir wollen wieder Dienste nehmen.

Werner
Wahrhaftig? - Aber doch wo's Krieg gibt, Herr Major?

Tellheim
Wo sonst? - Geh, lieber Werner, wir sprechen davon weiter.

Werner
O Herzensmajor! - Übermorgen? Warum nicht lieber morgen? - Ich will schon alles zusammenbringen - In Persien, Herr Major, gibt's einen trefflichen Krieg; was meinen Sie?

Tellheim
Wir wollen das überlegen; geh nur, Werner! -

Werner
Juchhe! es lebe der Prinz Heraklius! (Geht ab.)