Graf
(im Hereintreten). Sie ist doch glücklich
angelangt?
Fräulein
(die ihm entgegenspringt). Ah, mein
Vater! -
Graf
Da bin ich, liebe Minna! (Sie umarmend.)
Aber was, Mädchen? (Indem er den Tellheim gewahr
wird.) Vierundzwanzig Stunden erst hier und schon
Bekanntschaft und schon Gesellschaft?
Fräulein
Raten Sie, wer es ist? -
Graf
Doch nicht dein Tellheim?
Fräulein
Wer sonst als er? - Kommen Sie,
Tellheim! (Ihn dem Grafen zuführend.)
Graf
Mein Herr, wir haben uns nie gesehen,
aber bei dem ersten Anblicke glaubte ich, Sie zu erkennen.
Ich wünschte, daß Sie es sein möchten. - Umarmen
Sie mich. - Sie haben meine völlige Hochachtung.
Ich bitte um Ihre Freundschaft. - Meine Nichte,
meine Tochter liebet Sie. -
Fräulein
Das wissen Sie, mein Vater! - Und
ist sie blind, meine Liebe?
Graf
Nein, Minna, deine Liebe ist nicht blind,
aber dein Liebhaber - ist stumm.
Tellheim
(sich ihm in die Arme werfend). Lassen
Sie mich zu mir selbst kommen, mein Vater! -
Graf
So recht, mein Sohn! Ich höre es; wenn
dein Mund nicht plaudern kann, so kann dein Herz
doch reden. - Ich bin sonst den Offizieren von dieser
Farbe (auf Tellheims Uniform weisend) eben nicht gut.
Doch Sie sind ein ehrlicher Mann, Tellheim; und ein
ehrlicher Mann mag stecken, in welchem Kleide er will,
man muß ihn lieben.
Fräulein
Oh, wenn Sie alles wüßten! -
Graf
Was hindert's, daß ich nicht alles erfahre?
- Wo sind meine Zimmer, Herr Wirt?
Wirt
Wollen Ihro Exzellenz nur die Gnade
haben, hier hereinzutreten.
Graf
Komm, Minna! Kommen Sie, Herr Major!
(Geht mit dem Wirte und den Bedienten ab.)
Fräulein
Kommen Sie, Tellheim!
Tellheim
Ich folge Ihnen den Augenblick, mein
Fräulein. Nur noch ein Wort mit diesem Manne! (Gegen
Wernern sich wendend.)
Fräulein
Und ja ein recht gutes; mich dünkt,
Sie haben es nötig. - Franziska, nicht wahr? (Dem
Grafen nach.)