Archibius.
Sagt was ihr woll't / und pocht: darauf der pochen kan /
Den ein verzweiflend Feind greifft im gedrangen an /
Ihr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Händen;
Wer klug ist / läst sich nicht der Feinde Rath verbländen;
Der auf den Orth / wo er hinzühlt / den Rücken
kehrt1) /
Nicht anders / als ein Schiff an's Ufer rücks-werts fährt.
Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkürtzet;
Der aber / der den Mast nicht gern' in Schiff-bruch stürtzet /
Verfährt behuttsamer / streicht Kreitz-weis hin und her /
Länck't oft wol hinter sich / versucht durch's Bley das Meer /
Dafern er Felsen merckt. So könnt auch ihr euch schicken.
Wir aber müssen euch was den Compaß verrücken.
Proculejus.
Den? der euch leutet hin wo Sonn' und Glück erwacht?
Archibius.
Nein! der Magnet zeucht uns in's Unglücks Mitternacht.
Proculejus.
Ihr werdet euren Schluß zu spät zu spät bereuen.
Woll't aber ihr gleichwol auch diesen nicht befreyen /
Den doch Anton vorhin zu liefern uns versprach?
Archibius.
Mein't ihr den Artabaz? Er ist schon im Gemach.
Ziht di Tapeten weg. Hier wird er euch gewehret.
Proculejus.
Hilf Himmel? was ist dis? wie? daß kein Blitz herfähret /
Der di verdammte Stadt zermalmt in Asche legt!
Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Lastern fegt!
Welch rasen komm't euch an? seid ihr von Sinnen kommen?
Wie? hat Tisiphone in euch den Sitz genommen?
Zerbirst der Abgrund nicht / und schluckt euch Mörder ein /
Die von Kind-auf gesäug't von Drachen-Eyter sein.
Wie? träumt mir? seh' ich recht? ist's Artabazens Leiche?
Ha! du beschimpffter Strumpf! bestürtzter Mond' entweiche /
Daß dieser Greuel nicht dein reines Silber fleckt!
Wo habt / ihr Mörder / hin / des Königs Kopf gesteckt?
Archibius.
Ihr Römer / di ihr nie kein Fürsten-Blutt verspritzet /
Di ihr kein Wasser trübt / seit ihr so sehr erhitzet:
Daß ihr verräthrisch Blutt am Pflaster kleben seh't?
Verlang't ihr / daß sein Kopff werd' an den Strumpf geneh't.
Müß't ihr das ander Theil auß Meden wider holen.
Proculejus.
Hilf Himmel! hat Anton di Unthat anbefohlen?
Wol! hönet / wüttet / würtzt di Straffen euch nur wol!
Wißt: daß des Keisers Schwerd dis redlich rechen sol.
Der Schauplatz bildet ab das lustige Gebirge des Berges Ida in Phrygien.
Der Reyen ist das Gerichte des Paris.
Mercurius. Paris. Juno. Pallas. Venus.
Mercurius.
Edelster Schäffer / und Außbund der Hirten /
Welchen di Themis mit Nectar gesäugt /
Schaue von Palmen von Oel-Zweig und Mirten
Wird dir ein Krantz umb di Schläffe gebeugt.
Jupiters Töchter und Ehgemahl müssen
Deinen gekröneten Hirten-Stab küssen.
Eh sich dein Purper den Hürden vermählet /
Hat des Verhängnüsses stählerner Schluß /
Dich zu dem Richter der Götter erwählet /
Schaue dis Kleinod der Schönheit! dis muß
Dein unparteiisches Urtheil verleihen
Der / di di schönste leb't unter den Dreyen.
Paris.
Himmel! wo bin ich? ich werde zum Steine!
Säh' ich auf Ida drei Sonnen aufgehn?
Da doch den Himmel umbzirckelt nur eine.
Säh' ich ein Klee-Blatt der Götter hier stehn?
Werd' ich von ihnen erkiset zum Richter
Über di Himmlischen Sternen-Gesichter?
Was sich di Götter zu schlichten nicht trauen /
Sol ich einfältiger Schäfer verstehn?
Kan doch mein Aug' in di Sonne nicht schauen;
Weniger wird sich's zu Göttern erhöhn.
Könt' ich nur aber zwey Aepfel noch haben
Wolt' ich iedwede mit einem begaben.
Juno. Pallas. Venus.
Schäffer / im Kriegen sig't einer alleine.
Tulipen gleichen der Rosen sich nicht /
Demant ist König der Edelgesteine;
Sonnen verbländen der Sternen ihr Licht.
Diesem nach mustu nur Jupiters willen
Durch den erwünscheten Endspruch erfüllen.
Paris.
Wol! denn des Jupiters ernstes begehren
Schlagen di Sterblichen sträflich in Wind;
Kan er doch albere Sinnen verklären:
Daß sie zum göttlichen fähiger sind.
Nähert euch also mir / schönste Göttinnen /
Wollet ihr Sigs-Krantz und Apfel gewinnen.
Juno.
Himmel und Erde muß Weyrauch anzünden
Mir / der nicht Zierde / nicht Herrligkeit fehlt.
Wehre was schöners an andern zu finden /
Hette mich Jupiter ihm nicht vermählt.
Wilstu nun Jupitern Irrthum's nicht zeihen /
Mustu mir schönsten den Vorzug verleihen.
Pallas.
Hoffart und Wollust sind Seuchen der Jugend.
Diese sind euer geschmincketer Schein.
Ich aber bin di vergötternde Tugend /
Welche di Thaten den Sternen gräb't ein.
Wilstu nun ewigen Nach-ruhm erlangen /
Muß ich als Schönste den Apfel empfangen.
Venus.
Kronen sind dörnricht / di Waffen gefährlich.
Aber mein Paradis schwimmet voll Lust.
Meine verlibete Krige sind herrlich /
Tödten di Sorgen / beseelen di Brust.
Jene mag Zepter und Harnisch erheben;
Dieses Gold werde mir Schönsten gegeben.
Paris.
Rosen des Himmels / Gestirne der Erden /
Momus find't an euch nicht einigen Fleck.
Doch / di nach Würden entschieden wil werden /
Lege di euserste Zirath hinweg.
Wenn man vom Glase Kristallen wil scheiden /
Sondert man Farben und Schmincke von beiden.
Juno. Pallas.
Wagstu dich unser entblössete Glider
Mit den verweßlichen Augen zusehn?
Venus.
Schaue! di Göttin der Schönheit wirff't nider
Dieses / wordurch sich di andern aufblähn.
Juno. Pallas.
Fürchte nicht an uns vermummete Flecken /
Sihe / wir wollen uns gleichfalls entdecken.
Pallas.
Schädliche Mutter verbländender Tücke /
Lege den zaubernden Gürttel von
dir.2)
Venus.
Wol! wol! blau-augichte
Pallas3) / nicht rücke
Deinem Helm deinem Gesichte so für.
Paris.
Götter / verleihet mir Argos Gesichte /
Daß ich mein Richter-Ambt würdig verrichte.
Juno.
Paris / Antigonens
Ungemach4) lehret
Und deß Ixion unruhiges
Rad;5)
Wie den mein grimmiges Blitzen versehret
Welcher mich einmal beleidiget hat.
Wirstu mich aber nach Würden bedencken
Wil ich gantz Asiens Zepter dir schencken.
Pallas.
Di am Apollo verachtete Künste
Müssen di Ohren des
Midas6) bezahl'n;
Und der Arachne verächtlich
Gespünste7) /
Kan dir di zornige Pallas abmahl'n.
Nennstu mich aber di Schönste der Schönen;
Sollen unendliche Lorbern dich krönen.
Venus.
Lasse nicht dreuen und Gaben dich beugen.
Opffert doch selber Diespiter mir.
Ist nicht auch Priamus Zepter dein eigen?
Unsere Mirten gehn Lorbern weit für.
Helenens dir zu gewiedmete Strahlen
Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.
Paris.
Schönste der ewig-helleuchtenden Sonnen
Strecke den Marmel der Armen herfür.
Venus hat unter den dreien gewonnen.
Nimm den vergüldeten Apfel von mir.
Deine bepurperte Rosen vertilgen /
Anderer Schönen versilberte Lilgen.
Venus.
Kräntzet nun / kräntzet besigte Göttinnen /
Kräntzet mit Lorbern der Ziprien Haar!
Bauet bis zu den Saffirenen Zinnen /
Mir ein von Balsam wolrichend Altar!
Brechet nun Zepter und Lantzen in stücke!
Wünschet der siegenden Venus Gelücke!
Juno. Pallas.
Thörichter Richter! Verächter der Götter!
Kisestu bländenden Schatten für Licht?
Gibstu di Früchte für ledige Blätter?
Glaube dein Wahn vergeringert uns nicht!
Hoheit und Tugend wird Sternen-werts steigen /
Wann sich di Wollust zur Erde wird neigen.
Juno.
Rasender! tausend wollüstige Frauen
Schätzet ein kluger des Zepters nicht wehrt.
Pallas.
Wer der verzaubernden Circe wil trauen /
Wird in ein sündiges Unthier verkehrt.
Juno. Pallas.
Du und dein loderndes Troja wird müssen
Deine verdammte Begirde bald bissen.
Venus.
Nein! nein! di Liebe di Jupitern zwinget /
Di da kan Wermuth in Honig verkehrn /
Wird den / der Lorbern und Palmen ihr bringet /
Nicht mit so bitterem Schlangen-Gifft nehrn.
Einer lib-reitzenden Frauen ergätzen /
Kan auch di Schmertzen in schertzen versätzen.
Volvitur Ixion & se sequiturque; fugitque;
Et Senec. in Agamem. v. 15.
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Ubi ille celeri corpus evinctus rotae In se resertur.
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- - - - - - - - - - - - Invisa Minervae In foribus laxos supsendit aranea casses.
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