Augustus. Cleopatra.
Augustus.
Strahlt hier Cleopatra Egiptens Sonn uns an?
Cleopatra.
Di Gott August wol gar zur Göttin machen kan.
Augustus.
Auf! schönste Königin / sie sol so tief nicht knien.
Cleopatra.
Ja! di besigte muß des Sigers Grimm so flihen.
Augustus.
Cleopatra besigt uns und di gantze Welt.
Cleopatra.
Cleopatra / di itzt vom Thron in Abgrund fält?
Augustus.
Di als ein glücklich Stern aus Nacht und Trübsaal steiget.
Cleopatra.
Di / da der Keiser wil / sich auf di Baare neiget.
Augustus.
Der Keiser wünscht viel mehr am Gipffel sie zu schaun.
Cleopatra.
Ach! dörft ein scheuternd Schiff auf disen Ancker baun!
Augustus.
Augustus wird ihr stets für Port und Ancker stehen.
Cleopatra.
Kan bei kolschwartzer Nacht uns ein solch Licht aufgehen?
Augustus.
Auf Schnee folgt Lilg und Klee / auf Sturm-Wind stille Ruh.
Cleopatra.
Ach! schlüß August einmal das Thränen-Quäll uns zu!
Gott / Keiser / Herr der Welt1) /
denn dises sind di Nahmen /
Di nach dem Julius alleine dir zukamen /
Da / wi kein zweifel ist / des grossen Caesars Geist /
Der aus der Sterbligkeit dich zu den Göttern reist /
In deiner Seele steckt / da heiligs Angedencken /
Den heiß-ergrimmten Feind kan auf Erbarmnüs lencken;
Da sein geküßtes Bild hier ihm sein Hertze bricht /
Ach! so beschimpff' August uns wider Würde nicht.
Zwar Caesars Sige sind den Sternen eingeschrieben:
Daß aber er di / di vom Reiche war vertrieben /
Mit eigenem Verlust hat auf den Thron gesetzt /
Durch unser Feinde Blutt hat Land und Meer genätzt /
Dis hat ihn in di zahl der Götter einverleibet.
Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet /
Di zwar der Keiser itzt in seinen Händen hat /
So mehrt August itzt auch der grossen Götter Rath.
Groß-mächtger Julius! kan ich mit Thrän und küssen /
Di ich auf dis dein Bild andächtig lasse flüssen /
Entsteinern Hertz und Geist / des mächtigsten August /
So schaft auch nach der Gruft uns dein Gedächtnüs Lust /
So sol / so lange man Cleopatren wird nennen /
In tausend Tempeln dir Oel / Weyrauch / Ambra brennen.
Augustus.
Bestürtzte Königin / si minder ihren Schmertz.
Es hat kein Julier / kein solch erbittert Hertz:
Daß er auf Fürstlich Blutt was knechtisches verübe.
Ihr sol kein Leid geschehn. Das Merckmal unser Libe /
Hat mein Thyraeus ihr2)
vorlängst schon zugebracht;
Und Proculej entdeckt / wi wir so hoch bedacht /
Auf ihre Wolfahrt sein. Reich / Zepter / Freiheit / Leben
Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.
Cleopatra.
Wir opfern alles dis dem grossen Keiser dar.
Wir schweren Treu und Pflicht auf Isis Bund-Altar /
Man gibt di Schlüssel hin zu Ptolomaeus
Schätzen:3)
Ja! was Cleopatra / sich nicht wagt beizusetzen.
Augustus.
Es steht Cleopatren zu wagen alles frei.
Cleopatra.
Ach! daß des Keisers Bild des Hertzens Redner sei!
Augustus.
Sol stummer Marmel mehr als ihre Zunge sprechen?
Cleopatra.
Weil grossen Kummern meist di Worte wolln gebrechen.
Augustus.
Das Weh muß uns / wenn wir solln rathen / sein bekand.
Cleopatra.
Wer furchtsam bittet / gibt verweigern an di Hand.
Schweig / schweig Cleopatra! Jedoch Aug' Antlitz gibet /
Den heissen Seelen-Brand / di disen Caesar libet
Wi jenen / an den Tag. Mein Herr / mein Haupt / mein Licht /
Verwirf mein brennend Hertz; mein thränend' Auge nicht!
Ich brenn'! ich brenn'! August! denn durch des Keisers Glider /
Zeugt sich mein Julius mein Julius sich wider.
Di Flamme / di mit ihm schon in der Asche lag /
Bekommet frisches Oel. Dreimal-beglückter Tag!
Als ich das Haupt der Welt umbschloß mit disen Händen!
Ihr letzten Zeugen ihr / von seinen Libes-Bränden /
Ihr Zeichen fester Treu' und Bothen heisser Brunst /
Ihr Brieffe / geh't entdeckt di unverfälschte Gunst /
Geh't mahlt dem Keiser vor das Muster unser Flammen;
Geht knipfft mit dem August Cleopatren zusammen:
Wi ihr den Caesar uns verknipfftet bis ins Grab.
Mein Licht! er werffe nicht di Blicke von uns ab!
Weil so viel Thränen-Saltz ist durch dis Quell geronnen!
Sehn itzt was wäßricht aus der Augen schwartze Sonnen;
Doch sind noch unversehrt di Brunnen ihres Lichts;
Di Angst hat uns versängt di Rosen des Gesichts /
Der Säufzer dürrer Wind hat unsre Mund-Corallen
Entfärb't und blaß gemacht. Di Brüste sind verfallen /
Weil das ohnmächtige Hertz di Bälge nicht beweg't /
Nicht ihre Milch beseel't / nicht an ihr Marmel schlägt.
Doch laß' uns nur August ein Anmuths-Zeichen fühlen.
Schau mit was blitzen nicht der Augen Nacht wird spielen /
Schau wi di Lippen sich bepurpern mit Rubin /
Schau wi das Schnecken-Blutt di Wangen an sich zihn /
Wi alle Glider sich in Perlen-Schnee verstellen.
Schau / wi di Brüste sich vom schnellen Athem schwellen!
Di Libe schärfft hier selbst di Waffen süsser Pein;
Libt uns der Keiser nicht / so muß er Kisel sein.
Er säufzet / er erblast! was gilt's? ich werd' es inne:
Es liget Livie dem Keiser in dem Sinne.
Mein Licht / er gläube fest: daß Liben Anmuth gibt /
Doch schmeck't ihr Zucker nur der / der den Wechsel libt.
Der Rose Gold vertreibt di Tulpen und Narzissen;
Selbst Titan pflegt bald den / bald jenen Stern zu küssen /
Und Phoebe gläntzt bald rund / bald legts' ihr Hörner bei /
Daß nicht ihr einfach Licht des Himmels Eckel sei.
Sih't er an Livien di Muschel-Töchter prangen:
Uns ist di Morgen-röth' im Antlitz aufgegangen.
Di Bräune des Rubins sticht blasse Perlen weg.
Ich zweifle nicht: August erzielt den rechten Zweck.
Augustus.
Welch Stein sol hier nicht Wachs / welch Eiß nicht Schwefel werden?
Der Schönheit starck Magnet; der Lib-reitz der Gebehrden /
Zeucht zu Cleopatren den folgenden August.
Cleopatra.
Gebrauche dich / mein Fürst / der kräftgen Jahre Lust /
Di Zeit fleucht als ein Pfeil; di Wollust als ein Schatten.
Ein Hertze / das nicht wil der Libe Platz gestatten /
Ist ein umbwölckter Stern / ein Demant in der Flutt /
Ein Purpern Rosen-Haupt / das zwar di Knosp' aufthut /
Doch ungenutzt in Staub der Blätter Gold läßt fallen.
Was nützen ungepflückt dem Schaume di Corallen?
Hingegen kan ein Held wol mehr vergnüget sein?
Wenn er di süsse Frucht des Siges erndtet ein /
Auf einer zarthen Schooß / und di halb-todten Glider /
Erquickt durch süssen Thau belibter Küsse wider.
Augustus.
Du Venus unser Zeit4) / du
Sonne diser Welt /
Di mein verliebter Geist für seinen Abgott hält /
August ergibt sich dir / er lägt di Lorber-Kräntze /
Für deinen Myrten ab. Wi weit der Erden Gräntze /
Des Mohnden Schatten mißt / solstu vergöttert stehn.
Doch andrer Irrthum lehr't uns hier behuttsam gehn.
Der grosse Caesar hat der Römer Haß empfunden /
Anton Feind / Krig und Tod / weil si di Libes-Wunden /
Eh als Cleopatren und ihrer Tugend Licht /
Zu Rom an Tag gebracht. Das stoltze Rom glaub't nicht:
Daß dieses braune Land so weisse Mohren hege;
Noch; daß ein edler Geist hier eine Seele rege.
Haß't also / was es doch hernachmals bethet an.
Da nun nichts anders ihm den Argwohn nehmen kan /
Noch unsern Untergang nebst ihrem Grimm verhütten;
Als / da der Keiser wird Cleopatren erbitten:
Daß si / O Sonne / gönnt Rom ihren Augen-schein /
Hoft man: Es werd' August durch si so seelig sein:
Daß si für ihren Nil di Tiber wird erwehlen /
Umb dar Ihr Rom / di Welt / den Keiser zu vermählen.
Cleopatra.
Mein Haupt / mein Fürst / mein Herr / wir solln nach Rom hinzihn /
Wo tausend Drachen Gift und Feuer auf uns sprühn?
Verhaßter Gegenwart vermehrt des Hasses quällen:
Ja unsre Tugend wird ihr Hertze nur vergällen /
Das durch ihr Schlangen-Maul saugt Gift aus Lilg' und Blum' /
Und nur zu Lastern macht der Tugend edlen Ruhm /
Sich für selbst-eigner Schmach und frembder Ehr' erröthend.
Augustus.
Des Basilisken Aug' ist nur von ferne tödtend;
Von nahen Spigeln prellt des Gift-Wurms feurig Blick /
Des Neiders schneidend Strahl ihm selbst zur Schmach zurück.
Wi / wenn di güldne Sonn' aus Thetis Schooß aufstehet /
In der durchklärten Luft des Nebels Dampf vergehet:
So wird Haß / Feindschafft / Neid in Libe sein verklärt /
Da fern Egiptens Sonn' uns unsern Wunsch gewehrt /
Und Welschlands Himmel auch mit ihrer Hold bestrahlet.
Cleopatra.
Nein / nein! der Hochmuth wird mit Schimpff' und Todt bezahlet;
Herr / da Cleopatra beim Keiser ichtwas gillt;
Da einger Funcken Gunst in seinen Adern quillt /
Da unsre Thräne kan des Keisers Hertz' erweichen /
Da unsre Seele nicht sol bald bestürtz't erbleichen /
Mein Fürst / so nöthig' er nicht aus Egipten mich.
Augustus.
Si stöst des Keisers Gunst / ihr eigen Glück' von sich.
Cleopatra.
Wir wünschen eh den Geist als seine Gunst zu missen /
Doch laß' uns nur August noch diser Hold genüssen;
Daß: da der Wegzug nicht kan hintertriben sein /
Uns / di wir allen Heisch des Keisers gehen ein /
Vor frey-steh den Anton Egiptisch zu begraben.
Augustus.
Cleopatra sol hier zu thun zu lassen haben.
Der Schauplatz verändert sich in eine lustige Gegend am Flusse Nilus.
Reyen Egiptischer Schäfer und Schäferinnen.
1. Satz der Schäfer.
Wie selig sind / di den Schmaragd der Auen /
Für der Paläste Gold erwehln!
Di nicht auf's Eiß der glatten Ehrsucht bauen /
Und sich mit eig'nen Lastern quäln!
Di in den Kummer-freien Wiesen /
Umb einen Kristallinen Fluß /
Di Hürden für den Thron erkiesen /
Ein frey Gemütte für Verdruß;
Di ausser schönen Schäferinnen /
Sonst keinen Ab-gott abgewinnen.
1. Gegen-Satz der Schäferinnen.
Ja! seelig sind di reine Tugend lieben!
Di aller Heuchelei sind feind /
Wo reiner Schertz ohn Argwohn wird getrieben /
Wo man den schimpft / ders übel
meint.5)
Auch libt der nicht / der todte Steine liebet /
Der sich nur zu erhöhn begehrt /
Durch falsche Gunst / di nicht Vergnügung giebet.
Di Seelen sind nur Liebens werth:
Nicht aber di geschmünckten Gaben /
Di keine Gegen-Liebe haben.
2 Satz der Schäfer.
Was ist das Blutt der Schnecke? Mörder-Farbe.
Der Thron? ein würmicht Seelen-Grab.
Des Zepters Glas krigt mehrmahls Brüch' und Narbe /
Denn unser leichter Hirten-Stab.
Wir dürffen Kelch und Ruhstatt nicht
verstecken6) /
Wi / di auf Sammet furchtsam ruhn.
Ihr Nectar kan / wi unsre Milch nicht schmecken.
Man pflegt oft Gift dort nein zu thun.
Und wenn di Sonn' uns gönnt den Morgen /
So fühln wir Wollust / jene Sorgen.
2. Gegen-Satz der Schäfferinnen.
Gönnt Wurmgespünst' und Bisam den Prinzessen:
Di Schönheit ist in Woll' auch schön:
Ziebeth-Koth wird beim Blumwerg leicht vergessen.
Laßt si für stählern Spigeln stehn /
Das Haar mit Staub di Haut mit Schminck'
anfärben.7)
Ein Brunn dihn't uns zu allem dem.
Dort muß ihr Schmuck durch Milb' und Gift verterben;
Hier bleibt der Glantz stets angenehm.
Dort höret man mehr Schlangen zischen
In Zimmern / als hier in Gepüschen.
Zu-Satz der Schäffer.
Di Liebe wird in Geilheit dort verkehret.
Dort solln di Wespen Binen sein /
Von denen nur das Honig wird verzehret /
Das di Natur uns pflantzet ein.
Ja man flößt Gifft durch diese Zucker-Röhren /
Hängt Fall-Beil' in das Schlafgemach.
Dem / den kein Dolch kan offentlich versehren /
Stellt man durch Gunst und Freundschaft nach:
Auß Gold-gestickten Purper-Betten /
Macht man Mord-Gruben / knecht'sche Ketten.
Zu-Satz der Schäfferinnen.
Der Nilus mahlt das Schau-Spiel schnöder Sachen /
An der Cleopatren uns ab.
Man räuchert ihr / und wil si knechtisch machen /
Miß-gönn't ihr Freiheit / Todt und Grab.
Verfluchte Gunst! da nur auf seichter Lippen /
Di Mißgeburth der Liebe schwimmt!
Fliht / Schäffer / fliht Siren' und Schifbruchs-Klippen.
Wo wahre Treu im Hertzen glimmt /
Verbrenn't auch nicht in Sarch und Hölen /
Das Libes-Oel verknipffter Seelen.
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Non in recessu furta & obscuro improbus Quaerit cubili, seque; multiplici timens Domo recondit: aethera ac lucem petit, Er teste Coelo vivit. |
Ein denckwürdiges Exempel der offt furchtsam veränderten Ruh-Städte
hat uns vor weniger Zeit Engelland vorgestellt.
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Jam tibi captivos mittet Germania crines, Culta triumphatae munere gentis eris.
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