Ach liebste laß uns eilen

Martin Opitz

Ach liebste laß uns eilen
  Wir haben Zeit
Es schadet das verweilen
  Uns beyderseit.
Der Edlen Schönheit Gaben
  Fliehen fuß für fuß:
Daß alles was wir haben
  Verschwinden muß.
Der Wangen Ziehr verbleichet
  Das Haar wird greiß
Der Augen Feuer weichet
  Die Brunst wird Eiß.
Das Mündlein von Corallen
  Wird umgestalt
Die Händ' als Schnee verfallen
  Und du wirst alt.
Drumb laß uns jetzt geniessen
  Der Jugend Frucht
Eh' wir folgen müssen
  Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest
  So liebe mich
Gieb mir das wann du giebest
  Verlier auch ich.