Die Heufuhre

Allenthalben liegen auf den Feldern und Wiesen des MühIviertels, genau so wie im Waldviertel, mächtige Blöcke aus Urgestein. Es sind Überreste aus dem Werden des Urgebirges. Die Volksphantasie spinnt nun seltsame Geschichten um diese Felsblöcke, da sie ja die wahre geologische Entstehung nicht kennt. So erzählt man sich zum Beispiel die Geschichte eines Felsblockes auf einer Wiese bei Rohrbach so.

Einst war ein reicher Bauer in Rohrbach, der zeitlebens gewohnt war, daß alles, aber auch alles nach seinem harten Kopfe ging. Er duldete keinen Widerspruch, weder von Frau und Kind noch von einem anderen Menschen. Und so meinte er, es müsse ihm alles gehorchen und es dürfe nichts seinen eigenen Willen haben, nicht einmal die Natur.

Einmal stieg ein Gewitter finsterdrohend auf, als der Bauer gerade die letzte Fuhre Heu lud. Er hastete und eilte, daß er das Heu noch vor dem Regen unter Dach bringe. Und weil er wohl in der übermäßigen Eile die Fuhre nicht richtig lud, so fiel sie auf der Heimfahrt um. Das Gewitter aber brach los, der Regen klatschte nieder und durchweichte das Heu.

Da übermannte den trotzigen Bauern wieder einmal der Zorn, er stand auf dem Wagen, ihn nun leer heimwärts zu lenken, und mit erhobener Faust fluchte er vermessen gen den Himmel, weil der Herrgott nicht länger mit dem Gewitter gewartet, bis er die Fuhre wieder geladen und das Futter eingebracht hatte.

Als er aber am nächsten Morgen wieder hinausfuhr, das Heu endlich heimzuholen, da fand er anstatt dessen einen mächtigen Granitblock. Er ließ sich nicht von der Stelle bewegen und so liegt er noch heute - zur Mahnung.