Am Ufer einst der Saale
Ein Dörfchen ward erbaut;
Es lacht im Sonnenstrahle
So niedlich und so traut.
Wieviel der Wandrer kamen
An diesen neuen Ort,
Erfuhren keinen Namen
Und reisten wieder fort.
Des Dörfchens schlichte Leute
Mit Sprachkunst unbekannt,
Da jedermann sich scheute
Hatten's noch nicht benannt.
Einst kam auf seinem Wege
Ein Wandrer in den Gau;
Und in dem Feldgehege
Stand eine alte Frau.
Und nach dem Dörfchen deutet
Der junge Wandersmann;
Und da er näher schreitet,
Zu fragen er begann:
»Ist's Euer Dorf, das niedlich
Mir dort entgegenlacht?
Es scheinet mir so friedlich,
Von stiller Luft umfacht!«
Kaum hat sie dies vernommen,
Da eilet sie nach Haus;
Im Dörfchen angekommen,
Ruft sie voll Freuden aus:
»O hört es, gute Leute,
Dies Dörfchen, unbekannt,
Es werd' von uns seit heute
Stets Euerdorf genannt.
Denn wißt es, daß soeben
Ein Mann mir unbekannt
Den Namen ihm gegeben,
Es Euerdorf genannt.«
»Ja«, riefen froh die Leute,
»Ihn hat uns Gott gesandt.«
Das Dörfchen wird bis heute
Noch »Euerdorf« genannt.
|