323   Die lederne Brücke

J. G. Lehmann, Geschichtl. Gemälde der Pfalz, I., 160

Die Burgen Spangenberg und Erfenstein waren so wenig entfernt voneinander, daß man gegenseitig aus den Fenstern Zwiegespräch führen konnte. Die Besitzer beider Schlösser lebten als gute Freunde in fröhlichem Genießen dessen, was sie ehrlichen Leuten abgenommen hatten. Um nun immer schnell zusammenkommen, auch in Zeiten der Gefahr einander helfen zu können, spannten sie eine lederne Brücke von einer Burg zur anderen hoch über das Tal hinweg.

Allein die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Als sie einst miteinander in Zwist geraten waren und einer von beiden über die Brücke zog, um den anderen zu Paaren zu treiben, soll dieser schleunigst die Brücke abgeschnitten haben, so daß jener mitsamt seinen Leuten in den Abgrund stürzte und elendig zugrunde ging.


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