Von Adalbert Müller. Nach Geschichte und Sage. Lipowsky, Agnes Bernauer. Dramen von Törring, Böttger, Hebbel.
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»Ach, Albrecht; rührt dich nicht mein Schmerz? Muß ich vergebens flehen? Mir ist so weh, mir ist so bang, Mich deucht, als hört' ich Grabgesang; Soll ich dich wiedersehen?«
»Mit Gott! Ich kehre heim, bevor
Und als der teure Gatte schied,
Dem Lüftchen klaget sie ihr Leid,
Im Abenddunkel schwebe fort,
Wohl liebte nie ein Weib so treu,
Doch Albrecht war des Herzogs Sohn,
Zu München saß der alte Ernst
»Ihr Stände dieses Reichs!« begann
Wo weilet Albrecht, unser Sohn,
O such' ihn keiner in der Schlacht
Ha, schmählich schläft der Leu und trägt
Wir han getreulich, edle Herrn,
Er schwieg, und Murmeln ringsherum,
Alsbald beschwichtigt das Getos'
»Man nennt mich«, sprach er, »Albrechts Feind,
Verbannung? Kerker? Kennt ihr wohl
Ha, bergt sie hundert Meilen tief
Werft eine Welt ihm in den Weg,
Ihr täuscht Euch, Herzog, so Ihr wähnt,
Wohl fürchtet er, daß Euer Zorn
Drum wollt Ihr nicht, daß Bürgerkrieg
Und ist sie tot, dann gute Nacht!
Er sprach's beifällig nickt der Fürst; | |
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2. | |
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Und grimmiger schon pfiff der Wind Hin durch die Stoppelfelder, Die Wiesen standen nackt und kahl, Der Blätter Grün war welk und fahl, Und Nebel spien die Wälder.
Auch Agnes, trüber Ahnung voll,
»Mein Albrecht, schon entlaubt der Nord
Es war am Sankt-Germanus-Tag,
Des Schlosses Sparrwerk krachte dumpf,
Und sieh! Drei Raben rauschten hoch
Wohl glücklich, die aus Aug' und Mund
Ein weißes Täubchen saß im Korn,
Die schwarzen Warner logen nicht,
Er fesselte der Fürstin Hand
In düstrer Halle wartete
Sie sprachen dies und sprachen das
Da knarrt die Tür, und Agnes naht
Doch rasch begann der Vizedom
Zwei Männer zeugten mit dem Eid:
Ein Waidmann schwor: »Zu Vohburg strich
»Gott!« jammerte, »Gott!« schrie sie auf:
Flugs ist ein Urteil abgefaßt:
Man stürze von der Brücke Rand | |
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3. | |
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Aufs Lotterbettlein hingestreckt, Umschwirrt von holden Träumen, Schlief Albrecht; stille war's umher, Kein Wort, kein Schwertklang regte mehr Sich in des Lagers Räumen.
Treuliebchens freundlich kosend Bild
Wie träumt er selig sich, da kommt's
»Wach auf, mein Herr, wach auf, mein Fürst,
Um Agnes' willen spute dich,
Wie Wetterschläge donnerte
»Mich sendet der von Seiboltsdorf;
Beim Lampenschein durchliest der Prinz
Und links und rechts und rechts und links
Hallo wohl über Berg und Tal
Und eben glomm der erste Strahl
Was woget auf und ab das Volk,
Und lauter wird des Aufruhrs Wut
»Zu spät! Die Untat ist geschehn;
Ach ringend in des Henkers Arm
Schaut hin, dort naht der Leichenzug!«
Zum Münster wallt der Trauerzug,
Drauf setzten sie die Bahre hin,
Nur er hat keine Träne; stumm
Viel Stunden bleibt er regungslos,
Ha, Schwert, was flimmerst du so hell?
Weh dir, dienstfert'ger Vizedom,
Ich schwör's!« Sieh da, im Augenblick
Mit wundersüßen Tönen klang's
Und Harfenton und Himmelsglanz
Doch jahrelang ging er herum, | |