589   Das Wappengeschenk

Von Franz Müller. – Schwandorfer Sage.

        Am Bergesabhang hingebaut
Ein Städtchen sich im Flusse schaut,
Gar traulich, lieb und fein;
Und wie's der Wandrer gastlich sieht,
Durch seine Straßen freudig zieht,
Denk' ich auch gerne sein.

Einmal ein Sproß aus Fürstenstamm
Zum trauten, stillen Städtchen kam
Im lieben warmen Mai
Und stieg hinauf die Bergeshöhn,
Des Tales Reiz sich zu besehn,
So weit das Auge frei.

Und wonnig schweift sein Blick dahin;
Der Blumen Schmelz, das Wiesengrün
Erfreun des Fürsten Herz;
Da steigen an das Naabgestad'
Drei holde Dirnen aus dem Bad
Mit lautem, frohem Scherz.

Und ihm, der schönen Mädchen gut,
Wallt rascher gleich das junge Blut,
Er eilt zum Flusse her;
Allein der schwere Stiefel ließ
Ihn alsobald aus Sand und Kies
Nicht vor-, nicht rückwärts mehr.

Tief steckt er da im losen Grund,
Bis endlich doch zur guten Stund'
Ein Bürger helfend naht;
Und er, der immer gut und mild,
Schenkt freundlich als ein Wappenschild
Den Stiefel jener Stadt.

Frisch prangt im blauen Rautenfeld
Seit jener Zeit noch wohlbestellt
Am Tor der Stiefel dort;
Und habt ihr jemals ihn gesehn,
So kennt ihr auch, euch's zu gestehn,
Des Sängers Vaterort.


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