Von Karl Schramm. Wildenfels, auch Wildenstein: Ruine im Ldg. Gräfenberg. S. J. Heller, Muggendorf, S. 224. Fr. Gottschalk, Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, III., 64.
1. | |
Hans Wildensteiner spellt wie Holz Der Gegner Schild und Schädel, Zwar ist der Herr ein Hagestolz, Doch abhold keinem Mädel.
Er mag die Blümlein dort im Tal
So wob er argen Zeitvertreib,
Sidonia, das Töchterlein
Auch Simson fiel durch Weiberlist,
Erziehen laß ich's nur nicht hier
Was meint dazu Sidonia? | |
2. | |
Im Jahre vierzehnhundertsechs Begab sich diese Märe; Neun Monat drauf bedroht ein Klecks Des Wildensteiners Ehre.
Denn weh' es hat Sidonia
Der Ritter knirscht: »O weh mir Tor!
Das schafft die Ehekrüppelei!
Allein durch Schmeicheln treibt alsbald
Und als die Schlaue Tag für Tag
Drob fühlt des Weibes Herz sich frei,
Den Jungen schickt der Köhlersfrau
Bis Hans die Maid erst liebgewann,
Mein Hänsel tapp' im Finstern fort,
Der Wildensteiner ist besiegt,
Und »Guido« wird die Maid genannt,
Die Dirne scheint, je mehr sie schreit,
Sie wächst heran gar frisch und frei,
Er nimmt sie mit ins Jagdrevier
Ihr Bruder auch wuchs ungenannt | |
3. | |
Des Pottensteiners Hifthorn schallt, Und seine Rüden bellen, Der Bolzen von der Sehne prallt, Die wilde Sau zu fällen.
Er selber stürzt dem Troß vorauf
Zur Rechten bricht die Sau sich Bahn
Verwundert steht er vor dem Roß,
»Hat sich das schwarze Borstentier
Doch Guido löst den Zweifel bald
Herr Kuno steigt von seinem Pferd
Willst mit mir ziehn als Jagdgesell
»Sag an, ist deine Mutter weit?
Komm, Junge, auf mein Roß hierher,
Dem grauen Barte traut der Knab',
Die Amme wird sogleich besandt,
Mit einem Handgeld schwer und rund
Der wächst in Pottensteins Bereich | |
4. | |
Der Apfel fällt nicht weit vom Ast, Das ist ein altes Sätzchen, So findet auch Herrn Kunos Gast im Schlosse bald ein Schätzchen.
Des Alten Bäschen, Agnes, steckt
Doch fliehn sie nicht das Tageslicht,
Die arme Waise Agnes kann
Der Bursche ist zwar frisch und frei
He, Guido, komm einmal herein!
Du bringst dem Abte meinen Gruß
Schon steckt der Bursch im Reisekleid,
Er reitet seiner Straßen nach,
Der Vetter Ulrich nämlich hält
Das Bäschen Agnes soll den Preis
Denn Guido blickt zu ihr hinauf!
Dann denkt sie wieder, in dem Mann
Herr Kuno runzelt das Gesicht
Er spricht zu Agnes: »Nun, das Fest,
Der Abend kommt, die Sieger stehn,
Es hat der fremde Rittersmann
Man sieht den alten Pottenstein
Doch Ehrenschänder, denk an mich!
Auch zieh' ein Trupp auf Fulda zu | |
5. | |
Entführung ist ein Risiko, Nur selten gutgegangen; Auch unserm Pärchen geht es so: Schon sind sie eingefangen.
Das Fräulein kommt auf Kunos Schloß,
Schon tritt er zum Verhöre vor,
Man hat ihn, Bursch, auf frischer Tat
Herr Kuno brummt: »Wer wies die Spur
»Ha, kecker Bursche, sachte, sacht!
Da fleht der Bursch: »Befreit zuvor
Dem Guido zwar an Antlitz gleich,
Die Knappen weichen scheu zur Seit',
Da hätt' ich durch sechs Panzer doch
Ei, tritt doch näher, Weiblein süß,
Ich wittre einen Unterschleif,
Indes der Alte so scharmiert,
Der Alte traut den Augen nicht:
Er liest: »Herr Ritter, Gruß und Glück!
»Wie? Alle Wetter und du wärst
Den Knaben Sporn erwarb ei du
»Herr Kuno«, spricht der junge Mann,
Von Fulda holt mich Euer Troß;
Da tritt Hans Wildensteiner ein
Mein Weiblein hat so manches Jahr
Zwar war ich anfangs bärenwild,
Zwei Guidos nenn' ich heute mein,
Sie geht dem Alten um den Bart:
Da schwillt ihm noch einmal der Kamm,
Da heben beide Guidos an:
Und Siddi wird sie umgenannt;
Nun wird der Wirrwar ganz entdeckt,
Die Mutter konnte nur erst heut
Hans spricht zur Gattin: »Nun, fürwahr!
Ein Tusch erschallt zum Dankeskuß,
Der Vetter Ulrich schleift voran,
Nicht lange sagt das Drehen zu,
Daß Guido husch! das Bäschen dreht,
»Da ward der Großvater ein Bräutigam«,
Der Wildensteiner gibt entzückt |