1045   Kunigundes Handschuh

Von Th. Kosegarten

            Kunigunde, Kaiser Heinrichs Gattin,
Vor der Welt, vorm Himmel seine Schwester,
Pflegte, wenn sie nach verles'nem Texte,
Um zu opfern, zum Altar hinzutrat,
Ehrerbietig abzuziehn den Handschuh.

Einstens, als sie auch dem Altar nahte,
War, den Handschuh zu empfahn, der Zofen
Keine bei der Hand. Kunigunde
Zog ihn aus und warf ihn sorglos von sich;
Eilig stahl durch eine Mauerritze
Sich ein Sonnenstrahl herein, und schwebend
Hielt der Strahl der frommen Fürstin Handschuh,
Bis sie dargebracht das fromme Opfer.

Denn dem Herrn nicht nur, auch seinen Heil'gen
Dienen willig Gottes Elemente.


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