Von J. Mosen. Die altbekannte Sage von Heinrich dem Gründer Münchens konnte hier nicht in der Ausdehnung der alten Volksbücher, nicht einmal in Simrocks Bearb., gegeben werden. Man begnügte sich mit einer der kürzesten poetischen Darstellungen.
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Meer und Windsbraut Arm in Arm Tanzen wild den alten Reigen, Heinrich steht im Schiff voll Harm, Doch das Sturmlied will nicht schweigen.
Und er sprach, zum Meer gewandt:
Über Braunschweig halt, mein Gott,
Tolles Meer und ohne Treu',
Doch das Meerweib totenbleich
Und es ruft: »Treuloser Mann,
Auf die Knie der Herzog fiel |
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Ohne Wolken steht der Himmel, Ohne Welle ruht das Meer, Doch viel schreckliches Gewimmel Rührt sich um das Schifflein her.
Grimme Haie, Ungeheuer,
In dem Schiff am Felsenstrande
Unter ausgeleerten Kisten
Heinrich wickelt ein die Leichen,
Seine Augen zugedrücket,
Flügelschläge hört er schallen,
Himmelhohe Felsen ragen;
Über Berge, durch die Wüste |
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Harfen und Schalmeien hallen Hell zu Braunschweig in dem Schloß, Bunte Fähnlein müssen wallen, Wimmeln muß ein Dienertroß; Thronet doch beim Hochzeitsmahle Heinrichs Witwe dort im Saale.
An der Türe gar gewaltig
Doch ein Diener kommt gegangen,
Und der Jüngling schrickt zusammen,
Und der kluge Knabe flüstert:
Seit der Welfe fern gestorben
Doch der Pilger forschet wieder:
»Eile«, spricht der Pilger weiter,
Und der Diener geht in Eile,
Doch die schöne Braut erschricket,
Ach, sie schluchzet und sie weinet,
Heinrich ruft im Zorn, im Grimme
Und ein Fräulein rang die Hände,
Rings ein Danken, Jauchzen, Schreien |
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Im Dom zu Braunschweig ruhet Der alte Welfe aus, Heinrich der Löwe ruhet Nach manchem harten Strauß.
Es liegt auf Heinrichs Grabe
Der Löwe konnt' nicht weichen
Sie zogen miteinander
Wo auch der Welfe wandelt
Doch als des Herzogs Auge
Vergebens fing den Löwen
Beim Herzog ruht der Löwe,
Drum mit des Herzogs Namen |