Von H. Scharff von Scharffenstein. Ob die Sage frei ist von Zutat des Dichters, ist nicht verbürgt.
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Über Berge, Tal und Höhen zieht Graf Siegebot zur Jagd; Falkenstein, die hohe Feste, glänzet in des Frührots Pracht.
Mit ihm ziehn der Jäger viele und viel Bauern aus dem Rund;
Auch die Gräfin, zart und schmächtig, steigt zu Pferd im Jagdgewand;
Ihre blonden Locken fliegen, und ihr Reitkleid wogt und wallt;
Hunde, Bauern, Jäger ziehen froh daher die grüne Bahn,
In dem stillen Weyarngrunde, an der Mangfall kühler Flut,
Sieggewohnt und gute Schützin legt die Gräfin auf ihn an:
Doch der Kugel Macht und Stärke prallt am stolzen Hirschgeweih
Leise stammelt sie 'ne Bitte, eh' ihr schönes Auge bricht;
Und die Bauern sprechen bebend: »Einen Hirsch mit junger Brut
Ungefährdet mit der Herde zieht der Hirsch zum tiefern Wald,
Aber bald im Weyarngrunde wird es rege, wird es laut;
's ist der Gräfin letzte Bitte, die der Graf getreulich hält;
Falkenstein ist halb zerfallen, einst'ger Größe stolzes Mal, |