1268   Der Teufelszug

Mündlich

Ein Holzschnitzer hat viel Heiligen- und Herrgottsbilder geschnitten, sauber gemalt und ausgefaßt mit Gold und Silber; er war aber bei seinem heiligen Handwerk doch selber ein gar unheiliger, liederlicher und ungläubiger Bursch. Einmal weckte ihn nachts eine sonderbare Musik vom Schlaf auf. Es war eine Art Leichengesang, von verstimmten und zerbrochenen Trompeten und Posaunen begleitet. Holla, denkt sich der Bildschnitzer, was fällt den Pfaffen wieder ein, daß sie des Nachts die alte Schneiderliesl begraben; wär' morgen auch noch Zeit gewesen, die Hexe einzuscharren.

In diesen Gedanken macht er das Fenster auf, da zieht dicht am Haus vorbei eine Schar Teufelsgesindel mit langen Rüsseln, Kuhschwänzen und feurigen Zungen. Ein Sarg wird mitgetragen. Der Bildschnitzer fällt rücklings in Ohnmacht, ist von dieser Stunde an wahnsinnig geworden und auch geblieben.

Er selber hat die Geschichte so und nicht anders dem Arzt, der ihn behandelte, immer wieder aufs neue erzählt.


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