Der König, die Königin, Polonius, Ophelia, Rosenkranz, Güldenstern, und andere Herren von Hofe, mit Bedienten, welche Fakeln vortragen. Ein dänischer Marsch, mit Trompeten.
Hamlet.
Da kommen sie zur Comödie - - ich muß hier den Geken
machen - - (zu Horatio.) Sieh dich um einen
Plaz um.
König.
Wie steht's um unsern Neffen Hamlet?
Hamlet.
Unvergleichlich, in der That, nach Cameleons Art; ich esse Luft,
mit Versprechungen gefüllt; eure Capunen werden nicht fett
dabey werden.
König.
Ich weiß nichts mit dieser Antwort zu machen, Hamlet - -
Hamlet.
Ich auch nicht - - (Zu Polonius.) Nun, mein
Herr; ihr spieltet ja ehmals auch Comödien auf der Universität,
sagtet ihr?
Polonius.
Das that ich, Gnädiger Herr, und man hielt mich für
einen guten Schauspieler.
Hamlet.
Und was machtet ihr für Rollen?
Polonius.
Ich machte den Julius Cäsar, ich wurde im Capitol umgebracht;
Brutus brachte mich um.
Hamlet.
Das war brutal von ihm gehandelt, ein solches Capital-Kalb da
umzubringen - - Sind die Comödianten fertig?
Rosenkranz.
Ja, Gnädiger Herr, sie warten auf euern Befehl.
Königin.
Komm hieher, mein liebster Hamlet; seze dich zu mir.
Hamlet.
Um Vergebung, Frau Mutter, hier ist ein Magnet der stärker
zieht.
Polonius (zur Königin.)
O, ho, habt ihr das bemerkt?
Hamlet.
Fräulein, wollt ihr mich in euerm Schooß ligen lassen?
(Er sezt sich zu ihren Füssen auf den Boden hin.)
Ophelia.
Nein, Gnädiger Herr.
Hamlet.
Ich meyne, meinen Kopf auf euerm Schooß?
Ophelia.
Ja, Gnädiger Herr.
Hamlet.
Denkt ihr, ich habe was anders gemeynt?
Ophelia.
Ich denke nichts, Gnädiger Herr.
Hamlet (etwas leise.)
Das ist ein hübscher Gedanke, zwischen eines Mädchens
Beinen zu ligen - -
Ophelia.
Was ist's, Gnädiger Herr?
Hamlet.
Nichts.
Ophelia.
Ihr seyd aufgeräumt, Gnädiger Herr?
Hamlet.
Wer, ich?
Ophelia.
Ja.
Hamlet.
O Gott! ein Spaßmacher, wie ihr keinen mehr sehen werdet.
Was sollte einer thun, als aufgeräumt seyn? Denn, seht ihr,
was meine Mutter für ein vergnügtes Gesicht macht, und
es ist doch kaum zwo Stunden, daß mein Vater todt ist.
Ophelia.
Um Vergebung, es sind zweymal zween Monate, Gnädiger Herr.
Hamlet.
Schon so lange? O, wenn das ist, so mag der Teufel schwarz gehen,
ich will meinen Hermelin-Pelz wieder umwerfen. O Himmel! schon
zween Monat todt, und noch nicht vergessen! So kan man doch hoffen,
daß eines grossen Mannes Andenken sein Leben ein halbes
Jahr überleben werde: Aber, bey unsrer Frauen! in diesem
Fall muß einer wenigstens eine Kirche gebaut haben; sonst
mag er leiden, daß man nicht mehr an ihn denkt, wie das
Steken-Pferd; dessen Grabschrift ist:
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Au weh! das ist beklagens werth, Man denkt nicht mehr ans Steken-Pferd.* |
* Ein satyrischer Stich auf die damaligen Puritaner, welche man in den Gassen-Liedern, die über sie gemacht und gesungen wurden, ihren bekannten scheinheiligen Eifer gegen alle Spiele bis gegen das Steken-Pferd treiben ließ, auf welchem doch sie, und ihres gleichen, bis auf den heutigen Tag, so weydlich herumtraben.