Dritte Scene.

Verwandelt sich in des Ephesischen Antipholis Haus.

Adriana und Luciana treten auf.

Adriana.
Ah, Luciana, sezt' er dir so zu? Sahest du es würklich in seinen Augen, daß es ihm Ernst war? Sah' er roth oder blaß aus, verdrießlich oder aufgeräumt? Was für Beobachtungen machtest du über die Meteore seines Herzens, die in seinem Gesichte kämpften?

Luciana.
Fürs erste, so läugnete er, daß ihr ein Recht an ihn habet.

Adriana.
Er meynt', er lasse mir mein Recht nicht wiederfahren.

Luciana.
Hernach schwur er, er sey hier fremde.

Adriana.
Und schwur die Wahrheit, ob er gleich dadurch meineydig wurde.

Luciana.
Und da nahm ich eure Parthey.

Adriana.
Und was sagt' er dazu?

Luciana.
Die Liebe, um die ich ihn für euch bat, erbat er von mir.

Adriana.
Durch was für Ueberredungen sucht' er eure Liebe zu gewinnen?

Luciana.
Durch Worte, die bey ehrlichen Absichten hätten bewegen können; er lobte zuerst meine Schönheit, hernach meinen Verstand.

Adriana.
Redtest du freundlich mit ihm?

Luciana.
Seyd geduldig, ich bitte euch.

Adriana.
Ich kan nicht mehr still halten, ich will nicht; ich will wenigstens meiner Zunge den Lauf lassen. Er ist ungestalt, krumm-beinicht, alt und kalt, häßlich, mißgeschaffen, lasterhaft, ungesittet, albern, grob und unartig; eine Mißgeburt am Leib, und noch schlimmer am Gemüth.

Luciana.
Wie mögt ihr denn über so einen eifersüchtig seyn? Man beweint den Verlust eines Uebels nicht, dessen man los worden ist.

Adriana.
Ach! ich denk' ihn doch besser als ich sage; mein Herz betet für ihn, ob ihm gleich meine Zunge flucht.


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