Der Wald.
Squenz, Zettel, Schnok, Flaut, Schnauz und Schluker treten auf.
(Die Feen-Königin ligt noch schlafend.)
Zettel.
Sind wir alle beysammen?
Squenz.
Recht gut! recht gut! Das ist ein unvergleichlicher Plaz zu unsrer
Probe. Dieser grüne Plaz soll unser Schauplaz seyn; die kleine
Wiese hinter diesem Weißdorn-Zaun unsre Kammer zum Ankleiden;
und wir wollen nur gleich so agieren, als ob es vor dem Herzog
wäre.
Zettel.
Peter Squenz - -
Squenz.
Was willt du, Schurke Zettel?
Zettel.
Es sind Sachen in dieser Comödie von Pyramus und Thisbe,
die nimmermehr gefallen werden. Fürs erste: So muß
Pyramus ein Schwerdt ziehen, sich selbst umzubringen, und das
werden die Damen nicht aushalten können. Was antwortet ihr
auf das?
Schnauz.
Beym Velten, das wird Kopf-Verbrechens brauchen!
Schluker.
Ich denke, wir müssen eben das Umbringen auslassen, wenn
alles andre vorbey ist.
Zettel.
Nichts, nichts! ich habe einen Einfall der alles gut machen wird:
Schreibet mir einen Prologus, und laßt ihn sagen, daß
wir mit unsern Schwerdtern kein Unglük anstellen werden,
und daß Pyramus nicht würklich umgebracht wird; und
zu desto grösserer Sicherheit laßt ihn sagen, daß
ich Pyramus nicht Pyramus bin, sondern Claus Zettel der Weber;
das wird ihnen schon die Furcht benehmen.
Squenz.
Gut, wir wollen einen solchen Prologus haben, und er soll in acht
und sechsen* geschrieben seyn.
Zettel.
Nein, machet zwey mehr; schreibt es in acht und achten.
Schnauz.
Werden die Damen nicht auch über den Löwen erschreken?
Schluker.
Ich fürcht' es, das versprach' ich euch.
Zettel.
Ihr Herren, bedenket vorher was ihr thun wollt; einen Löwen,
Gott bewahr uns! unter Damen zu bringen, ist eine fürchterliche
Sache; denn es ist kein schlimmerer Waldvogel als euer Löwe,
wenn er lebendig ist; wir können zusehen.
Schnauz.
Es muß also ein andrer Prologus sagen, daß er kein
Löwe ist.
Zettel.
Man kan ja seinen Namen nennen, und sein halbes Gesicht durch
des Löwen Hals hervor guken lassen; und er selbst kan daraus
hervor reden, und so oder zu eben diesem Defect sagen: Lädies,
oder schöne Lädies, ich wollte wünschen, oder ich
wollte gebetten haben, oder ich wollte ersucht haben, fürchten
Sie sich nicht, zittern Sie nicht so; mein Leben für das
Ihrige, es soll ihnen nichts geschehen! Wenn Sie dächten,
ich komme hieher als ein Löwe, so daurte mich nur meine Haut;
Nein, nein, ich bin nichts dergleichen, ich bin ein Mensch wie
andre Menschen; und dann kan er sich ja nennen, und ihnen rund
heraus sagen, daß er Schnok der Schreiner ist.
Squenz.
Gut, so soll es seyn. Aber es sind noch zwey harte Puncten: Eins
ist, wie wollen wir den Mondschein in das Zimmer bringen? denn
ihr wißt, Pyramus und Thisbe kommen beym Mondschein zusammen.
Schnok.
Scheint der Mond in der Nacht, worinn wir spielen?
Zettel.
Einen Calender! einen Calender! sehet in den Almanach: Suchet
Mondschein, suchet Mondschein!
Squenz.
Ja, er scheinet diese Nacht.
Zettel.
Nun, so kan man ja einen Flügel von dem grossen Kammerfenster,
wo wir spielen, offen lassen; und der Mond kan durch den Flügel
herein scheinen.
Squenz.
Ja, oder es könnte auch einer mit einem Dornbusch und einer
Laterne heraus kommen, und sagen, er komme die Person des Mondscheins
zu presidieren, oder zu defiguriren. Aber es ist noch etwas; wir
müssen in der grossen Kammer eine Wand haben, denn Pyramus
und Thisbe, sagt die Historie, redten durch die Spalte einer Wand
mit einander.
Schnok.
Ihr werdet nimmermehr keine Wand hinein bringen können. Was
sagst du, Zettel?
Zettel.
Einer oder ein Andrer muß die Wand vorstellen; er kan etwas
Pflaster, oder etwas Leim, oder etwas Merdel an sich haben, das
eine Mauer bedeutet; oder laßt ihn seine Finger so halten,
und durch die Spalte können Pyramus und Thisbe wispern.
Squenz.
Wenn das angeht, so ist alles gut. Kommet, jeder Mutters-Sohn
size nieder, und probieret eure Pärte. Pyramus, ihr fanget
an; wenn ihr eure Rede gesprochen habet, so geht hinter diesen
Zaun; und so ein jeder wie es sein Merkwort erfodert.
* In einem Sonnet, welches wie bekannt, nur vierzehn Zeilen
haben darf.