Ein Zimmer in Glosters Schloß.
Gloster und Edmund.
Gloster.
Edmund, diese unnatürliche Begegnung gefällt mir gar
nicht. Wie ich sie um Erlaubniß bat, Mitleiden mit ihm zu
haben, so nahmen sie mir den Gebrauch meines eigenen Hauses, und
verboten mir bey Straffe einer ewigen Ungnade, weder mit ihm zu
reden, noch für ihn zu bitten, noch ihn auf irgend eine Weise
zu unterstüzen.
Edmund.
Das ist ja ganz barbarisch und unnatürlich.
Gloster.
Geht hinein, aber sagt nichts. Es ist Zwiespalt zwischen den Herzogen,
und noch etwas schlimmers als das; ich habe diese Nacht einen
Brief bekommen, es ist gefährlich davon zu reden, (ich habe
den Brief in mein Cabinet verschlossen.) Diese Beleidigungen die
der König duldet, werden gerochen werden; es ist schon ein
Theil der Macht auf den Beinen; wir müssen uns zum Könige
schlagen; ich will zu ihm sehen, und ihm heimlich Beystand thun;
geht ihr, und unterhaltet ein Gespräch mit dem Herzog, damit
er nicht merke was ich für den König thun werde; wenn
er nach mir fragt, so bin ich nicht wohl und zu Bette gegangen.
Und wenn ich deßhalb sterben müßte, (wie mir
dann nicht weniger gedräut ist,) so muß der König,
mein alter Herr Hülfe haben. Es sind wunderliche Dinge auf
dem Tapet, Edmund, ich bitte euch, geht und seyd sorgfältig.
(Geht ab.)
Edmund (allein.)
Diese Großmuth soll mit deiner Erlaubniß der Herzog
diesen Augenblik erfahren, und den Brief dazu. Das hat das Ansehen
eines wichtigen Verdiensts, und muß mir geben was mein Vater
verliehrt; nicht weniger als Alles. Der Jüngere steigt, wenn
der Alte fällt.
(Geht ab.)