Verwandelt sich in ein Zimmer in Macbeths Schloß zu Inverneß.
Lady Macbeth tritt mit einem Brief in der Hand auf.
Lady ließt.
»Sie begegneten mir am Tage des Siegs, und aus der Erfüllung
ihrer ersten Weissagung sah ich, daß sie mehr als Sterbliche
wissen. Da ich vor Begierde brannte, mehr von ihnen zu erfahren,
verschwanden sie. Ich stuhnd noch vor Erstaunen ausser mir, als
Abgeordnete vom König ankamen, die mich Than von Cawdor grüßten,
mit dem nemlichen Titel, womit zuvor diese Zauber-Schwestern mich
begrüßt, und durch einen dritten Gruß mir noch
angezeigt hatten, daß ich dereinst König seyn sollte.
Dieses hab ich nöthig erachtet, dir zu entdeken, theureste
Genoßin meiner Grösse, damit du deinen Antheil an meiner
Freude nicht verliehrest, wenn du länger unwissend wärest,
was für eine Grösse dir versprochen ist. Leg' es an
dein Herz, und lebe wohl.« - - Glamis bist du und Cawdor
- - und sollst seyn, was dir versprochen worden. Und doch fürcht
ich deine Gemüthsart, es ist zuviel Milch, zuviel mildes
Wesen darinn, um den nächsten Weg einzuschlagen. Du bist
nicht ohne Ehrgeiz; du möchtest groß seyn; aber nicht
durch schlimme Mittel. Du möchtest gewinnen was dir nicht
gehört, und doch nicht falsch spielen; du wünschest
nicht daß es ungethan bleibe, aber du scheuest dich es selbst
zu thun. Eile, eile herbey, damit ich meinen Geist in dein Ohr
giessen, und durch die Tapferkeit meiner Zunge alle diese Gedanken
von dir abtreiben könne, die dich von dem goldnen Zirkel
zurükscheuchen, womit das Schiksal und übernatürliche
Mächte dich gerne bekrönen möchten.
Ein Courier tritt auf.
Was bringt ihr für Nachrichten?
Courier.
Der König kommt auf diese Nacht hieher.
Lady.
Du bist nicht klug, das zu sagen; ist dein Herr nicht bey ihm?
und würd' er, wenn es so wäre, nicht, der Anstalten
wegen, hieher geschikt haben?
Courier.
Mit Euer Gnaden Erlaubniß, es ist wie ich sage; unser Than
ist im Anzug; er hat einen von meinen Cameraden vorausgeschikt,
der, beynahe athemloß, kaum noch soviel hatte, daß
er seinen Auftrag ausrichten konnte.
Lady.
Sorgt für ihn; er bringt eine grosse Zeitung. (Der Courier
geht ab.) Der Rabe selbst würde mir lieblich singen,
der mir Duncans fatale Ankunft unter meine Zinnen krähen
würde. Kommt izt, ihr Geister alle, deren Geschäft es
ist tödliche Gedanken einzuhauchen, kommt und entweibet mich
hier; füllt mich vom Wirbel bis zum Zehen Topfeben mit Grausamkeit
an; macht mein Blut dik, verstopft die Zugänge der Reue,
daß keine Stiche der wiederkehrenden Natur mein gräßliches
Vorhaben erschüttern, noch zwischen den Gedanken und seine
Vollziehung treten! Kommt in meine weiblichen Brüste, und
macht meine Milch zu Galle, ihr mördrischen Geister, wo ihr
immer in unsichtbaren Gestalten auf das Verderben der Menschen
laurt - - Komm, dike Nacht! und hülle dich in den schwärzesten
Dampf der Hölle, damit mein scharfer Dolch die Wunde nicht
sehe, die er macht, noch der Himmel durch den Vorhang der Finsterniß
guke, und ruffe: Halt, halt! - -
Macbeth tritt auf.
Grosser Glamis! würdiger Cawdor! (Sie umarmt ihn.) Grösser als beydes durch den Gruß der auf diese folgte! Dein Schreiben hat mich aus dieser armseligen Zeit hinweggerükt, und ich fühle im Gegenwärtigen schon das Künftige.
Macbeth.
Theurste Liebe, Duncan kommt diese Nacht hieher.
Lady.
Und wenn geht er wieder?
Macbeth.
Morgen, wie er sich vorgesezt hat.
Lady.
O nimmer soll die Sonne diesen Morgen sehn! Euer Gesicht, mein
Than, ist wie ein Buch, worinn man gefährliche Dinge lesen
könnte. Heißt euer Gesicht aussehen, wie es die Zeit
erfordert; traget freundlichen Willkomm in euern Augen, auf eurer
Zunge, in eurer Hand; seht wie die unschuldige Blume, aber seyd
die Schlange unter ihr. Geht, und sorget für die Aufnahme
dessen der kommen soll, und überlasset meiner Sorge das grosse
Geschäfte dieser Nacht, welches allen unsern künftigen
Tagen und Nächten die ungetheilte und unumschränkte
Herrschaft geben soll.
Macbeth.
Wir wollen mehr davon reden.
Lady.
Seht nur heiter aus; Furcht ist immer ein Hinderniß des
Glüks; überlaßt alles andre mir.
(Sie gehen ab.)