Verwandelt sich in eine andre Strasse vorm Schüzen.
Othello, Jago, und Gefolge mit Fakeln.
Jago.
Ob ich gleich, seitdem ich das Kriegs-Handwerk treibe, manchen
im Feld erschlagen habe, so mach' ich mir doch das grösseste
Gewissen draus, einen vorsezlichen Mord zu begehen! Weniger Bedenklichkeit
würde manchmal mein Vortheil seyn - - Ich dachte neun- oder
zehn mal, ich müßte ihm nothwendig eins unter die Ribben
geben.
Othello.
Es ist besser, daß du's nicht gethan hast.
Jago.
Nein, aber er plapperte, er gayferte so lotterbübisches Zeug,
und in so empfindlichen Ausdrüken gegen eure Ehre, daß
all mein Bißchen Sanftmuth kaum zureichend war, mich bey
Geduld zu erhalten. Aber ich bitte euch, mein Herr, seyd ihr auch
recht gültig verheurathet? Denn davon dürft ihr versichert
seyn, daß der Magnifico sehr beliebt ist, und daß
seine Stimme in der Republik zum wenigsten so viel zu bedeuten
hat, als des Herzogs selbst: Er wird auf die Zerreissung euers
Bandes dringen, und wenn sich seine Macht auch so weit nicht erstrekt,
euch doch so viel Uebels thun, als das Gesez in seiner äussersten
Strenge ihm Befugniß geben kan.
Othello.
Er mag sein Aergstes thun; die Dienste, die ich der Regierung
gethan habe, werden seine Klagen weit überschreyen. Es ist
noch unbekannt, (ich werd es aber beweisen, wenn die Rettung meiner
Ehre mich zu einem Schritt zwingt, den ich sonst als eine meiner
unwürdige Pralerey ansehe,) daß mein Blut aus einer
königlichen Quelle geflossen ist; und meine Verdienste allein
sind, ohne Vergrösserung, zulänglich auf ein so stolzes
Glük Anspruch zu machen, als dieses ist, dessen ich mich
bemächtiget habe. Denn wisse, Jago, wär' es nicht, daß
ich die reizende Desdemona liebe, der Werth des ganzen Oceans
sollte mich nicht bewegen, meine Freyheit in die Fesseln des ehlichen
Standes schliessen zu lassen. Aber siehe, was für Lichter
kommen dort?