Brabantio, und Rodrigo, mit Officieren, Bedienten und Fakeln.
Jago.
Es ist Brabantio; General, nehmt euch in Acht; er hat nichts Gutes
im Sinn.
Othello.
Holla! Steht, ihr dort!
Rodrigo.
Signor, es ist der Mohr.
Brabantio.
Zu Boden mit ihm, dem Räuber!
(Sie ziehen auf beyden Seiten.)
Jago.
Wie, ihr, Rodrigo? - - Kommt, mein Herr, ich bin auf eurer Seite
- - (Zu Othello.)
Othello.
Stekt eure Degen ein, der Thau möchte sie rostig machen.
Werther Signor, euer Alter wird euch mehr Gewalt geben, als eure
Waffen.
Brabantio.
O du schändlicher Räuber! Wo hast du meine Tochter hin
verborgen? Verdammlicher Bube! Du hast sie bezaubert; denn ich
will alles was Vernunft hat den Ausspruch thun lassen, ob ein
Mädchen, so jung, so schön, so zärtlich als sie
war, von ihrem Stand und Glük, und so abgeneigt vom Heurathen,
daß sie den Augen der auserlesensten und reichsten von unsrer
edelsten Jugend sich entzog - - ob ein solches Mädchen, ohne
die fesselnde Gewalt zaubrischer Künste fähig gewesen
wäre, dem allgemeinen Spott Troz zu bieten, und aus dem väterlichen
Haus zu entlauffen, um in die russichten Arme eines solchen Dings
wie du, das geschikter ist Schreken zu erweken, als Liebe, sich
hinein zu stürzen? Die ganze Welt sey Richter, ob es nicht
handgreiflich ist, daß du vermittelst schnöder Zauber-Mittel
oder Liebes-Tränke die das Hirn verrüken, ihre schuldlose
Jugend mißbraucht und verleitet hast - - Ich will es untersucht
haben: Es ist wahrscheinlich, man kan sich nichts anders vorstellen.
Ich arrestiere dich also hier, als einen Verführer und der
hiezu verbotne Künste treibt - - Bemächtigt euch seiner;
und wenn er sich wehrt, so entwaffnet ihn auf seine Gefahr.
Othello.
Haltet ein, zu beyden Seiten; wenn es hier meine Scene zum Fechten
wäre, so würd' ich's ohne einen Einsager gewußt
haben. Wohin wollt ihr, daß ich mit euch gehen soll, mich
auf diese Anklage zu verantworten?
Brabantio.
Ins Gefängniß, bis zur gehörigen Zeit, wo du vor
der Gerichts-Bank erscheinen sollst.
Othello.
Aber wenn ich euch gehorche, wie soll indeß der Herzog zufrieden
gestellt werden, dessen Abgeordnete hier zu meiner Seite und im
Begriff sind, mich in einer dringenden Angelegenheit des Staats
zu ihm zu führen?
Officier.
Diß verhält sich würklich so, sehr edler Herr;
der Herzog ist im Staats-Rath; und ich bin sicher, daß ihr
gleichfalls dahin beruffen worden seyd.
Brabantio.
Wie? der Herzog im Staats-Rath? In dieser späten Nacht? Führt
ihn dahin; meine Sache ist keine Kleinigkeit. Der Herzog selbst
und jeder von meinen Brüdern im Staat kan nicht anders als
diese Beleidigung so empfinden, als ob sie ihnen selbst angethan
worden wäre. Wenn solche Frefel-Thaten ungestraft verübt
werden dürften, so würden bald Sclaven und Banditen
unsre Befehlshaber seyn.
(Sie gehen ab.)