Ein dritter Bedienter des Timon mit Sempronius.
Sempronius.
Mußt' er denn gerade mich damit beunruhigen? Vor allen andern?
Er hätt' es bey Lord Lucius oder Lucullus versuchen können,
und nun ist auch Ventidius reich, den er aus dem Gefängniß
erledigt hat; alle diese drey haben ihm ihr Vermögen zu danken.
Bedienter.
O Gnädiger Herr, sie sind alle auf die Probe gesezt und falsch
befunden worden; sie haben ihn alle abgewiesen.
Sempronius.
Wie? Abgewiesen? Ventidius und Lucullus, beyde ihn abgewiesen?
Und nun schikt er zu mir? Drey! hum - - Es zeigt wenig Freundschaft
oder Vernunft auf seiner Seite an. Muß ich seine lezte Zuflucht
seyn? Seine Freunde, die gleich Aerzten sich auf seine Unkosten
bereichert haben, geben ihn au? Muß ich nun die Cur übernehmen?
er hat mir eine schlechte Ehre damit angethan; es verdrießt
mich, er hätte wol wissen können, wer ich bin; ich kan
keinen Grund erdenken, warum er nicht zuerst an mich gekommen
ist, wenn er jemands Hülfe nöthig hatte. Auf mein Gewissen,
ich war der erste unter allen die iemals Gutes von ihm genossen
haben; und denkt er denn so unbillig von mir, daß ich der
lezte seyn werde, es wett zu machen? Es wird allen übrigen
eine Materie zum Lachen geben, und ich werde der Narr unter dem
Atheniensischen Adel seyn. Ich wollte dreymal so viel als er von
mir verlangt darum geben, er hätte zu mir zuerst geschikt,
wenn es auch nur gewesen wäre, um meiner Gemüthsart
Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen; ich wäre so geneigt
gewesen ihm Gutes zu thun. Aber so geh' nur wieder heim, und seze
zu den abschlägigen Antworten der übrigen, in meinem
Namen, noch dieses hinzu: Wer meiner Ehre zu nahe tritt, soll
nimmermehr mein Geld zu sehen kriegen.
(Er geht ab.)
Bedienter.
Vortreflich! Euer Gnaden ist ein feiner Spizbube. Der Teufel wußte
gewiß nicht was er that, wie er die Leute politisch machte;
er schadete sich selbst dadurch; und ich kan nichts anders als
glauben, am Ende werden sie ihn selbst mit ihren Schelmenstreichen
zum Narren machen. - - Das waren nun diejenigen, auf die mein
Herr seine besten Hoffnungen gesezt hatte; nun sind alle zurükgetreten,
und ausser den Göttern bleibt ihm niemand übrig. Seine
Freunde sind todt. Thüren, die so manches glükliche
Jahr her nie mit ihren Schlössern bekannt worden, müssen
nun gebraucht werden, ihren Herrn vor dem Ungestüm seiner
Glaubiger sicher zu stellen. Das ist alles, was er von seiner
Freygebigkeit davon trägt!
(Er geht ab.)