Sir Tobias, Fabian und Maria zu Malvolio.
Sir Tobias.
Wo ist er, wo ist er, im Namen alles dessen was gut ist? Und wenn
alle Teufel in der Hölle sich ins Kleine zusammengezogen
hätten und in ihn gefahren wären, so will ich mit ihm
reden.
Fabian.
Hier ist er, hier ist er. Wie steht's um euch, Herr? Wie steht's
um euch?
Malvolio.
Geht eurer Wege; ich entlaß euch; laßt mich bey mir
selbst; geht eurer Wege.
Maria.
Seht, wie der böse Feind aus ihm heraus redt! Sagt ich's
euch nicht? Sir Tobias, die Gnädige Fräulein bittet
euch, Sorge zu ihm zu tragen.
Malvolio.
Ah, ha! Thut sie das?
Sir Tobias.
Geh, geh; still, still, wir müssen säuberlich mit ihm
verfahren; laßt mich allein machen. Wie! Mann! Laß
den Teufel nicht Meister seyn; bedenke, daß er ein Feind
der Menschen ist.
Malvolio (ernsthaft und stolz.)
Wißt ihr auch was ihr sagt?
Maria.
Da seht ihr; wenn ihr was böses vom Teufel sagt, wie er's
gleich zu Herzen nimmt - - Gott gebe, daß er nicht besessen
seyn möge!
Fabian.
Man muß sein Wasser zu der weisen Frauen tragen.
Maria.
Meiner Treue, das soll auch gleich morgen gethan werden, wenn
ich das Leben habe. Mein Gnädiges Fräulein würd'
ihn um mehr als ich sagen mag nicht verliehren wollen.
Malvolio.
Nun wie, Jungfer?
Maria.
O Himmel!
Sir Tobias.
Ich bitte dich, schweige; das ist nicht das rechte Mittel: Siehst
du nicht, daß du ihn nur böse machst? Laßt mich
allein mit ihm.
Fabian.
Nur keinen andern Weg als Freundlichkeit; nur sanft, nur sanft;
der böse Feind ist gar kurz angebunden, er läßt
nicht grob mit sich umgehen.
Sir Tobias.
Nun, wie, wie steht's, mein Truthähnchen? Wie geht's dir,
mein Herzchen?
Malvolio.
Sir? - -
Sir Tobias.
Ja, ich bitte dich, komm du mit mir. Wie, Mann, es schikt sich
nicht für einen so weisen Mann wie du bist mit dem Teufel
den Narren zu treiben. An den Galgen mit dem garstigen Kohlenbrenner!
Maria.
Laßt ihn sein Gebet hersagen, lieber Sir Tobias; laßt
ihn beten.
Malvolio.
Beten, du Affen-Gesicht?
Maria.
Da, hört ihr's, er will von nichts gutem reden hören.
Malvolio.
Scheret euch alle an den Galgen: Ihr seyd ein einfältiges
dummes Pak; ich bin nicht euers Gelichters; ihr werdet mich seiner
Zeit schon kennen lernen.
(Er geht ab.)
Sir Tobias.
Ist's möglich?
Fabian.
Wenn man das in einer Comödie spielen würde, wer würd'
es nicht als eine unwahrscheinliche Erdichtung verurtheilen?
(In dem Rest dieser Scene freuen sich Sir Tobias und seine Consorten, daß ihnen ihre Absicht so wol gelungen sey, und entschliessen sich nicht abzulassen, bis sie den armen Malvolio, zur Züchtigung seines Uebermuths in ein finstres Gemach und an Bande gebracht haben würden.)
Sir Andreas kommt mit der Ausforderung, die er indessen aufgesezt hat, zu den Vorigen, und ließt ihnen das abgeschmakteste Zeug vor, das man sich träumen lassen kan. Alle geben ihm ihren Beyfall, und muntern ihn auf, sich wohl zu halten. Sir Tobias nimmt auf sich, die Ausforderung dem Cäsario einzuhändigen und schikt den Sir Andreas in den Garten, wo er seinem Gegner, der sich würklich bey Fräulein Olivia befindet, aufpassen soll. Allein sobald er weggegangen ist, entdekt Tobias dem Fabian daß er weit entfernt sey, einem so feinen jungen Edelmann als Cäsario zu seyn scheine, ein so vollgültiges Document der verächtlichen Schwäche seines Gegners zu geben; denn so würde der Spaß gleich ein Ende haben: er finde also besser, seine Comission mündlich abzulegen, und dem jungen Cäsario einen ganz entsezlichen Begriff von Sir Andreassen Tapferkeit, und unbezwingbarer Wuth beyzubringen; auf diese Art, sezt er hinzu, werden beyde in eine solche Furcht gesezt werden, daß sie einander nur durch Blike tödten werden, wie die Basilisken.