VII. AVENTIURE

(WIE GUNTHER PRÜNHILDE GEWAN)

In den selben zîten / dô was ir schif gegân

der bürge alsô nähen:/ dô sach der künec stân

oben in den venestern / vil manege schoene meit.

daz er ir niht erkande, / daz was Gunthere leit.

Er vrâgte Sîvride, / den gesellen sîn:

"ist iu daz iht künde / umb disiu magedîn,

die dort her nider schouwent / gein uns ûf die vluot?

swie ir herre heize, / si sint vil hôhe gemuot."

Dô sprach der herre Sîvrit : / "nu sult ir tougen spehen

under den juncfrouwen, / und sult mir danne jehen

welhe ir nemen woldet, / hêtet irs gewalt."

"daz tuon ich" sprach Gunther, / ein riter küene unde balt.

"Sô sihe ich ir eine / in jenem venster stân

in snêwîzer waete : / diu ist sô wol getân,

die wellent mîniu ougen /durch ir schoenen lîp.

ob ich gewalt des hête, / si müese werden mîn wîp."

"Dir hât erwelt vil rehte / dîner ougen schîn :

ez ist diu edel Prünhilt, / daz schoene magedîn,

nach der dîn herze ringet, / dîn sin unt ouch der muot."

elliu ir gebaerde / diu dûhte Guntheren guot.

Dô hiez diu küneginne / ûz den venstern stân

ir hêrlîche mägede : / sin solden dâ niht stân

den vremden an ze sehen. / des wâren si bereit.

waz Dô die vrouwen tâten, / daz ist uns sîder ouch geseit.

SIEBENTES ABENTEUER

(Wie Gunther Brunhilden gewann)

Ihr Schifflein unterdessen / war auf dem Meer

Zur Burg heran geflossen / da sah der König hehr

Oben in den Fenstern / manche schöne Maid.

Daß er sie nicht erkannte / das war in Wahrheit ihm leid.

Er fragte Siegfrieden / den Gesellen sein:

"Hättet ihr wohl Kunde / um diese Mägdelein,

Die dort hernieder schauen / nach uns auf die Flut?

Wie ihr Herr auch heiße / so tragen sie hohen Mut."

Da sprach der kühne Siegfried / "Nun sollt ihr heimlich spähn

Nach den Jungfrauen / und sollt mir dann gestehn,

Welche ihr nehmen wolltet / wär' euch die Wahl verliehn."

"Das will ich," sprach Gunther / dieser Ritter schnell und kühn.

"So schau' ich ihrer eine / in jenem Fenster an,

Im schneeweißen Kleide / die ist so wohlgetan:

Die wünschen meine Augen / so schön ist sie von Leib.

Wenn ich gebieten dürfte / sie müßte werden mein Weib."

"Dir hat recht erkoren / deiner Augen Schein:

Es ist die edle Brunhild / das schöne Mägdelein,

Nach der das Herz dir ringet / der Sinn und auch der Mut."

All ihr Gebaren / dauchte König Gunthern gut.

Da hieß die Königstochter / von dem Fenster gehn

Die herrlichen Maide / sie sollten da nicht stehn

Zum Anblick für die Fremden / sie folgten unverwandt.

Was da die Frauen taten / das ist uns auch wohl bekannt.

Gegen den unkunden / strîchen si ir lîp,

des ie site hêten / diu waetlîchen wîp.

an diu engen venster / kâmen si gegân,

dâ si die helde sâhen:/ daz wart durch schouwen getân.

Ir wâren niwan viere /die kâmen in daz lant.

Sîfrit der küene /ein ros zôch ûf den sant.

daz sâhen durch diu venster / diu waetlîchen wîp

des dûhte sich getiuret / des künec Guntheres lîp.

Er habt im dâ bî zoume / daz zierlîche marc,

guot unde schoene, / vil michel unde starc,

unz der künic Gunther / in den satel gesaz.

also diente im Sîfrit: /des er doch sît vil gar vergaz.

Dô zôch er ouch daz sîne / von dem schiffe dan.

er hête solhen dienest / vil selten ê getân,

daz er bî stegereife / gestüende ie helede mêr.

daz sâhen durch diu venster / die vrouwen schoene unde hêr.

Rehte in einer mâze / den helden vil gemeit

von snêblanker varwe / ir ros und ouch ir kleit

wâren vil gelîche, / ir schilde wol getân

die lûhten von den handen / den vil waetlîchen man.

Ir sätel wol gesteinet, / ir fürbüege smal :

si riten zierlîche / für Prünhilde sal

dar an hiengen schellen/ von liehtem golde rôt.

si kâmen zuo dem lande/ als ez ir ellen in gebôt,

Mit spern niuwesliffen, /mit swerten wol getân,

diu ûf die sporn giengen /den waetlîchen man diu

fuorten di vil küenen, / scharpf unde breit.

daz sach allez Prünhilt, / diu vil hêrlîche meit.

Mit im kom dô Dancwart / unt ouch Hagene.

wir hoeren sagen maere, / wie die degene

von rabenswarzer varwe / truogen rîchiu kleit.

ir schilde wâren schoene,/ michel, guot unde breit

Sie zierten sich entgegen / den unkunden Herrn,

Wie es immer taten / schöne Frauen gern.

Dann an die engen Fenster / traten sie heran,

Wo sie die Helden sahen / das ward aus Neugier getan.

Nur ihrer Viere waren / die kamen in das Land.

Siegfried der kühne / ein Roß zog auf den Strand.

Das sahen durch die Fenster / die schönen Frauen an:

Große Ehre dauchte / sich König Gunther getan.

Er hielt ihm bei dem Zaume / das zierliche Roß,

Das war gut und stattlich / stark dazu und groß,

Bis der König Gunther / fest im Sattel saß.

Also dient' ihm Siegfried / was er hernach doch ganz vergaß.

Dann zog er auch das seine / aus dem Schiff heran:

Er hatte solche Dienste / gar selten sonst getan,

Daß er am Steigreif Helden / je gestanden wär'.

Das sahen durch die Fenster / diese schönen Frauen hehr.

Es war in gleicher Weise / den Helden allbereit

Von schneeblanker Farbe / das Roß und auch das Kleid,

Dem einem wie dem andern / und schön der Schilde Rand:

Die warfen hellen Schimmer / an der edeln Recken Hand.

Ihre Sättel wohlgesteinet / die Brustriemen schmal:

So ritten sie herrlich / vor Brunhildens Saal;

Daran hingen Schellen / von lichtem Golde rot.

Sie kamen zu dem Lande / wie ihr Hochsinn gebot,

Mit Speeren neu geschliffen/ mit wohlgeschaffnem Schwert,

Das bis auf die Sporen / ging den Helden wert.

Die Wohlgemuten führten / es scharf genug und breit.

Das alles sah Brunhild / diese herrliche Maid.

Mit ihnen kam auch Dankwart / und sein Bruder Hagen:

Diese beiden trugen / wie wir hören sagen,

Von rabenschwarzer Farbe / reichgewirktes Kleid;

Neu waren ihre Schilde / gut, dazu auch lang und breit.

Von Indiâ dem lande/ man sach si steine tragen :

die kôs man an ir waete / vil hêrlîche wagen.

si liezen âne huote / ir schiffel bî der fluot

sus riten zuo der bürge /die helde küene unde guot.

Sehs unt ahzec türne / si sâhen drinne stân,

drî palas wîte, / einen sal wol getân,

von edelem marmelsteine / grüene alsam ein gras,

dar inne selbe Prünhilt / mit ir ingesinde was.

Diu burc was entslozzen, / vil wîte ûf getân.5

dô liefen in engegene / die Prünhilde man

unt enpfiengen dise geste / in ir vrouwen lant.

ir ros hiez man behalden / unt ir schilde von der hant.

Dô sprach ein kameraere : "ir sult uns geben diu swert

unt ouch die liehten brünie." / "des sît ir ungewert",

sprach von Tronie Hagne : / "wir wellens selbe tragen."

dô begonde im Sîfrit / dâ von diu rehten maere sagen.

"Man pfligt in dirre bürge, / daz wil ich iu sagen,

daz neheine geste / hie wâfen sulen tragen.

nu lât si tragen hinnen:/ daz ist wol getân."

des volgte vil ungerne / Hagne Guntheres man.

Man hiez den gesten schenken / unt schuof in ir gemach.

vil manigen snellen recken / man dâ ze hove sach

in fürstlîcher waete / allenthalben gân

doch wart michel schouwen / an die küenen getân.

Dô wart vroun Prünhilde / gesagt mit maeren

daz unkunde recken / dâ komen waeren

in hêrlîcher waete / gevlozzen ûf der fluot.

da von begonde vrâgen / diu maget schoene unde guot.

"Ir sult mich lâzen hoeren" / sprach diu künegîn,

"wer di vil unkunden / recken mügen sîn

die in mîner bürge / sô hêrlîche stân,

unt durch wes liebe / die helde her gevaren hân."

Von India dem Lande / trugen sie Gestein,

Das warf an ihrem Kleide / auf und ab den Schein.

Sie ließen unbehütet / das Schifflein bei der Flut;

So ritten nach der Feste / diese Helden kühn und gut.

Sechsundachtzig Türme / sahn sie drin zumal,

Drei weite Pfalzen / und einen schönen Saal

Von edelm Marmelsteine / so grün wie das Gras,

Darin Brunhild selber / mit ihrem Ingesinde saß.

Die Burg war erschlossen / und weithin aufgetan,

Brunhildes Mannen / liefen alsbald heran

Und empfingen die Gäste / in ihrer Herrin Land.

Die Rosse nahm man ihnen / und die Schilde von der Hand.

Da sprach der Kämmrer einer / "Gebt uns euer Schwert

Und die lichten Panzer" / "Das wird euch nicht gewährt,"

Sprach Hagen von Tronje / "wir wollen's selber tragen."

Da begann ihm Siegfried / rechten Bescheid davon zu sagen:

"In dieser Burg ist Sitte / das will ich euch sagen,

Keine Waffen dürfen / da die Gäste tragen:

Laßt sie von hinnen bringen / das ist wohlgetan."

Ihm folgte wider Willen / Hagen, König Gunthers Mann.

Man ließ den Gästen schenken / und schaffen gute Ruh.

Manchen schnellen Recken / sah man dem Hofe zu

Allenthalben eilen / in fürstlichem Gewand;

Doch wurden nach den Kühnen / ringsher die Blicke gesandt.

Nun wurden auch Brunhilden / gesagt die Mären,

Daß unbekannte Recken / gekommen wären

In herrlichem Gewande / geflossen auf der Flut.

Da begann zu fragen / diese Jungfrau schön und gut:

"Ihr sollt mich hören lassen" / sprach das Mägdelein,

"Wer die unbekannten / Recken mögen sein,

Die ich dort stehen sehe / in meiner Burg so hehr,

Und wem zulieb die Helden / wohl gefahren sind hieher."

Dô sprach ein ir gesinde : / "vrouwe, ich mac wol jehen

daz ich ir deheinen /nie mêre habe gesehen:

wan gelîche Sîfride /einer drunder stât.

den sult ir wol enpfâhen : / daz ist mit triuwen mîn rât.

Der ander der gesellen / der ist sô lobelîch

op er gewalt des hête, / wol waer er künic rîch

op wîten fürsten landen, / und mahte er diu hân.

man siht in bî den andern / sô rehte hêrlîche stân.

Der dritte der gesellen / der ist sô gremelîch,

doch mit schoenem lîbe, / küneginne rîch,

von swinden sînen blicken, / der er sô vil getuot.

er ist in sînen sinnen,/ ich waene, grimme gemuot.

Der jungeste dar under / der ist sô lobelîch

magetlîcher zühte / sih ich den degen rîch

mit guotem gelaeze / sô minneclîche stân.

wir möhtenz alle fürhten, / het im hi iemen iht getân.

Swie plîde er pflege der zühte / und swie schoene sî sîn lîp,

er möhte wol erweinen / vil waetlîchiu wîp,

swenn er begonde zürnen./ sîn lîp ist sô gestalt,

er ist in allen tugenden / ein degen küene unde balt."

Dô sprach diu küneginne: / "nu brinc mir mîn gewant.

unt ist der starke Sîfrit / komn in ditze lant

durch willen mîner minne, / ez gât im an den lîp,

ich fürhte in niht sô sêre / daz ich werde sin wîp."

Prünhilt diu schoene /wart schiere wol gekleit.

Dô gie mit ir dannen / vil manic schoeniu meit,

hundert oder mêre: / gezieret was ir lîp.

ez wolden sehen die geste / diu vil waetlîchen wîp.

Des Gesindes sprach da einer / "Frau, ich muß gestehn,

Daß ich ihrer keinen / je zuvor gesehn;

Doch einer steht darunter / der Siegfrieds Weise hat:

Den sollt ihr wohl empfangen / das ist in Treuen mein Rat.

Der andere der Gesellen / gar löblich dünkt er mich;

Wenn er die Macht besäße / zum König ziemt' er sich

Ob weiten Fürstenlanden /sollt er die versehn.

Man sieht ihn bei den andern / so recht herrlich da stehn.

"Der dritte der Gesellen / der hat gar herben Sinn,

Doch schönen Wuchs nicht minder / reiche Königin.

Die Blicke sind gewaltig / deren so viel er tut:

Er trägt in seinem Sinne / wähn' ich, grimmigen Mut.

"Der jüngste darunter / gar löblich dünkt er mich:

Man sieht den reichen Degen / so recht minniglich

In jungfräulicher Sitte / und edler Haltung stehn:

Wir müßten's alle fürchten / wär' ihm ein Leid hier geschehn,

"So freundlich er gebare / so wohlgetan sein Leib,

Er brächte doch zum Weinen / manch waidliches Weib,

Wenn er zürnen sollte / sein Wuchs ist wohl so gut,

Er ist an allen Tugenden / ein Degen kühn und wohlgemut."

Da sprach die Königstochter / "Nun bringt mir mein Gewand:

Und ist der starke Siegfried / gekommen in mein Land

Um meiner Minne willen / es geht ihm an den Leib:

Ich fürcht' ihn nicht so heftig / daß ich würde sein Weib."

Brunhild die schöne / trug bald erlesen Kleid.

Auch gab ihr Geleite / manche schöne Maid,

Wohl hundert oder drüber / sie all in reicher Zier.

Die Gäste kam zu schauen / manches edle Weib mit ihr.

Dâ mite giengen degne / dâ ûz Islant,

die Prünhilde recken : / die truogen swert enhant,

fünf hundert oder mêre. / daz was den gesten leit.

d8 stuonden von dem sedele / die helde küene unt gemeit.

Dô diu küneginne / Sîvriden sach,

nu mugt ir gerne hoeren / wie diu maget sprach:

"sît willekomen, Sîfrit, / her in ditze lant:

waz meinet iuwer reise?/ gerne het ich daz bekant."

"Vil michel iuwer gnâde, / mîn vrou Prünhilt,

daz ir mich ruochet grüezen, / fürsten tohter milt,

vor disem edelen recken / der hie vor mir stât:

wan der ist mîn herre : / der êren het ich gerne rât.

Er ist geborn von Rîne :/ waz sol ich sagen mêr?

durch die dîne liebe / sîn wir gevaren her.

der wil dich gerne minnen, / swaz im dâ von geschiht:

nu bedenke dichs bezîte:/ mîn herre erlât dich es niht.

Er ist geheizen Gunther /und ist ein künic hêr.

erwurbe er dîne minne, / son gert er nihtes mêr.

ja gebôt mir her ze varne /der recke wol getân:

möht ichs im geweigert hân, / ich het ez gerne verlân."

Si sprach: "ist er dîn herre, / unt bistû sîn man :

diu spil diu ich im teile, / und getar er diu bestân

behabt er des die meisterschaft, / sô wird ich sîn wîp

unt ist daz ich gewinne, / ez gêt iu allen an den lîp."

Dô sprach von Tronie Hagne: / "frouwe, lât uns sehen

iuwer spil diu starken. / ê daz iu müeste jehen

Gunther mîn herre, / dâ müesez herte sîn.

er trouwet wol erwerben / ein alsô schoene magedîn."

"Den stein schol er werfen, / unt springen dar nâch :

den gêr mit mir schiezen: / lât iu sîn niht ze gâch.

ir mugt wol hie verliesen / die êre und ouch den lîp

des bedenket iuch vil ebene" / sprach daz minneclîche wîp.

Mit ihnen gingen Degen / da aus Island,

Brunhildens Recken / die Schwerter in der Hand,

Fünfhundert oder drüber / das war den Gästen leid.

Aufstanden von den Sitzen / die kühnen Helden allbereit.

Als die Königstochter / Siegfrieden sah,

Nun höret, wie die Jungfrau / zu ihm redet' da:

»Seid willkommen, Siegfried / hier in diesem Land.

Was meint eure Reise? / das macht mir, bitt' ich, bekannt."

"Viel Dank muß ich euch sagen / Frau Brunhild,

Daß ihr mich geruht zu grüßen / Fürstentochter mild,

Vor diesem edlen Recken / der hier vor mir steht:

Denn der ist mein Lehnsherr / der Ehre Siegfried wohl enträt.

"Er ist geboren vom Rheine / was soll ich sagen mehr?

Dir nur zuliebe / fuhren wir hieher.

Er will dich gerne minnen / was ihm geschehen mag.

Nun bedenke dich bei Zeiten / mein Herr läßt nimmermehr nach.

"Er ist geheißen Gunther / ein König reich und hehr.

Erwirbt er deine Minne / nicht mehr ist sein Begehr.

Er gebot mir, herzufahren / mit ihm, meinem Herrn.

Hätt' ich's ihm weigern können / ich unterließ die Reise gern."

Sie sprach: "Wenn er dein Herr ist / und du in seinem Lehn,

Wagt er, die ich erteile / meine Spiele zu bestehn

Und bleibt darin der Meister / so werd' ich sein Weib;

Doch ist's, daß ich gewinne / es geht euch allen an den Leib."

Da sprach von Tronje Hagen / "So zeigt uns, Königin,

Eure starken Spiele / Eh' euch den Gewinn

Mein Herr Gunther ließe / so müßt' es übel sein:

Er mag wohl noch erwerben / ein so schönes Mägdelein."

"Den Stein soll er werfen / und springen darnach,

Den Speer mit mir schießen / drum sei euch nicht zu jach.

Ihr verliert hier mit der Ehre / Leben leicht und Leib:

Drum mögt ihr euch bedenken" / sprach das minnigliche Weib.

Sîfrit der vil küene / zuo dem künege trat.

allen sînen willen / er in reden bat

gegen der küneginne : / er solde ân angest sîn

"ich sol iuch wol behüeten / vor ir mit den listen mîn."

Dô sprach der künec Gunther: / "küneginne hêr,

nu teilt swaz ir gebietet./ unt waeres dannoch mêr,

bestüende ich allez / durch iuwern schoenen lîp.

mîn houbet wil ich vliesen, / ir enwerdet mîn wîp."

Dô diu küneginne / sîne rede vernam,

der spile bat si gâhen, / als ir daz gezam.

si hiez ir gewinnen/ ze strîte guot gewant,

prünie rôtes goldes / unt einen guoten schildes rant.

Ein wâfenhemde sîdîn / daz leit an diu meit,

daz in deheime strîte / wâfen nie versneit,

von pfelle ûzer Lybiâ. / ez was vil wol getân

von porten lieht gewürhte / daz sach man schînen dar an.

Die zît wart disen recken/ mit gelfe vil gedreut.

Dancwart unde Hagene / die wären ungefreut.

Wie ez dem künege ergienge, / des sorget in der muot.

si dâhten: "unser reise / ist uns recken niht ze guot."

Die wîle was ouch Sîfrit, /der waetlîche man,

ê ez iemen erfunde, / in daz schif gegân,

dâ’r sîne tarnkappen / verborgen ligen vant.

dar in slouf er vil schiere:/ Dô was er niemen bekant.

Er îlte hin widre : / Dô vant er recken vil

dâ diu küneginne / teilte ir hôhen spil.

dar gie er tougenlîche / (von listen daz geschach),

alle die dâ wâren, / daz in dâ niemen ensach.

Der rinc der was bezeiget / dâ soldez spil geschehen

vor manigem küenen recken, / die daz sollen sehen.

mêr danne siben hundert / die sach man wâfen tragen:

swem an dem spil gelunge, / daz ez di helde solden sagen.

Siegfried der schnelle / ging zu dem König hin

Und bat ihn, frei zu reden / mit der Königin

Ganz nach seinem Willen / angstlos soll' er sein!

"Ich will dich wohl behüten / vor ihr mit den Listen mein."

Da sprach der König Gunther / "Königstochter hehr,

Erteilt mir, was ihr wollet / und wär' es auch noch mehr,

Euer Schönheit willen / bestünd' ich alles gern.

Mein Haupt will ich verlieren / gewinnt ihr mich nicht zum Herrn."

Als da seine Rede / vernahm die Königin,

Bat sie, wie ihr ziemte / das Spiel nicht zu verziehn.

Sie ließ sich zum Streite / bringen ihr Gewand,

.Einen goldnen Panzer / und einen guten Schildesrand.

Ein seiden Waffenhemde / zog sich an die Maid,

Daß ihr keine Waffe / verletzen konnt' im Streit,

Von Zeugen wohlgeschaffen / aus Libya dem Land:

Lichtgewirkte Borten / erglänzten rings an dem Rand.

Derweil hat ihr Übermut / den Gästen schwer gedräut.

Dankwart und Hagen / die standen unerfreut.

Wie es dem Herrn erginge / sorgte sehr ihr Mut.

Sie dachten: "Unsre Reise / bekommt uns Recken nicht gut."

Derweilen ging Siegfried / der waidliche Mann,

Eh' es wer bemerkte / an das Schiff heran,

Wo er die Tarnkappe / verborgen liegen fand,

In die er hurtig schlüpfte / da war er niemand bekannt.

Er eilte bald zurücke / und fand hier Recken viel:

Die Königin erteilte / da ihr hohes Spiel.

Da ging er hin verstohlen / (durch Zauber dies geschah),

Von allen, die da waren / ihn nicht einer ersah.

Es war ein Kreis gezogen / wo das Spiel geschehn

Vor kühnen Recken sollte / die es wollten sehn.

Mehr denn siebenhundert / sah man Waffen tragen:

Wer das Spiel gewänne / das sollten diese Helden sagen.

Dô was komen Brünhilt: / gewâfent man die vant

sam ob si solde strîten / umb elliu küneges lant.

ja truoc si ob den sîden / vil manigen goldes zein:

ir minneclîchiu varwe / dar under hêrlîchen schein.

Dô kom ir gesinde : / die truogen dar zehant

von alrôtem golde / einen schildes rant,

mit stahelherten spangen, / vil michel unde breit,

dar under spilen wolde / diu vil minneclîche meit.

Der vrouwen schildevezzel / ein edel porte was.

dar ûffe lâgen steine / grüene sam ein gras.

der lûhte maniger hande / mit schîne wider daz golt.

er müeste wesen vil küene / dem diu vrouwe wurde holt.

Der schilt was under bukeln, / als uns daz ist geseit,

wol drîer spannen dicke, / den tragen solt diu meit.

von stahel unt ouch von golde / rîch er was genuoc,

den ir kameraere / selbe vierde kûme truoc.

Alsô der starke Hagene / den schilt dar tragen sach,

mit grimmigem muote / der helt von Tronie sprach

"wâ nu, künic Gunther ? / wie vliese wir den lîp!

der ir dâ gert ze minnen, / diu ist des tiuveles wîp."

Vernemt noch von ir waete /der hete si genuoc.

von Azagouc der sîden / einn wâfenroc si truoc,

edel unde rîche : / ab des varwe schein

von der küneginne / vil manic hêrlîcher stein.

Dô truoc man dar der vrouwen / swaere unde grôz

einen gêr vil scharpfen, / dens alle zîte schôz,

starc unt ungefüege., / michel unde breit,

der ze sînen ecken / harte vreislîchen sneit.

Von des gêres swaere / hoeret wunder sagen.

wol vierdehalbiu mässe / was dar zuo geslagen.

den truogen kûme drîe / Brünhilde man.

Gunther der edele / vil harte sorgen began.

Da war gekommen Brunhild / die man gewaffnet fand,

Als ob sie streiten wolle / um aller Kön'ge Land.

Wohl trug sie auf der Seide / viel Golddrähte fein;

Ihre minnigliche Farbe / gab darunter holden Schein.

Nun kam ihr Gesinde / das trug herbei zuhand

Aus allrotem Golde / einen Schildesrand

Mit hartem Stahlbeschlage / mächtig groß und breit,

Worunter spielen wollte / diese minnigliche Maid.

An einer edlen Borte / ward der Schild getragen,

Auf der Edelsteine / grasgrüne, lagen;

Die tauschten mannigfaltig / Gefunkel mit dem Gold.

Er bedurfte großer Kühnheit / dem die Jungfrau wurde hold.

Der Schild war untern Buckeln / so ward uns gesagt,

Von dreier Spannen Dicke / den trug hernach die Magd.

An Stahl und auch an Golde / war er reich genug,

Den ihrer Kämmrer einer / selbvierter nur mit Mühe trug.

Als der starke Hagen / den Schild hertragen sah,

In grimmigem Mute / sprach der Tronjer da:

"Wie nun, König Gunther? / An Leben geht's und Leib:

Die ihr begehrt zu minnen / die ist ein teuflisches Weib."

Hört noch von ihren Kleidern / deren hatte sie genug.

Von Azagauger Seide / einen Wappenrock sie trug,

Der kostbar war und edel / daran warf hellen Schein

Von der Königstochter / gar mancher herrliche Stein.

Da brachten sie der Frauen / mächtig und breit

Einen scharfen Wurfspieß / den verschoß sie allezeit,

Stark und ungefüge / groß dazu und schwer.

An seinen beiden Seiten / schnitt gar grimmig der Speer.

Von des Spießes Schwere / höret Wunder sagen:

Wohl hundert Pfund Eisen / war dazu verschlagen.

Ihn trugen mühsam Dreie / von Brunhildens Heer;

Gunther der edle / rang mit Sorgen da schwer.

Er dâhte in sînem muote: / "waz sol ditze wesen?

der tiuvel ûz der helle / wie kunder dâ vor gnesen?

waer ich ze Buregonden / mit dein lebene mîn,

si müeste hie vil lange / vrî vor mîner minne sîn.

Dô sprach Hagenen bruoder, /der küene Dancwart :

"mich riuwet inneclîchen / disiu hovevart.

hiezen wir ie recken : / wi vliese wir den lîp,

suln uns in disen landen/nu verderben diu wîp!

Mich müet daz harte sêre /daz ich kom in daz lant.

unt hêt mîn bruoder Hagene / sin wâfen an der hant,

unt ouch ich daz mîne, / sô möhten sanfte gân

mit ir übermüete / alle Prünhilde man.

Daz wizzet sicherlîchen, / si soldenz wol bewarn.

unt het ich tûsent eide / zeinem vride geswarn,

ê daz ich sterben saehe / den lieben herren mîn,

ja müesen lîp verliesen / daz vil schoene magedîn."

"Wi solden ungefangen / wol rûmen ditze lant"

sprach sîn bruoder Hagene, / "unt het wir daz gewant

des wir ze nôt bedurfen, / unt ouch diu swert vil guot:

sô wurde wol gesenftet / der starken vrouwen übermuot."

Wol hôrt diu maget edele / waz der degen sprach.

mit smielendem munde / si über ahsel sach:

nu er dunke sich sô küene, / sô tragt in ir gewant:

ir vil scharpfen wâfen / gebt den recken an die hant."

Dô si diu swert gewunnen, / alsô diu magt gebôt,

der vil küene Dancwart / von vreuden wart vil rôt.

"nu spilen swes si wellen", / sprach der snelle man

"Gunther ist unbetwungen, / sît daz wir unser wâfen hân."

Diu Prünhilde sterke / vil groezlîchen schein.

man truoc ir zuo dem ringe / einen swaere stein,

grôz unt ungefüege, / michel unde weil

in truogen kûme zwelef / helde küene unde Seel.

Er dacht' in seinem Sinne / "Was soll das sein hier?

Der Teufel aus der Hölle / wie schützt er sich vor ihr?

Wär' ich mit meinem Leben / wieder an dem Rhein,

Sie dürfte hier wohl lange / meiner Minne ledig sein."

Da sprach Hagens Bruder / der kühne Dankwart:

»Mich reut in der Seele / her zu Hof die Fahrt.

Nun hießen wir einst Recken / wie verlieren wir den Leib,

Soll uns in diesem Lande / nun verderben ein Weib?

"Des muß mich sehr verdrießen / daß ich kam in dieses Land.

Hätte mein Bruder Hagen / sein Schwert an der Hand

Und auch ich das meine / so sollten sachte gehn

Mit ihrem Übermute / die in Brunhildens Lehn.

"Sie sollten sich bescheiden / das glaubet mir nur.

Hätt' ich den Frieden tausendmal / bestärkt mit einem Schwur,

Bevor ich sterben sähe / den lieben Herren mein,

Das Leben müßte lassen / dieses schöne Mägdelein."

"Wir möchten ungefangen / wohl räumen dieses Land,"

Sprach sein Bruder Hagen / "hätten wir das Gewand,

Des wir zum Streit bedürfen / und die Schwerter gut,

So sollte sich wohl sänften / der schönen Fraue Übermut."

Wohl hörte, was er sagte / die Fraue wohlgetan;

Über die Achsel / sah sie ihn lächelnd an.

"Nun er so kühn sich dünket / so bringt doch ihr Gewand,

Ihre scharfen Waffen / gebt den Helden an die Hand."

Als man die Waffen brachte / wie die Maid gebot,

Dankwart der kühne / ward vor Freuden rot.

"Nun spielt, was ihr wollet" / sprach der Degen wert,

"Gunther ist unbezwungen / wir haben wieder unser Schwert."

Brunhildens Stärke / zeigte sich nicht klein:

Man trug ihr zu dem Kreise / einen schweren Stein,

Groß und ungefüge / rund dabei und breit.

Ihn trugen kaum zwölfe / dieser Degen kühn im Streit.

Den warf si zallen zîten / sô si den gêr verschôz.

der Buregonden sorge / wurden harte grôz.

"wâfen" sprach dô Hagene, / "waz hât der künic ze trût!

ja soldes in der helle / sîn des übelen tiuvels brût."

An ir vil wîzen armen / si die ermel want:

si begonde vazzen / den schilt an der hant.

den gêr si hôch zuckte : / dô gienc ez an den strît.

Gunther unde Sîfrit / die vorhten Prünhilde nît.

Unde waere Sîfrit / im niht ze helfe komen,

sô hête si dem künege / sînen lîp benomen.

er gie dar tougenlîche / unt ruort im sîne hant.

Gunther sîne liste / vil harte sorclîch ervant.

"Waz hât mich gerüeret?" / dâht der küene man.

Dô sach er allenthalben: / er vant dâ niemer stân.

er sprach : "ich pinz Sîfrit, / der liebe vriunt dîn.

vor der küneginne / soltu gar ân angest sîn.

Den schilt gip mir von hende / unt lâ mich den tragen,

unde merke rehte / waz du mich hoerest sagen.

nu hab dû di gebaere : / diu werc wil ich begân."

Dô er in reht erkande, / ez was im liebe getân.

"Nu hil du mîne liste:/ dine soltu niemen sagen :

sô mac diu küneginne / vil lützel iht bejagen

an dir deheines ruomes, / des si doch willen hât.

nu sihtu wie diu vrouwe / vor dir unsorclîchen stât."

Dô schôz vil krefteclîche / diu hêrlîche meit

ûf einen schilt niuwen, / michel unde breit:

den truoc an sîner hende / daz Sigelinde kint.

daz fiur spranc von stahele / alsam ez waete der wint.

Des starken gêres snîde / al durch den schilt brach,

daz man daz fiur lougen / ûz den ringen sach.

des schuzzes beide strûchten / die kreftige man:

wan diu tarnkappe, / si waren tôt dâ bestân.

Den warf sie allerwegen / wie sie den Speer verschoß.

Darüber war die Sorge / der Burgunden groß.

"Wen will der König werben?" / sprach da Hagen laut:

"Wär' sie in der Hölle / doch des übeln Teufels Braut!"

An ihre weißen Arme / sie die Ärmel wand,

Sie schickte sich und faßte / den Schild an die Hand,

Sie schwang den Spieß zur Höhe / das war des Kampfs Beginn.

Gunther und Siegfried bangten / vor Brunhildens grimmem Sinn.

Und wär' ihm da Siegfried / zu Hilfe nicht gekommen,

So hätte sie dem König / das Leben wohl benommen.

Er trat hinzu verstohlen / und rührte seine Hand;

Gunther seine Künste / mit großen Sorgen befand.

"Wer war's, der mich berührte?" / dachte der kühne Mann,

Und wie er um sich blickte / da traf er niemand an.

Er sprach: "Ich bin es, Siegfried / der Geselle dein:

Du sollst ganz ohne Sorge / vor der Königin sein.

"Den Schild gieb aus den Händen / und laß mich ihn tragen

Und behalt' im Sinne / was du mich hörest sagen:

Du habe die Gebärde / ich will das Werk begehn."

Als er ihn erkannte / da war ihm Liebes geschehn.

"Verhehl' auch meine Künste / die darfst du niemand sagen:

So mag die Königstochter / schwerlich viel erjagen

An dir etwelches Ruhmes / wie sie gesonnen ist:

Nun sieh doch, welcher Kühnheit / sie wider dich sich vermißt."

Da schoß mit ganzen Kräften / die herrliche Maid

Den Speer nach einem neuen Schild / mächtig und breit;

Den trug an der Linken / Sieglindens Kind.

Das Feuer sprang vom Stahle / als ob es wehte der Wind.

Des starken Spießes Schneide / den Schild ganz durchdrang,

Daß das Feuer lohend / aus den Ringen sprang.

Von dem Schusse fielen / die kraftvollen Degen:

War nicht die Tarnkappe / sie wären beide da erlegen.

Sîfrit dem vil küenen / von munde brast daz pluot.

vil balde spranc er widere: / Dô nam der helet guot

den gêr den si geschozzen / im hête durch den rant:

den frumte ir dô hin widere/ des starken Sîfrides hant.

Er dâhte: "ich wil niht schiezen / daz schoene magedîn ."

er kêrt des gêres snîde / hindern rucke sîn

mit der gêrstangen / er schôz ûf ir gewant

daz ez erklanc vil lûte / von sîner ellenthaften hant.

Daz füer stoup ûz ringen / alsam ez tribe der wint.

den schuz schôz mit ellen / daz Sigemundes kint.

sine mohte mit ir kreften / des schuzzes niht gestân.

ezn het der künic Gunther / entriuwen niemer getân.

Prünhilt diu schoene / wie balde si ûf spranc:

Gunther, ritter edele, / des schuzzes habe danc."

si wânde daz erz hête / mit sîner kraft getân

ir was dar nâch geslîchen / ein verre kreftiger man.

Dô gie si hin vil balde : / zornec was ir muot.

den stein huop vil hôhe / diu edel maget guot.

si swanc in krefteclîche / vil verre von der hant:

dô spranc si nach dem wurfe: / ja erklanc ir allez ir gewant.

Der stein der was gevallen / wol zwelef klâfter dan :

den wurf brach mit sprunge / diu maget wol getân.

dar gie der herre Sîfrit / dâ der stein gelac:

Gunther in dô wegete, / der helt in werfennes pflac.

Sîfrit was küene, / vil kreftec unde lanc.

den stein den warf er verrer, / dar zuo er wîter spranc.

von sînen schoenen listen / er hete kraft genuoc

daz er mit dem sprunge / den künic Gunthere truoc.

Siegfried dem kühnen / vom Munde brach das Blut.

Bald sprang er auf die Füße / da nahm der Degen gut

Den Speer, den sie geschossen / ihm hatte durch den Rand:

Den warf ihr jetzt zurücke / Siegfried mit kraftvoller Hand.

Er dacht': "Ich will nicht schießen / das Mägdlein wonniglich."

Des Spießes Schneide kehrt' er / hinter den Rücken sich;

Mit der Speerstange / schoß er auf ihr Gewand,

Daß es laut erhallte / von seiner kraftreichen Hand.

Das Feuer stob vom Panzer / als trieb' es der Wind.

Es hatte wohl geschossen / der Sieglinde Kind:

Sie vermochte mit den Kräften / dem Schusse nicht zu stehn;

Das wär' von König Gunthern / in Wahrheit nimmer geschehn.

Brunhild die schöne / bald auf die Füße sprang:

"Gunther, edler Ritter / des Schusses habe Dank!«

Sie wähnt', er hätt' es selber / mit seiner Kraft getan;

Nein, zu Boden warf sie / ein viel stärkerer Mann.

Da ging sie hin geschwinde / zornig war ihr Mut,

Den Stein hoch erhub sie / die edle Jungfrau gut;

Sie schwang ihn mit Kräften / weithin von der Hand,

Dann sprang sie nach dem Wurfe / daß laut erklang ihr Gewand.

Der Stein fiel zu Boden / von ihr zwölf Klafter weit:

Den Wurf überholte / im Sprung die edle Maid.

Hin ging der schnelle Siegfried / wo der Stein nun lag:

Gunther mußt' ihn wägen / des Wurfs der Held selber pflag.

Siegfried war kräftig / kühn und auch lang;

Den Stein warf er ferner / dazu er weiter sprang.

Ein großes Wunder war es / und künstlich genug,

Daß er in dem Sprunge / den König Gunther noch trug.

Der sprunc der was ergangen, /der stein der was gelegen.

dô sach man ander niemen / wan Gunther den degen.

Prünhilt diu schoene / wart in zorne rôt:

Sîfrit het geverret / des künic Guntheres tôt.

Zuo zir ingesinde / ein teil si lûte sprach

dô si zent des ringes /den helt gesunden sach

"vil balde kumt her nâher, / ir mâge unt mîne man:

ir sult dem künic Gunther / alle wesen undertân."

Dô leiten die vil küenen / diu wâfen von der hant,

si buten sich ze füezen / ûz Buregonden lant

Gunther dem rîchen, / vil manic küener man.

si wânden daz er hête / diu spil mit sîner kraft getân.

Er gruoztes minneclîche : / ja was er tugende rîch.

dô nam in bî der hende / diu maget lobelîch

si erloubte im daz er solde / haben dâ gewalt.

des freute sich dô Hagene, / der degen küene unde balt.

Si bat den ritter edele / mit ir dannen gân

in den palas wîten. / alsô daz wart getân,

do erbôt manz den recken / mit dienste deste baz.

Dancwart unde Hagene / die muôsenz lâzen âne haz.

Sîfrit der snelle / wîs er was genuoc.

sîne tarnkappen / er aber behalten truoc.

dô gie er hin widere / dâ manic vrouwe saz.

er sprach zuo dem künige, / unt tet vil wîslîche daz:

"Wes pîtet ir, mîn herre? / wan beginnet ir der spil,

der in diu küneginne / teilet alsô vil?

unt lât uns balde schouwen / wie diu sîn getân."

sam ers niht enweste, / gebârt der listige man.

Dô sprach diu küneginne : / "wi ist daz geschehen

daz ir habt, her Sîvrit, / der spil niht gesehen

diu hie hât errungen / diu Guntheres hant?"

des antwurt ir Hagene / ûzer Buregonden lant.

Der Sprung war ergangen / am Boden lag der Stein:

Gunther war's, der Degen / den man sah allein.

Brunhild die schöne / ward vor Zorne rot;

Gewendet hatte Siegfried / dem König Gunther den Tod.

Zu ihrem Ingesinde / sprach die Königin da,

Als sie gesund den Helden / an des Kreises Ende sah:

"Ihr, meine Freund' und Mannen / tretet gleich heran:

Ihr sollt dem König Gunther / alle werden untertan."

Da legten die Kühnen / die Waffen von der Hand

Und boten sich zu Füßen / von Burgundenland

Gunther dem reichen / so mancher kühne Mann:

Sie wähnten, die Spiele / hätt' er mit eigner Kraft getan.

Er grüßte sie gar minniglich / wohl trug er höf'schen Sinn.

Da nahm ihn bei der Rechten / die schöne Königin:

Sie erlaubt' ihm, zu gebieten / in ihrem ganzen Land.

Des freute sich da Hagen / der Degen kühn und gewandt.

Sie bat den edeln Ritter / mit ihr zurück zu gehn

Zu dem weiten Saale / als dies war geschehn,

Begrüßte man die Recken / erst recht ehrenvoll.

Dankwart und Hagen / nahmen's hin ohne Groll.

Siegfried der schnelle / war wohl schlau genug,

Daß er die Tarnkappe / aufzubewahren trug.

Dann ging er zu dem Saale / wo manche Fraue saß;

Er sprach zu dem König / gar listiglich tat er das:

"Was säumt ihr, Herr König / und beginnt die Spiele nicht,

Die euch aufzugeben / die Königin verspricht?

Laßt uns doch bald erschauen / wie es damit bestellt."

Als wüßt' er nichts von allem / so tat der listige Held.

Da sprach die Königstochter / "Wie konnte das geschehn,

Daß ihr nicht die Spiele / Herr Siegfried, habt gesehn,

Worin hier Sieg errungen / hat König Gunthers Hand?"

Zur Antwort gab ihr Hagen / aus der Burgunden Land:

Er sprach: "da hêt ir, vrouwe, / betrüebet uns den muot:

dô was bî dem scheffe / Sîfrit der helet guot

dô er vogt von Rîne / diu spil iu an gewan:

des ist ez im unkünde" / sprach der Guntheres man.

Sô wol mich dirre maere" / sprach Sîfrit der degen,

"daz iuwer hôchverten / ist alsô gelegen,

daz iemen lebt der iuwer / meister müge sîn.

nu sult ir, maget edele, / uns hinnen volgen an den Rîn."

Dô sprach diu wol getâne: /"des enmac noch niht ergân.

ez müezen ê bevinden / mâge unt mîne man.

jane mag ich alsô lîhte / gerûmen mîniu lant:

mîne besten friunde / müezen werden ê besant."

Dô hiez si boten rîten / allenthalben dan.

si besande ir vriunde, / mâge unde man.

die bat si zIsensteine / komen unerwant,

unt hiez in geben allen / rîch unt hêrlîch gewant.

Si riten tägelîche / spâte unde vruo

der Prünhilde bürge / scharhafte zuo.

"jarâjâ" sprach Hagene, / "waz haben wir getân

wir erbeiten hie vil übele / der schoenen Prünhilde man.

Sô si nu mit ir kreften / koment in daz lant

(der küneginne wille / ist uns unbekant:

waz ob si alsô zürnet / daz wir sîn verlorn?),

so’st uns diu maget edele / ze grôzen sorgen geborn."

Dô sprach der starke Sîfrit: / "daz sol ich understên.

des ir dâ habet sorge, / des lâze ich niht ergên.

ich sol iu helfe bringen / her in ditze lant

von ûz erwelten recken / die iu noch nie wurden bekant.

Er sprach: "Da habt ihr, Königin / uns betrübt den Mut:

Da war bei dem Schiffe / Siegfried der Degen gut,

Als der Vogt vom Rheine / das Spiel euch abgewann;

Drum ist es ihm unkundig", / sprach da Gunthers Untertan.

"Nun wohl mir dieser Märe" / sprach Siegfried der Held,

"Daß hier eure Hochfahrt / also ward gefällt,

Und jemand lebt, der euer / Meister möge sein.

Nun sollt ihr, edle Jungfrau / uns hinnen folgen an den Rhein."

Da sprach die Wohlgetane / "Das mag noch nicht geschehn.

Erst frag' ich meine Vettern / und die in meinem Lehn.

Ich darf ja nicht so leichthin / räumen dies mein Land:

Meine höchsten Freunde / die werden erst noch besandt.

Da ließ sie ihre Boten / nach allen Seiten gehn:

Sie besandte ihre Freunde / und die in ihrem Lehn,

Daß sie zum Isensteine / kämen unverwandt;

Einem jeden ließ sie geben / reiches, herrliches Gewand.

Da ritten alle Tage / beides, spat und fruh,

Der Feste Brunhildens / die Recken scharweis zu.

"Nun ja doch," sprach da Hagen / "was haben wir getan!

Wir erwarten uns zum Schaden / hier die Brunhild untertan.

"Wenn sie mit ihren Kräften / kommen in dies Land,

Der Königin Gedanken / die sind uns unbekannt:

Wie, wenn sie uns zürnte? / so wären wir verloren,

Und wär' uns das edle Mägdlein / zu großen Sorgen geboren!"

Da sprach der starke Siegfried / "Dem will ich widerstehn.

Was euch da Sorge schaffet / das lass' ich nicht geschehn.

Ich will euch Hilfe bringen / her in dieses Land

Durch auserwählte Degen / die sind euch noch unbekannt.

Ir sult nâch mir niht vrâgen : / ich wil hinnen varn.

got müez iuwer êre /die zît wol bewarn.

ich kum schiere widere / unt bringe iu tûsent man

der aller besten degene / der ich ie künde gewan.

"Son sît et niht ze lange" / sprach der künic dô.

wir sîn iuwer helfe / vil pillîchen vrô."

er sprach : "ich kum iu widere / in vil kurzen tagen.

daz ir mich habt gesendet, / daz sult ir Prünhilde sagen."

"Ihr sollt nach mir nicht fragen / ich will von hinnen fahren;

Gott möge eure Ehre / derweil wohl bewahren.

Ich komme bald zurücke / und bring euch tausend Mann

Der allerbesten Degen / deren ich Kunde je gewann."

"So bleibt nur nicht zu lange" / der König sprach da so,

"Wir sind eurer Hilfe / nicht unbillig froh."

Er sprach: "Ich komme wieder / gewiß in wenig Tagen.

Ihr hättet mich versendet / sollt ihr der Königin sagen."