Nachdem Oktavianus den L. Antonius in Perusia überwältigt hatte, verband sich gegen ihn der Konsul Pollio mit dem Republikaner Domitius Ahenobarbus, der das Ionische Meer beherrschte, und berief den Triumvir M. Antonius nach Brundusium. Auch S. Pompejus in Sizilien suchte den Bund, so daß Cäsar bei zweifachem Kriege auch Hemmung der Zufuhr für das ausgehungerte Italien befürchten mußte. Unter den angstvollen Erwartungen ward im Herbst ein Vergleich zu Brundusium vermittelt, welchen Pollio mit Mäcenas abschloß. Die getroffenen Bedingungen: Vergessenheit des Geschehenen, neue Teilung, wodurch Cäsar den Westen, Antonius den Osten erhielt, und gegen Pompejus, wenn nicht Aussöhnung glückte, gemeinschaftlicher Krieg, ließen ein Ende der Zerrüttung hoffen.
Da Pollios Gemahlin, wahrscheinlich in Ravenna, wo er seit dem vorigen Herbste den Ausgang des perusinischen Krieges erwartet hatte, eben jetzt der Entbindung nahte, so bezeugte der Dichter in seiner Freude über das öffentliche Wohl durch diese Idylle die lebhafteste Teilnahme an der Ehre und dem häuslichen Glücke seines Beschützers und dichterischen Freundes. Der bald darauf geborene Sohn des Pollio war Asinius Gallus, von seinem Geburtslande, dem diesseitigen Gallien, so genannt, der im folgenden Jahre von des zurückkehrenden Vaters berühmter Eroberung noch den Beinamen Solonius erhielt.
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Etwas Höheres laßt, sizilische
Musen1), uns singen; Denn nicht jeden erfreut Gesträuch und Sumpftamariske2). Singen wir Wald des Gebirges, der Wald ist würdig des Konsuls. Schon das äußerste Alter erschien des kumäischen Liedes3); | |
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Groß von neuem beginnt ursprüngliche Folge der Zeiten. Schon kehrt wieder Asträa4), es kehrt die saturnische Herrschaft, Schon ein neues Geschlecht entsteigt dem erhabenen Himmel. Sei nur dem kommenden Knaben, mit dem sich das eiserne Alter Schließet, und rings aufblüht ein goldnes Geschlecht auf dem Erdkreis, |
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Sei, keusche Lucina5), ihm
hold: schon herrscht dein6)
Apollo.
Dir wird sogar dies Heil des Äons, dir Konsul, beginnen, |
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Jener wird göttliches Leben empfahn und schauen mit Göttern |
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Bärenklau ringsher
Kolokasien9) spenden das
Erdreich. Selbst wird jetzo die Geiß mit milchgeschwollenem Euter Heimgehn und nicht fürchten das Rind den gewaltigen Löwen. Auch wird selber die Wiege mit lieblichen Blumen die aufblühn, Sterben wird Schlangengezücht und die täuschende Pflanze des Giftes |
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Sterben, und rings sich erheben Assyriens edles
Amomum10).
Aber sobald nun Heldengesang und Taten des Vaters |
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Ja hartstämmigen Eichen enttrieft dann tauiger Honig. Wenig indes sind Spuren veralteten Truges noch übrig, Die zu versuchen das Meer im Gebälk, die schirmende Mauern Städten zu bau'n und zu spalten das Land mit der Furche gebieten. Dann ist ein anderer Tiphys11), es fährt eine andere Argo |
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Auserkor'ne Heroen; ja dann sind andere Kriege; Auch wird wieder gen Troja gesandt ein großer Achilles.
Wenn zum Manne dich nun das gekräftigte Alter gereift hat, |
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Weder den Karst erduldet die Flur, noch die Hippe der Weinberg; Schon auch löset die Stiere vom Joch der stämmige Pflüger. Nicht mehr lernet die Wolle den Lug vielartiger Färbung: Nein, selbst hüllt auf der Aue der Widder sich bald in des Purpurs Liebliche Röte das Vlies und bald in feurigen Safran; |
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Und freiwillig umglüht Scharlach die weidenden Lämmer.
Also entrollt, Jahrhunderte, fort: zu ihrem Gewebe |
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Schau mit gewölbeter Last das hochher schauernde
Weltall13), Länder rings und Räume des Meers und Tiefen des Himmels, Schau, wie alles sich freut des kommenden Weltjahrhunderts!
Wäre so weit mir gesteckt des Daseins äußerstes Grenzziel, |
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Nicht vorgehn an Gesang soll mir der Thrazier Orpheus, Linus nicht; und helfe dem Orpheus Kalliopea Mütterlich, helf' auch dem Linus sein schöner Vater Apollo14). Wenn selbst Pan mich besteht vor Arkadias Richter15) im Wettstreit, Selbst soll Pan sich besiegt vor Arkadias Richter erklären. |
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Auf, holdseliges Kind, und erkenn' am Lächeln die Mutter; |