Cato und Pharnaces.
Cato
Ein andrer würde itzt in tausend Ängsten sein,
So sehr stimmt das Geschick mit unsern Feinden ein.
Der junge Scipio und Juba sind geschlagen;
Nur Cäsar triumphiert auf seinem Siegeswagen.
Bei uns hergegen, Prinz, gibt es mehr Mut als Glück,
Vielleicht hält dieser noch des Schicksals Haß zurück.
Getrost und standhaft sein, das stärkt und lehrt die Herzen,
Aus Hoffnung auf den Sieg Gefahr und Not verschmerzen.
Pharnaces
Ich war von Jugend auf den Römern zugetan
Und nahm von ihnen, Herr, ein standhaft Wesen an.
Ihr wißt es, Cäsars Macht besiegte meine Staaten;
Doch blieb mir noch ein Rest von Freunden und Soldaten.
Die Flotte, so sie führt, liegt schon vor Utica
Und ist, dafern Ihr wollt, zu Eurer Rettung da.
Cato
Er zieht schon auf uns los; es wird nicht lange dauren,
So sieht ihn Utica ganz nah an seinen Mauren.
Drum eilet nur, mein Prinz, und kommet ihm zuvor:
Erzwingt mit mir den Sieg, den Rom bisher verlor.
Pharnaces
Ich folge gern, mein Herr. Die Götter sollen zeugen,
Daß Cäsar oder ich ein sterbend Haupt soll neigen;
Allein, Ihr wißt auch wohl, Arsenens Mund und Hand
Versprach mir schon vorlängst ein festes Eheband;
Bevor mich nun die Wut noch wird zur Rache lenken,
So laßt die Hochzeitlust...
Cato
Daran ist nicht zu denken!
Pharnaces
Wie das, mein Herr?
Cato
Ihr meint, sie sei die Königin?
Pharnaces
Was denn?
Cato
Erkennt sie nur vor eine Römerin;
Und sagt mir: Kann man wohl nach unsern Grundgesetzen
Die Eh mit Königen vor recht und billig schätzen?
Pharnaces
Was hör ich? Götter! O! das ist aus List geschehn!
Ich hab Arsenen ja im Königsschmuck gesehn;
So pflegen sich gewiß die Römer nicht zu zeigen!
Cato
Ich weiß es ganz gewiß; doch muß ichs noch verschweigen:
Allein, in kurzem wird Arsenens wahrer Stand,
Durch meinen eignen Mund, ganz Utica bekannt.
Pharnaces
O Cato, scheuet Euch, was Heimlichs zu entdecken,
Es möcht Euch solches einst zu späte Reu erwecken.
Ich stund auf der Partei, dabei Pompejus war,
Drauf raubte Cäsar mir mein Erbreich ganz und gar.
Ich mußte meine Macht in wenig Schiffe fassen
Und so mein ganzes Glück den Wellen überlassen,
Die Hoffnung wies mir noch Arsenens Heirat an,
Die mir ein mächtig Land zum Brautschatz bringen kann.
Ist diese nun umsonst, so war mein Dienst vergebens,
Ach, schont doch Eures Staats, der Freiheit und des Lebens!
Denn herrscht Arsene nicht, so flieh ich Utica,
So ist sein Untergang und Roms Verderben nah.
Cato
Zieht hin, mein Prinz, zieht hin. Wer zwingt Euch hier zu bleiben?
Wir wollen schon allein den Feind zurücketreiben.
Das unbezwungne Rom, so itzo durch mich spricht,
Erniedrigt sich vor Euch und Euresgleichen nicht.