Die dritte Handlung

Erster Auftritt

Cäsar. Domitius. Cäsars Gefolge.

Cäsar
So läßt, Domitius, der Waffen Stillstand zu,
Daß ich und Cato hier sogar vertraulich tu?
In Wahrheit, bloß sein Wohl hat mich dazu bewogen,
Sonst hätte mich wohl nichts an diesen Ort gezogen.
Doch sage, geht es an, Arsenen erst zu sehn?

Domitius
Mein Herr, was Ihr gewünscht, wird alsobald geschehn.
Doch ob Ihr sie gleich sprecht, so wirds Euch doch nicht glücken,
Sie wird Euch, glaubt mir nur, verächtlich von sich schicken.

Cäsar
Mein Herz ist ohne Falsch und von Verstellung frei.
Die Ehre flieht nicht stets vor Amors Sklaverei,
Drum kann zuweilen auch ein Heldengeist ihm dienen.
Doch, haßt Arsene mich, wie es bisher geschienen:
So siegt die Ehre doch! Denn Cäsar ist ein Mann,
Der auch sein eigen Herz zur Not bezwingen kann.
Nein, Amor soll mich nicht so gar in Fessel treiben,
Und Cäsar wird auch wohl im Lieben Cäsar bleiben.
Allein, Domitius, hast du der Königin
Auch deutlich vorgesagt, wie groß und wer ich bin?
Und weiß Arsene schon, daß sich vor meinem Degen
Das unbesiegte Rom schon muß zu Boden legen?
Ja daß fast kein Soldat bei meinen Adlern ficht,
Der nicht von Königen als seinen Sklaven spricht?

Domitius
Herr, Eurer Taten Glanz und Eures Herzens Triebe,
Das alles lenkt sie noch zu keiner Gegenliebe.
Wiewohl, da Euch bisher das Glück im Streit geblüht,
Ersetzet Mars vielleicht, was Amor Euch entzieht.
Pompejens Überrest an Führern und Soldaten
Wird heute zweifelsfrei in Euer Joch geraten.

Cäsar
Ist dieser Sieg gewiß, so wird mein Arm schon matt:
Denn wo die Welt für mich mehr Furcht als Liebe hat,
So bin ich mißvergnügt. Es ist zwar schön zu siegen;
Weit schöner aber ists, im Siege sich vergnügen
Und seiner Rachbegier vernünftig Einhalt tun!
Der Römer Ehre muß im Wüten nicht beruhn:
Nein! Rom beherrscht vielmehr der Überwundnen Herzen
Und läßt sich selber wohl die fremden Wunden schmerzen.
Auch Cäsar hatte nie am Blutvergießen Lust:
Es klopft ein zartes Herz in seiner Vaterbrust.
Ihr Götter kennt mich schon! Erfüllt denn mein Verlangen,
Laßt mich den Cato hier und Rom in ihm umfangen!
Das ist das einzige, darnach ich lüstern bin.

Domitius
Mein Herr, wie mich bedünkt, so kommt die Königin.

Cäsar
Geh, warte dort auf mich, bis ich dich rufen werde.
(Domitius geht ab.)
O welch ein edler Gang! Der Zepter dieser Erde
Wird keinem schöner stehn als ihrer zarten Hand.


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