Felix und Pharnaces.
Pharnaces
Ach komm, mein Felix, komm! Die Zeit muß nicht verfließen...
Felix
Hier bin ich schon, mein Herr, nun kehrt sich alles um.
Pharnaces
Wieso? Rückt Cäsar an? Ich gäbe was darum!
Felix
Ach nein, die Zwietracht scheint aus Afrika zu fliehen,
Man sieht die Römer schon den Helm vom Antlitz ziehen.
Sie weinen insgesamt um ihrer Freunde Tod
Und sind den Waffen gram, damit sie sonst gedroht.
Man läuft einander da vergnügt und froh entgegen,
Wo sonst die Streitenden erhitzt zu fechten pflegen.
Der Vater zückt nicht mehr das Schwert auf seinen Sohn;
Auch in den Kindern regt das warme Blut sich schon;
Die Arme sind nunmehr der schweren Waffen müde;
Und kurz: Es zeiget sich ein allgemeiner Friede!
Pharnaces
Wie? Billigt Cäsar denn, was Timon und Arbat
In meinem Namen ihm vor einen Vorschlag tat?
Gefällt es ihm, sein Reich auf Catons Kopf zu bauen?
Sind beide wieder hier? Ich hab ein gut Vertrauen!
Felix
Nein, Herr, noch sieht man nichts. Und ich begreife nicht,
Was ihrer Wiederkunft im Lager widerspricht.
Pharnaces
Allein, die Zeit vergeht. Wir müssen nichts versäumen,
Den Schutt von Utica auf ewig aufzuräumen.
Durch Morden, Glut und Stahl verkehrt sich das Geschick,
So meinem Haupte droht, in ein erwünschtes Glück.
Felix
Allein, wir sind hier stets den Römern im Gesichte?
Pharnaces
Behutsamkeit und List macht allen Witz zunichte.
Die Arglist sieht so schön als wahre Klugheit aus,
Und ein verschwiegner Feind führt alles wohl hinaus.
Du wirst es selber sehn, mein Felix, was ich sage;
Ich kenne dieses Schloß an Festigkeit und Lage.
Mein Vater tat mir einst viel Unrecht und Gewalt,
Drum floh ich und fand hier den sichern Aufenthalt.
Die Felsen, so die Burg auf einer Seite schützen,
Daran die Wellen stets mit Wut und Schäumen spritzen,
Sind durch die Fluten hohl und ganz bequem gemacht,
So daß ich damals schon ein Schiff ans Schloß gebracht.
Du weißt, als diese Nacht ein großer Sturm entstanden,
Daß wir uns nicht sehr weit von Utica befanden.
Gefahr und Not war groß, die Flotte ward zerstreut,
Doch manches Schiff fand hier gewünschte Sicherheit.
Das weiß hier noch kein Mensch, und niemand kanns ergründen:
So will ich nun den Weg in diese Mauren finden.
Ich schleiche mich sehr leicht mit einer Schar hinein,
Die soll das Werkzeug dann in meiner Rache sein.
Die Wachen reib ich auf, und Cato wird erschlagen,
Die Königin laß ich nach meinem Schiffe tragen;
Hernach steck ich zuletzt mit meiner eignen Hand
Dies Schloß und Utica und Turn und Wall in Brand.
Felix
Fürwahr, der Vorsatz ist so heimlich als verwegen!
Der Himmel, wie mich dünkt, verspricht ihm selbst den Segen.
Es scheint, das Schicksal ist auf Euren Wink bereit,
Dieweil kein Hindernis den Eingang hier verbeut.
Die Wache wird durchs Schloß bis in die Stadt geführet;
Man weiß nicht, wie es kömmt: Und Cäsar triumphieret!
Pharnaces
Gut, Felix, kehre nur bis an die See zurück;
Da wehl ein mutig Heer und komm den Augenblick,
Wenn du die Flamme siehst aus Dach und Türmen dringen,
Mit unverhoffter Macht, mir tapfer beizuspringen:
Darauf wird Catons Kopf dem Cäsar überbracht;
Und dir vor andern ist die Ehre zugedacht.
Felix
Schlagt ihn nur ab, mein Herr! Ich tu, was Ihr geboten,
Und würd ich selbst dabei ein Mitgenoß der Toten.
Ich fürchte mich für nichts als Eurem Zorn und Haß.
Pharnaces
So machts, wer treulich dient. Indes verschweige das!
Wer große Dinge wagt, muß heimlich sein und eilen;
Du sollst auch Glück und Ruhm mit deinem Herren teilen.
(Ende der andern Handlung.)