Cato und Portius.
Cato
Und Cäsar ist nicht hier? Mein Sohn, was meinest du?
Was man nicht halten will, das sage man nicht zu.
Doch so entzieht er mir den Anblick, der mich kränket,
Mein Herz entsetzet sich, sobald es an ihn denket.
O wären wir nur bald mit Schild und Spieß versehn,
Da sollt ihm schon sein Recht durch meine Faust geschehn!
Portius
Indessen hat er doch das Bubenstück entdecket,
Womit Pharnaces sich nun abermal beflecket.
Cato
Vergebens zeigt er mir den Meuchelmörder an,
Da ich sein eignes Tun ihm nicht verzeihen kann.
Die Bosheit hat ihn selbst zu heftig angestecket!
So sehr hat zwar mein Haß sein Gutes nicht verdecket,
Daß ich nicht sehen sollt, daß er voll Großmut ist.
Es schreckt ihn in der Tat kein Drohen, keine List.
Im Felde sieget er, doch kann er auch verzeihen;
Und wär es Rom erlaubt, ein einzig Haupt zu scheuen:
Vielleicht würd er allein der Ehre würdig sein!
Jedoch er reißt Gesetz und Recht und Ordnung ein
Und sucht das Sklavenjoch auf deren Hals zu dringen,
Die auch wohl Könige vom Thron zu steigen zwingen.
An diesem Triebe nun nach Herrschaft, Macht und Reich
Ist niemand in der Welt dem stolzen Cäsar gleich.
Das machts, daß ich nach ihm mit Zorn und Abscheu blicke!
Portius
Allein, was gibt man ihm vor Antwort mit zurücke?
Cato
Man schlägt ihm alles ab! O Himmel! Wie gesetzt
War unsrer Römer Mut! Wie hab ich mich ergetzt,
Als alle ganz beherzt dem Frieden widerstanden,
Den sie der Freiheit Roms so unanständig fanden.
Ihr Herz war unverzagt und voller Rachbegier;
Wie brach der Heldenmut aus jeder Stirn herfür,
Und was erregte nicht des Vaterlandes Liebe
In jedes Bürgers Brust vor tugendhafte Triebe!
Portius
Auch ich, mein Vater, bin mit Faust und Stahl bereit
Und lege den Versuch von meiner Tapferkeit
Vor Euren Augen ab, um Euch und Rom zu schützen.
Cato
Vor Rom allein, mein Sohn, laß deinen Degen blitzen,
Vor deinen Vater nicht. Und fiel ich ungefehr:
So bleibe du gleichwohl in steter Gegenwehr!
Und zeige Cäsarn einst, daß Cato auch im Grabe
Vor aller Tyrannei den größten Abscheu habe.
Du weißt, daß Hannibal, als er ein Knabe war,
Auf seines Vaters Wort bei Opfer und Altar
Den schweren Eid getan, uns Römer stets zu hassen;
Dich will ich Cäsars Haß und Tod beschweren lassen!
Portius
Ich bin bereit dazu, dieweil ichs schuldig bin.
Doch sagt mir, sollte wohl der Parther Königin
Aus Rom entsprossen sein?
Cato
Wo hast du das vernommen?
Denn von dir selbst ist dirs gewiß nicht eingekommen.
Portius
Pharnaz entdeckte mirs als eine Heimlichkeit
Und sagte, wie mich dünkt, daß Ihr es selber seid,
Von dem die Nachricht kommt.
Cato
Was ist dir dran gelegen?
Erkundigst du dich auch vielleicht der Liebe wegen?
Hast du dich auch vergafft? Ach! Wisse Portius,
Daß man im Kriege nicht ans Lieben denken muß.
Komm, hilf mir erstlich Rom und seine Freiheit retten!
Alsdann erinnre dich der sanften Liebesketten.
Wiewohl, es ist umsonst! Ob sie gleich römisch ist,
So geht es doch nicht an, daß du ihr Freier bist.
Dort kommt sie selber her, du sollst es bald erfahren.