Artabanus. Phocas. Portia. Phenice.
Artabanus
Die Reuter sind zurück und haben ausgespürt,
Wie stark das Kriegsheer ist, so Cäsar bei sich führt,
Und wie entfernt sie sind. Man sieht sie deutlich liegen,
Wenn man auf einen Turm, nach Osten zu, gestiegen.
Die Sonne, die bereits allmählich untergeht,
Macht, daß ein Widerschein von Schild und Helm entsteht,
Der fast das ganze Feld mit Gold und Glanz bedecket.
Indessen hat der Feind ein Lager abgestecket;
Und Cäsar wartet noch, weil er den Frieden liebt,
Was Cato ihm zuletzt vor einen Ausschlag gibt.
Phocas
Wir werden also wohl den Vater wecken müssen!
Was dünkt Euch, Portia? Hier muß er sich entschlüßen.
Portius. Artaban. Phocas. Portia. Phenice.
Phocas
Dein Anblick, Portius, erschreckt mich ungemein,
Die Zeitung, die du bringst, muß groß und wichtig sein:
Dein Auge will mir schon was Unverhofftes sagen?
Portius
Ich eilte zu dem Port, wo unsre Freunde lagen,
Die, voller Ungeduld auf den erwünschten Wind,
Bis diese Stunde noch nicht abgesegelt sind.
Da lief ein Segel ein von des Pompejus Sohne,
Das brachte Zeitung mit, daß er kein Sorgen schone,
Die Völker Spaniens um Beistand anzuflehn,
Daß er des Vaters Tod gerochen könne sehn.
Stünd hier ein Cato nur an dieses Heeres Spitze,
Da wär es uns und Rom vielleicht was mehrers nütze!
(Man höret einen Tumult drinnen.)
Doch halt! Welch ein Tumult! Ach, laßt mich eilend gehn,
Dem Vater selbst vielleicht in etwas beizustehn.
(Portius läuft hinein.)
Phocas
Er denkt gewiß an Rom auch mitten in dem Schlummer,
Und bei dem Ungestüm von dem empfundnen Kummer
Erzürnt er sich vielleicht, daß Rom sich selbst verstört.
(Der Tisch fällt drinnen um.)
Allein, das Poltern wird zum andernmal gehört!
Ihr Götter! steht uns bei!
Portia
Ach, hier ist nicht zu säumen!
So ächzt, so stehnt kein Mensch im Schlafen oder Träumen!
Er liegt in Todesangst! Den Ton erweckt der Tod!
Portius (kommt eilend wieder)
Ach, Schwester Portia! O Anblick voller Not!
Was wir bisher besorgt, das ist nunmehr geschehen!
Er hat sich selbst entleibt!
(Sie fällt in Ohnmacht, und Phenice hält sie.)
Phocas
Kommt, laßt uns selber sehen,
Denn Worte taugen nichts, wo man nichts weiter tut.
Portius (mit bebender Stimme)
Umsonst! Ihr kommt zu spät: Er lag schon voller Blut,
Als ich ins Zimmer kam. Ich hub ihn von der Erden
Und satzt ihn in den Stuhl. Er schien schon blaß zu werden,
Als er ganz matt und kalt die Augen nach mir schlug
Und seine Freunde noch zu sehn Verlangen trug:
Die Diener bringen ihn zu euch hieher getragen!
Und weinen insgesamt, den Unfall zu beklagen.
Portia
O Himmel! steh mir doch in dieser Stunde bei,
Daß ich ihm wenigstens im Tode dienstbar sei.
Cato. Portius. Artaban. Phocas. Portia. Phenice.
Artaban
Das ist nun dein Triumph! So, Cäsar, kannst du siegen!
Phocas
Nun ist es aus mit Rom, so hoch es auch gestiegen.
Portius
Mein Vater! sterbt doch nicht.
Cato (den man getragen bringt)
So weit, hier setzt mich her.
Getrost, mein Sohn, getrost! Das Reden fällt mir schwer.
Tritt näher, Portius. Wie stehts mit unsern Freunden?
Sind sie schon eingeschifft? Entkommen sie den Feinden?
Sprich, ob ich ihnen sonst noch irgend dienen kann?
Du aber rufe nie den Feind um Gnade an.
Versäume niemals was, die Freiheit Roms zu retten;
Itzt folgt sie mir ins Grab! Ich sterbe sonder Ketten
Und bin recht sehr erfreut, daß, da ich frei gelebt,
Ich noch ein Römer bin, indem man mich begräbt.
Dem Beispiel folge nach! Du stammst aus meinem Samen,
Befleiße dich denn auch, dem Cato nachzuahmen!
(Er umarmt ihn.)
Gehab dich wohl, mein Sohn! Du aber, Portia,
Die ich vorlängst verlor, itzt wenig Stunden sah
Und wiederum verlier, gedenke meiner Liebe
Und folg in allem Tun dem tugendhaften Triebe,
Der dich bereits erfüllt. Beweine nicht mein Grab;
Rom, Rom, dein Vaterland dringt dir die Tränen ab!
Verdamme Cäsars Glut, die dich zur Sklavin machet,
Und weil was Römisches in deiner Brust erwachet,
So wehle künftig mir den Held zum Tochtermann,
Der den Tyrannen straft und Rom befreien kann.
Umarme mich, mein Kind! Ihr Freunde, seht mich sterben!
Ihr seufzet? Tut es nicht! Beweinet Roms Verderben!
Lebt wohl und Rom getreu. Ihr Götter! hab ich hier
Vielleicht zu viel getan: Ach! So vergebt es mir!
Ihr kennt ja unser Herz und prüfet die Gedanken!
Der Beste kann ja leicht vom Tugendpfade wanken.
Doch ihr seid voller Huld. Erbarmt euch! - - Ha!
Artabanus
Er stirbt!
Phocas
O Schmerz! O harter Fall! Der größte Mann verdirbt,
Den jemals Rom gesehn! Das Ebenbild der Götter,
Und hätten sie gewollt, des Vaterlandes Retter.
Portius
Kommt, tragt den toten Leib vor Cäsars Angesicht,
Wer weiß, ob ihm nicht noch sein hartes Herze bricht,
Wenn er den Helden sieht in seinem Blute liegen.
Artabanus
O Rom! Das ist die Frucht von deinen Bürgerkriegen!