Jungfer Lottchen. Herr Reinhart. Herr Vielwitz kömmt mit dem Hute auf dem Kopfe herein, und nimmt ihn erst ab, nachdem er die Thüre zugemacht hat.
Herr Vielwitz sehr gravitätisch. Ihr gehorsamer Diener meine liebe Demoiselle! Ihr ergebner Diener, Herr Reinhart!
Jungfer Lottchen. Ihre Dienerinn, Herr Vielwitz. Regnet es etwa draußen im Vorsaale?
Herr Vielwitz sich verwundernd und lächelnd. Im Vorsaale? nein!
Jungfer Lottchen. Ich glaube es wohl. Aber ich vermuthete etwas dergleichen; weil Sie mit dem Hute auf dem Kopfe herein kamen.
Herr Reinhart. Sein Herr Vater kömmt allezeit so auf seine Schreibstube.
Jungfer Lottchen lächelnd. Ja, da sitzen auch seine Kaufmannsdiener; aber hier nicht.
Herr Vielwitz. Ländlich, sittlich. Bey mich kömmt niemand anders in einer Stube, als mit den Hut auf den Kopf.
Jungfer Lottchen. Ja, ja! grobe Moden, sind auch Moden. Setzen Sie sich doch. Sie setzen sich, Jungfer Lottchen klingelt.
Herr Reinhart. Sind Sie etwa ausgegangen gewesen, mein Herr Vielwitz?
Herr Vielwitz. Ja, heute Vormittage bin ich in etliche Collegia gewesen.
Jungfer Lottchen. Nun, wie haben Ihnen unsere Lehrer gefallen?
Herr Vielwitz zuckt die Achseln. Was das für schlechte Leute sind! Wie werde ich noch meine Präceptores zu Hause bedauren! Nein! so was elendes hätte ich mich nicht vermuthet.
Herr Reinhart erstaunt. Wie? bey wem sind Sie denn gewesen?
Herr Vielwitz verächtlich. Ach! ich mag die lieben Leute nicht nennen! Sie stehn einmal in einem gewissen Ansehn bey der Welt. Lächelnd. Sie mögen ihren Ruhm genießen! ich will sie nicht zu Boden schlagen.
Jungfer Lottchen. Ihr Urtheil würde sie vielleicht auch wohl nicht gleich zu elenden Leuten machen: wenn es gleich Männer sind, die, wie Sie sagen, schon ein Ansehen in der Welt erhalten haben.