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Wie würde, wenn er noch auf Erden lebte, Demokritus der großen Kinder lachen, zu sehen, daß ein Zwitter von Kamel und Pantertieri), ein weißer Elefant die Augen alle plötzlich an sich zieht! Was für ein Schauspiel für den Menschenforscher! Es würd' ihn mehr als alle Pantomimen belust'gen, seine Abderiten wieder in Rom zu finden, und im armen Dichter den guten Tropf zu sehn, der seinem Esel zum Zeitvertreib ein Märchen vorerzähltek). Denn welche Stentorhälse könnten das | Si foret in terris, rideret Democritus, seu <195> diversum confusa genus panthera camelo, sive elephas albus vulgi converteret ora: spectaret populum ludis attentius ipsis ut sibi praebentem mimo spectacula plura; scriptores autem narrare putaret asello | |
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Getöse überschreien, das in unsern Theatern widerhallt? Ihr glaubtet den Garganl) und das Tyrrhener-Meer euch um die Ohren sausen zu hören, so tumultuarisch gehts bei unsern Szenen zu28), so teuer wird auf Kosten des Gehörs die Augenlust an einer reichen prächt'gen Garderobe und fremdem Putz erkauft! Denn das ist alles, was wir vom Schauspiel haben. Ein Akteur tritt auf; welch ein Geklatsch von allen Seiten! »Was sprach er?« »Noch kein Wort.« »Wem gilt denn also der laute Beifall?« »Seinem Purpurrocke.« Jedoch, damit mich der Verdacht nicht treffe, ich such' ein Fach, worin sich andre Lorbeern erwarben, nur deswegen zu verkleinern, weil ich mich selbst darin hervorzutun verzweifle so gesteh' ich gern, daß mir der Mann auf einem straffen Seile tanzen zu können scheint, der nach Belieben mich | <200> fabellam
surdo. Nam quae pervincere voces evaluere sonum, referunt quem nostra theatra? Garganum mugire putes nemus aut mare Tuscum, tanto cum strepitu ludi spectantur et artes divitiaeque peregrinae, quibus oblitus actor <205> cum stetit in scaena, concurrit dextera laevae. »Dixit adhuc aliquid?« »Nil sane.« »Quid placet ergo?« »Lana Tarentino violas imitata veneno.« Ac ne forte putes me quae facere ipse recusem, cum recte tractent alii, laudare maligne, <210> ille per extentum funem mihi posse videtur ire poeta, meum qui pectus inaniter angit, | |
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in jede Leidenschaft zu setzen weiß, und, ob die Sache schon mich gar nichts angeht, mit falschen Hoffnungen und falschen Schrecken, gleich einem Zauberer, das Herz im Leibe mir bald erweitert, bald zusammenstrickt; und kurz, von Rom auf einmal bald nach Theben, bald nach Athen mich zu versetzen weiß29). Indes, o Cäsar, wenn du unsre Dichter, den Helikon mit größrer Munterkeit hinanzuklimmen, spornen, und dein eigenes dem Musengott geheiligtes Gestift, den Palatinschen Schatzm), mit Römerwerken erfüllen willst: so gönn' auch dem, der lieber dem Urteil kalter Leser als den Launen des ekligen Zuschauers sich vertraut, Aufmunterung! Zwar weiß ich, daß wir Dichtern) uns selber großen Schaden tun, indem | irritat, mulcet, falsis
terroribus implet, ut magus, et modo me Thebis, modo ponit Athenis. Verum, age, et his, qui se lectori credere malunt <215> quam spectatoris fastidia ferre superbi, curam redde brevem, si munus Apolline dignum vis complere libris et vatibus addere calcar, ut studio maiore petant Helicona virentem. Multa quidem nobis facimus mala saepe poetae, | |
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wir unsre Werklein oft zur Unzeit, wenn du just was Wichtigers zu tun hast, oder müde bist, Dir überreichen; gleich empfindlich werden, wenn einer deiner Freunde einen Vers zu tadeln sich erkühnt hat; oder, wenn wir, ungebeten, eine Stelle zweimal lesen, und jammern, daß man nicht gewahr wird, welche Müh uns das gekostet, was so leicht scheint, und wie zart gesponnen und wie fein verwebt das Werkchen ist ingleichen wenn wir meinen, sobald du Nachricht kriegen werdest, daß wir ein Gedicht in Arbeit haben, werdst du gleich uns rufen lassen, unsre leeren Beutel füllen, und uns mit freundlicher Gewalt zum Schreiben zwingen. Allein es bleibt doch wohl der Mühe wert zu wissen, was für Tempelhüter man der Tugend gebe, die in Krieg und Frieden sich groß erzeigt, und solch ein Amt nicht sorglos unwürd'gen Dichterlingen zu vertrauen. Dem großen Alexander hatte ein | <220> (ut vineta egomet caedam mea) cum tibi librum sollicito damus aut fesso; cum laedimur, unum si quis amicorum est ausus reprendere versum; cum loca iam recitata revolvimus inrevocati; cum lamentamur non apparere labores <225> nostros et tenui deducta poemata filo; cum speramus eo rem venturam, ut simul atque carmina rescieris nos fingere, commodus ultra arcessas et egere vetes et scribere cogas. Sed tamen est operae pretium cognoscere quales <230> aedituos habeat belli spectata domique virtus, indigno non committenda poetae. Gratus Alexandro regi Magno fuit ille | |
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gewisser Chörilus das unverdiente Glück genehm zu sein, und für die schlechten Verse, womit er seines Helden Glanz beschmutzte, sich mit Gold-Philippen königlich belohnt zu sehn30). Und gleichwohl eben dieser Alexander, der ein so lächerliches Lobgedicht viel teurer zahlte, als das Beste je gekostet haben mag, verbot durch ein Edikt, daß keiner, als Apelles, ihn zu malen, und niemand, als Lysipp, sein Heldenbild aus Erz zu hämmern sich erdreisten sollte. So scharf und richtig sah in diesen Künsten derselbe Mann, von dem (nach seinem Ohr in Werken der Musenkunst) man schwören sollt', er habe Böotiens dickste Luft von Kindheit an gesogen31). Dich, Cäsar, und dein Urteil, und die Proben deiner Freigebigkeit, entehren wahrlich nicht die Dichter, die du liebst, Virgil und Varius32); | Choerilus,
incultis qui versibus et male natis rettulit acceptos, regale numisma, Philippos. <235> Sed veluti tractata notam labemque remittunt atramenta, fere scriptores carmine foedo splendida facta linunt. Idem rex ille, poema qui tam ridiculum tam care prodigus emit, edicto vetuit, ne quis se praeter Apellem <240> pingeret, aut alius Lysippo duceret aera fortis Alexandri vultum simulantia. Quod si iudicium subtile videndis artibus illud ad libros et ad haec Musarum dona vocares, Boeotum in crasso iurares aere natum. <245> At neque dedecorant tua de se iudicia, atque munera, quae multa dantis cum laude tulerunt, dilecti tibi Virgilius Variusque poetae: | |
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auch stellt kein Bild von Erz, und wär' es gleich Lysippens eignes Werk, preiswürd'ger Männer Gestalt und Angesicht lebendiger der Nachwelt dar, als durch des Dichters Kunst ihr Geist und Herz aus ihren Taten leuchtet. Auch würd' ich selbst nicht mit am Boden kriechenden Sermonen lieber mich beschäftigen wollen, als mit heroischem Gesang, und würde lieber von großen Gegenständen, fernen Ländern und fremden Völkern singen, und von neu- erbauten Städten, und wie unter Deinen Auspizien die ganze Welt beruhigt, des Janus Doppelpforte zugeschlossen, und selbst die rauhen weit entlegnen Parther, die sonst nichts schreckt, dein großes Rom zu fürchten gelehret worden: wäre mein Vermögen dem Willen gleich33)! Allein ein kleines Werk faßt weder deine Majestät, noch läßt die Scham mir zu, was meine Kräfte übersteigt, zu wagen. Die schlimmste Art von Dienstgeflissenheit ist, wenn ein Sudler uns zu ehren meint, | nec magis expressi vultus per
ahenea signa quam per vatis opus mores animique virorum <250> clarorum apparent. Nec sermones ego mallem repentes per humum, quam res componere gestas, terrarumque situs et flumina dicere, et arces montibus impositas, et barbara regna, tuisque auspiciis totum confecta duella per orbem, <255> claustraque custodem pacis cohibentia Ianum et formidatam Parthis te principe Romam: si quantum cuperem possem quoque. Sed neque parvum carmen maiestas recipit tua, nec meus audet rem temptare pudor, quam vires ferre recusent. <260> Sedulitas autem stulte quem diligit, urget | |
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indem er uns, mit sich, dem Spötter Preis gibt, dem etwas Schlechtes meist willkommner ist, als was er, mit geheimem Widerwillen, für gut erkennen und bewundern muß. Mir ist nichts läst'ger, als ein schlimmer Dienst aus guter Meinung; und ich würde mir ein Fratzenbild in Wachs34), das durch die Straßen für meines feilgetragen würde, und mein Lob in schlechten Versen gleich verbitten; und fände wahrlich wenig Spaß daran, in einer großen unbedecktem Kiste mich, einer Leiche gleich, mit meinem Dichter bei hellem Tage in die Krämergasse geschleppt zu sehn, um Pfeffer, Spezereien, und was man sonst in nichtsbedeutendes Papier zu wickeln pflegt, zum Überrock zu dienen. | praecipue cum se numeris
commendat et arte; discit enim citius meminitque libentius illud, quod quis deridet, quam quod probat et veneratur. Nil moror officium, quod me gravat, ac neque ficto <265> in peius vultu proponi cereus usquam, nec prave factis decorari versibus opto: ne rubeam pingui donatus munere, et una cum scriptore meo, capsa porrectus aperta, deferar in vicum vendentem tus et odores, <270> et piper, er quicquid chartis amicitur ineptis. |
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Hic Caesar, et omnis Iuli progenies, magnum caeli ventura sub axem. Hic vir, hic est, tibi quem promitti saepius audis, Augustus Caesar, divi genus, aurea condet saecula qui rursus Latio, etc. |
Diese beiden Dichter hatten es also um Augusten verdient, ihm
vorzüglich lieb zu sein: und Horaz, der sie nie darum beneidet hatte,
der immer ihr Freund gewesen war, ergriff diese Gelegenheit um so lieber, weil er, indem er ihnen
Gerechtigkeit erwies, Augusten ein Kompliment dadurch machen konnte, das seiner Aufrichtigkeit
nichts kostete. Virgil und Varius gehen bei
unserm Dichter fast immer mit einander: und wiewohl die wenigen und kleinen Fragmente, die
Macrobius im 6ten Buche seiner Saturnalen aus einem Gedichte dieses Varius
zufälliger Weise erhalten hat, uns nicht viel mehr als einigen Begriff von
der Schönheit seiner Sprache und Versifikation geben können: so
sind sie doch hinlänglich, den Verlust seiner Werke beklagenswert zu machen. Quintilian
erwähnt seiner zwar nicht unter den epischen Dichtern der Zeit Augusts: aber dafür setzt
er seinen Thyestes den besten Tragödien der Griechen an die Seite.
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Tuis auspiciis totum confecta duella per orbem, et formidatam Parthis, te principe, Romam, |
auch in heroischen Versen anzustimmen diese Wendung, sage ich, ist so schlau, daß er
nun ziemlich gewiß sein konnte, künftig über diesen Punkt nicht wieder angefochten
zu werden. »Ich würde ja mich selbst und meinen eignen Ruhm so lieb haben, und lieber ein
so großes und reichhaltiges Thema wählen, als solche am Boden hinkriechende Sermonen
schreiben, wenn ich Atem genug hätte« u.s.w. Dieser Grund mußte Augusten
einleuchten. Er stimmte freilich seine gute Meinung von dem Genie unsers Dichters, wie billig, um
ein ziemliches herab: aber Horaz glaubte vermutlich, die Freiheit, die er dadurch, wiewohl auf
Unkosten seiner Eitelkeit, erhielt, nicht zu teuer um diesen Preis erkauft zu haben.