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Opim, bei vielem eingeschloßnem Gold und Silber ein armer Mann, gewohnt an Feiertagen aus einem irdnen Töpfchen Vejentanerweino), und abgestandenen an Werkeltagen zu trinken, wurde von der Schlafsucht einst so hart getroffen, daß sein froher Erbe in hellem Jubel schon um alle Kästen und Schlüssel flog. Sein Arzt, ein treuer Mann und voll Besonnenheit, um unverzüglich ihn aufzuwecken, ließ gleich einen Tisch zum Bette schieben, Säcke Gelds darauf ausleeren, und verschiedne Leute d'rin hantieren, als zählten sie's. Dies wirkte wie ein Hebel; | Pauper
Opimius argenti positi intus et auri, qui Veientanum festis potare diebus Campana solitus trulla, vappamque profestis, <145> quondam lethargo grandi est oppressus, ut heres iam circum loculos et claves laetus ovansque curreret: hunc medicus multum celer atque fidelis excitat hoc pacto. Mensam poni iubet, atque effundi saccos nummorum; accedere plures <150> ad numerandum; hominem sic erigit; addit et illud: | |
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der Alte richtete sich auf: »Wenn du das Deinige nicht besser hütest«, rief der Arzt, »so wird dein ungeduld'ger Erbe bald dies alles weggetragen haben.« »Was? bei meinem Leben schon?« »So wache also, wofern du leben willst, daran liegt alles!« »Was soll ich dann?« »Bald wirst du gar kein Blut mehr in den Adern haben, wenn du nicht dem eingeschrumpften Magen ungesäumt zu Hülfe eilest. Was besinnst du dich da lange noch? Iß diesen Reisbrei auf!« »Was kostets?« »Eine Kleinigkeit« »Wie viel dann?« »Acht Kreuzer« »Großer Gott! was liegt mir dran, ob ich durch Krankheit oder Plünderung zu Grunde gehe?« Um es kurz zu machen: Wer ist denn also bei Verstande? Wer kein Narr ist Und der Geiz'ge? ist ein Narr und also toll. »Folgt aber nun, daß einer, weil ihn der Geiz nicht plagt, darum sogleich | »Ni tua custodis,
avidus iam haec auferet heres.« »Men' vivo?« »Ut vivas igitur, vigila! hoc age!« »Quid vis?« »Deficient inopem venae te, ni cibus atque instansp) accedat stomacho fultura ruenti. <155> Tu cessas? agedum sume hoc ptisanarium oryzae!« »Quanti emptae?« »Parvo.« »Quanti ergo?« »Octussibus.« »Eheu! quid refert morbo an furtis pereamve rapinis?« »Quisnam igitur sanus?« Qui non stultus. »Quid avarus?« Stultus et insanus. »Quid? si quis non sit avarus, <160> continuo sanus?« Minime. »Cur, Stoice?« Dicam. | |
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gesund ist?« »Keineswegs.« »Warum, Herr Stoiker?« So höre an! Wenn Craterus, der Arzt, den Ausspruch tut: ich finde, daß die Brust an diesem Kranken frei ist ist er drum gesund und darf das Bett verlassen? »Nein«, spricht jener, weil er Hüftweh oder Schmerz in Nieren hat. Kannst du von jemand sagen »er ist kein Schelm, kein Knicker« gut für ihnq)! er mag den Göttern danken! Doch, »ihn plagt der Ehrgeiz, er ist ein Schwärmer« nach Anticyra mit ihm! Denn was verschlägt dirs, ob du dein Vermögen in einen Schlund wirfst, oder nicht den Mut es zu gebrauchen hast? Vom reichen Servius Oppidius wird erzählt, er habe zwei Stammgüter, die er zu Canusium besaß, auf seinem Todbett unter seine beiden Söhne mit folgenden Bedingungen verteilt. Er ließ die Knaben vor sein Bette rufen, und sprach: »Vom ersten Augenblick, da ich | Non est cardiacus
(Craterum dixisse putato) hic aeger: recte est igitur, surgetque? Negabit, quod latus aut renes morbo temptentur acuto. Non est periurus neque sordidus? immolet aequis <165> hic porcum Laribus! verum ambitiosus et audax: naviget Anticyram! Quid enim differt, barathroner) dones quicquid habes, an numquam utare paratis? Servius Oppidius Canusi duo praedia dives antiquo censu, natis divisse duobus <170> fertur, et haec moriens pueris dixisse vocatis ad lectum: »Postquam te talos, Aule, nucesque | |
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dich, Aulus, deine Nüss' und Würfel sorglos im Busen tragen, und verspielen oder verschenken, dich, Tiberius, hingegen mit finsteren Blick sie immer zählen und in Winkeln verstecken sah, besorgt' ich stracks, ihr würdet in zwei gleich närrische Extreme fallen, und du ein Nomentan, du ein Cicuta werden. Demnach beschwör' ich euch bei unsern häuslichen Penaten, dich, nicht zu vermindern, dich, nicht zu vermehren, was der Vater euch bei mäßigen Begierden für genug hält. Damit auch nicht dereinst der Ehrsuchtskitzel euch steche, sollt ihr beide eidlich mir geloben, daß der erste, der von euch Ädilis oder Prätors) wird, sich selbst für Testaments unfähig und verflucht erklärt.« Wiet)? um im Circus einst recht breit einher zu strotzen oder gar in Erzt gegossen dazustehen, wolltest du | ferre sinu laxo, donare et ludere
vidi, te, Tiberi, numerare, cavis abscondere tristem; extimui ne vos ageret vesania discors, <175> tu Nomentanum, tu ne sequerere Cicutam. Quare per divos oratus uterque Penates tu cave ne minuas, tu ne maius facias id quod satis esse putat pater et natura coercet. Praeterea, ne vos titillet gloria, iure- <180> iurando obstringam ambo: uter aedilis fueritve vestrum praetor, is intestabilis et sacer esto!« In cicere atque faba bona tu perdasque lupinis, | |
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dein väterliches Erbgut, fahrendes und liegendes, in Erbsen und Bohnen vergeuden? Reizt der laute Beifall dich, den ein Agrippa zu verdienen weiß? So möchtest du auch applaudiert sein, du15)! ein Füchschen, das dem edeln Löwen es durch Pfiffe nachtun will! »Warum, o Agamemnon16), verbietest du, daß niemand sich erkühne, den Ajax zu begraben?« »Ich bin König« »Für mich gemeinen Mann muß dies genug sein.«u) »Und ich befehle nur, was billig ist. Glaubt jemand, daß ich unrecht haben könne, so red' er ohne Scheu, es sei erlaubt!« »Größter der Könige, die Götter geben dir nach Ilions Zerstörung deine Schiffe glücklich zurückzuführen! Also ist es mir erlaubt zu fragen, und auf den Bescheid die weitre Notdurft beizubringen?« »Frage!« »Warum muß also Ajax, nach Achillen der Helden zweiter, der so oft die Griechen | latus ut in Circo spatiere
aut aeneus ut stes, nudus agris, nudus nummis, insane, paternis? <185> Scilicet ut plausus, quos fert Agrippa, feras tu? Astuta ingenuum vulpes imitata leonem! »Ne quis humasse velit Aiacem, Atrida, vetas cur?« »Rex sum« »Nil ultra quaero plebeius« »et aequam rem imperito; at si cui videor non iustus, inulto <190> dicere quod sentit, permitto.« »Maxime regum, dii tibi dent capta classem reducere Troia! Ergo consulere et mox respondere licebit?« »Consule.« »Cur Aiax, heros ab Achille secundus, | |
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gerettet, unter freiem Himmel faulen? damit sich Priams Volk und Priamus erfreuen, unbegraben den zu sehen, durch den soviel Trojan'sche Jünglinge im väterlichen Grund ein Grab entbehrten!« »Er metzelte im Wahnsinn tausend Schafe, indem er schrie, er würge den Ulyß und Menelas und mich.« »Und du, Atride, wie du dein eignes holdes Kind zu Aulis statt einer Kalbe zum Altare führtest, und Mehl und Salz auf ihre Scheitel streutest, Grausamer, warst du bei Vernunft?« »Wieso?« »Der tolle Ajax ließ an armen Schafen die Tollheit aus; indes verschont' er doch sein Weib und seinen Sohn, und Flüche waren das Ärgste, was er den Atriden tat. An Teuker und selbst an Ulyß vergriff sich Ajax nicht.« »Und ich, um meine Flotte von Aulis, wo sie fest saß, los zu machen, versöhnte wissentlich der Götter Zorn mit Blut.« | putescit, toties servatis clarus Achivis? <195> gaudeat ut populus Priami Priamusque inhumato, per quem tot iuvenes patrio caruere sepulcro!« »Mille ovium insanus morti dedit, inclitum Ulyssem et Menelaum una mecum se occidere clamans.« »Tu cum pro vitula statuis dulcem Aulide natam <200> ante aras, spargisque mola caput, improbe, salsa, rectum animi servas?« »Quorsum?« »Insanus quid enim Aiax fecit cum stravit ferro pecus? Abstinuit vim uxore et gnato, mala multa precatus Atridis. Non ille aut Teucrum aut ipsum violavit Ulyssem.« <205> »Verum ego ut haerentes adverso litore naves eriperem, prudens placavi sanguine divos.« | |
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»Mit deinem eignen, Rasender!« »Mit meinem eignen, allein nicht rasend.« »Wer, im innern Aufruhr der Seele, wahr und falsch vermengt, und recht zu handeln wähnt indem er Böses tut, wird billig für verrückt gehalten; übrigens gleichviel, er irr' aus Narrheit oder Zorn. Ist Ajax, weil er an schuldlosen Schafen sich vergriffen, toll, wie kannst du, der mit Wissen um hohler Titel willen eine Freveltat begehst, bei Sinnen sein? Und ist dein Herz gesund, das dir von Hoffart schwillt17)? Gesetzt es fände jemand sein Vergnügen dran, ein schmuckes Lamm in einer Sänfte tragen zu lassen, gäb', als wär' es seine Tochter, dem Lämmchen Kleider, Schmuck und Kammerfrauen, nennt' es sein holdes Mädchen, seine Puppe, und suchte einen tapfern Edelmann ihm zum Gemahl aus: würde nicht der Prätor so einem alle Willkür über sein Vermögen zu Rechten niederlegen, und die nächsten Vettern ihm zu Vögten setzen? Und du wolltest den, der seine Tochter für ein stummes Lamm | »Nempe tuo,
furiose!« »meo, sed non furiosus.« »Qui species alias veri, scelerisque tumultu permixtas capiet, commotus habebitur, atque <210> stultitiane erret nihilum distabit an ira. Aiax cum immeritos occidit, desipit, agnos: cum prudens scelus ob titulos admittis inanes, stas animo? et purum est vitio tibi cum tumidum est cor? Si quis lectica nitidam gestare amet agnam, <215> huic vestem ut gnatae paret, ancillas paret, aurum, pupam et pusillam appellet, fortique marito destinet uxorem, interdicto huic omne adimat ius praetor, et ad sanos abeat tutela propinquos. | |
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ansieht und opfert, für verständig halten?« Was folget nun hieraus? Das folgt: Zerrüttung des innern Sinnes ist die höchste Tollheit. Ein ungesundes Herz schlägt nie für einen gesunden Kopf, und wen die Seifenblase des eiteln Ruhmes reizt, ist seiner selbst nicht mächtiger, als ob mit ihrer Tuba die blut'ge Szenen liebende Bellona leibhaftig ihm um's Ohr gedonnert hätte18). Die Reihe kommt nun an die Schwelgerei und ihren großen Priester Nomentan. Denn, daß auch dieser Toren-Gilde die Vernunft im Tollhaus einen Platz bescheide, wird leicht zu erweisen sein. Sobald ein solcher sich im Besitz von einer Million geerbter Barschaft siehet, läßt er stracks kund und zu wissen tun, daß alle Fischer, Obsthändler, Vogelsteller, Parfümierer, das schändliche Gesindel aus dem Tuskischenv) Quartiere, alle Hühnerstopferw), Scurren, | Quid si quis natam pro muta devovet agna <220> integer est animi? ne dixeris!« Ergo ubi prava stultitia, hic est summa insania. Qui sceleratus, et furiosus erit. Quem cepit vitrea fama, hunc circumtonuit gaudens Bellona cruentis. Nunc age, luxuriam et Nomentanum arripe mecum. <225> Vincet enim stultos ratio insanire nepotes. Hic simul accepit patrimoni mille talenta edicit: piscator uti, pomarius, auceps, | |
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und mit dem Käs- und
Ölmarkt19)
alle Fleischerbänke sich morgen früh vor seinem Hause ein- zustellen haben. Was geschieht? Sie kommen zu ganzen Scharen an. Der Kuppler führt das Wort: »Was ich, was jeder dieser aller in seinem Hause hat, betrachte als dein Eigentum: heut oder morgen, kurz zu jeder Zeit steht alles dir zu Diensten.« Nun höre, was der edle Jüngling ihm zur Antwort gibt: »Du mußt die Winternacht gestiefelt in Lucanschem Schnee passieren, damit ein wildes Schwein auf meine Tafel komme; du quälst dich, Fische aus dem ungestümen Meere für mich heraus zu winden; ich, der in den Schoß die Hände legt, ich bin nicht wert soviel zu haben: nehmt, sackt ein! Du dort, nimm funfzig Tausendx), du das nämliche; du, dessen liebe Hälfte auf den Wink | ungentarius, ac Tusci turba
impia vici, cum scurris fartor, cum Velabro omne macellum <230> mane domum veniant. Quid tum? Venire frequentes, verba facit leno: »Quicquid mihi, quicquid et horum cuique domi est, id crede tuum, et vel nunc pete vel cras.« Accipe quid contra iuvenis responderit aequus: »Tu nive Lucana dormis ocreatus, ut aprum <235> cenem ego; tu pisces hiberno ex aequore vellis; segnis ego, indignus qui tantum possideam: aufer, | |
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um Mitternacht gelaufen kommen muß, kannst billig diese Summe dreifach nehmen.« Der Sohn Äsops zog eine Perle aus Metellas Ohr20) und ließ in Essig sie zergehen, um eine Million Sesterzien auf einen Schluck hinabzuschlingen. Tat er vernünft'ger dran, als hätt' er diese Summe ins Wasser oder sonst wohin geworfen? Die Söhne eines Quintus Arrius, ein edles Brüderpaar! an Büberei, Ausschweifung und Verkehrtheit Zwillinge, verwandten schweres Geld, um ihren Tisch gewöhnlich mit einer Schüssel Nachtigallen zu besetzen21). Wo meinst du daß sie hingehören? Wenn du einen Greis Grad oder Ungrad spielen, auf einem Stecken reiten, Häuschen bauen, und Mäuse vor ein kleines Fuhrwerk spannen siehst, so denkst du, daß er kindisch worden sei: wenn die Vernunft dir nun beweist, daß Lieben noch kindischer als alles dies, und daß es gleichviel ist, | sume
tibi decies! tibi tantundem! tibi triplex, unde uxor media currit de nocte citata.« Filius Aesopi detractam ex aure Metellae, <240> scilicet ut decies solidum exsorberet, aceto diluit insignem baccam; qui sanior, ac si illud idem in rapidum flumen iaceretve cloacam? Quinti progenies Arri, par nobile fratrum, nequitia et nugis, pravorum et amore gemellum, <245> luscinias soliti impenso prandere coemptas, quorsum abeant? sanin' creta, an carbone notandi? Aedificare casas, plostello adiungere mures, ludere par impar, equitare in arundine longa, si quem delectet barbatum, amentia verset. <250> Si puerilius his ratio esse evincet amare, | |
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ob du im Staub wie einst als kleiner Knabe die vorbesagten Spiele spielest, oder zu einer Thais Füßen weinest: wirst du drum wie Polemony) es machen? wirst die Zeichen von deiner Krankheit, diese Purpurbinden um die Beine, dieses Halstuch, dieses weiche Polster, worauf du dich bei Tische stützest, von dir werfen, wie man von jenem sagt, er habe, von der Rede des nüchternen Xenokrates ergriffen, den Rosenkranz, womit er trunken ins Gemach getreten, sich beschämt vom Kopf gerissenz). Reich' dem erzürnten Knaben einen Apfel, er stößt ihn von sich »Nimm doch, Äffchen!« »Nein!« Nun steck' den Apfel ruhig wieder ein, so will er ihn. Machts nicht der ausgeschloßne Liebhaberaa) ebenso, indem er, an der leid'gen Türe klebend, mit sich selbst | nec quidquam differre,
utrumne in pulvere, trimus quale prius, ludas opus, an meretricis amore sollicitus plores? quaero, faciasne quod olim mutatus Polemon? ponas insignia morbi, <255> fasciolas, cubital, focalia, potus ut ille dicitur ex collo furtim carpsisse coronas, postquam est impransi correptus voce magistri. Porrigis irato puero cum pomal recusat: »Sume, catelle« negat si non des, optat. Amator <260> exclusus qui distat, agit ubi secum, eat an non. | |
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beratet, ob er gehn soll oder nicht, wohin er ungerufen ganz gewiß gegangen wäre. »Soll ich, da sie mich nun selber bittet? Oder soll ich nicht vielmehr auf ewig meiner Qual ein Ende machen? Sie schloß mich aus, jetzt ruft sie mich zurück; geh ich? Nein! Wenn sie auf den Knien mich bäte!« Indessen ist sein Knecht nicht um ein kleines gescheuter, wenn er zu ihm spricht: »Mein lieber Herr, ein Ding, das weder Maß noch Regel hat, läßt mit Vernunft und Maß sich nicht behandeln. Die Liebe hat nun einmal dieses Übel, daß Krieg und Friede immer wechseln; wer sich solcher blinden, wetterwendischen Bewegungen versichern wollte, käme wohl mit aller seiner Müh damit nicht weiter, als wenn er das Geheimnis, mit Vernunft zu rasen, suchen wollte.« Wie? Wenn du die Kerne aus Picen'schen Äpfeln zwischen zwei Fingern springen machst, und, wenn dann einer von ungefähr bis an die Decke schnellt, | quo rediturus erat non
arcessitus, et haeret invisis foribus? »Ne nunc, cum me vocat ultro, accedam, an potius mediter finire dolores? Exclusit; revocat; redeam? Non, si obsecret!« Ecce <265> servus, non paulo sapientior: »O here, quae res nec modum habet neque consilium, ratione modoque tractari non vult. In amore haec sunt mala: bellum, pax rursum: haec si quis tempestatis prope ritu mobilia et caeca fluitantia sorte, laboret <270> reddere certa sibi, nihilo plus explicet ac si insanire paret certa ratione modoque.« Quid? cum Picenis excerpens semina pomis gaudes si cameram percusti forte, penes te es? | |
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vor Freunden aufhüpfst, bist du bei dir
selbst22)? Und wenn du, alter Knabe, wie ein Kind mit deiner Phyllis schnarrst und stammelst, bist du weiser, als ob du Häuschen bautest? Wenn nun gar die Narrheit blutig wird, und mit dem Degen ins Feuer haut? Der Marius, der sein Schwert erst seinem Mädchen in den Busen stieß23) und dann sich selbst durchbohrte, tat er es als ein Verrückter? oder willst du lieber (indem du, wie gewöhnlich, bloß nach Ähnlichkeit den Dingen Namen schöpfest) ihn der Tollheit entbinden, um als einen Bösewicht ihn zu verdammen? Nun ein Wörtchen noch mit einer andern Narren-Gattung24). Ein gewisser bejahrter Freigelaßner pflegte früh vor Tag, mit rein gewaschnen Händen, nüchtern, in allen Scheidewegen um die Götterbilder herumzulaufen und mit großer Inbrunst zu beten: »Nur mich einzigen was ist es denn so Großesab)? Götter, nur mich einzigen entreißt dem Tod! Euch ist es so was Leichtes!« rief | Quid? cum balba
feris annoso verba palato, <275> aedificante casas qui sanior? Adde cruorem stultitiae, atque ignem gladio scrutare; modo, inquam, Hellade percussa Marius cum praecipitat se, cerritus fuit? an commotae crimine mentis absolves hominem et sceleris damnabis eundem, <280> ex more imponens cognata vocabula rebus? Libertinus erat, qui circum compita siccus lautis mane senex manibus currebat, et, »unum« (»quid tam magnum?« addens) »unum me surpite morti, | |
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der arme Mann, gesund an beiden Ohren und Augen; fürs Gehirn nur hätte wohl sein Herr (sofern er kein Prozeßgeist war) dem Käufer nicht die Gewähr geleistet. Auch dies Völkchen wird von Chrysippus in die fruchtbare Familie Menensac) loziert. »O Jupiter, du, der uns große Leiden schickt und abnimmt, wenn« ruft die Mutter eines schon fünf Monat bettliegerigen Knabens »wenn der Junge das kalte Fieber los wird, soll er dir an deinem Tage, den wir fastend feiern25), früh morgens nackend in dem Flusse stehen!« Gesetzt nun daß der günst'ge Zufall oder der Arzt den Kranken hergestellt, so wird der Mutter Aberwitz das Fieber ihm unfehlbar wieder zuziehn, wo nicht gar ihm auf der Stelle gleich das Leben kosten. Wie heißt die Krankheit, die des armen Weibleins Gehirn zerrüttet? Blöde Götterfurcht. | diis etenim facile est,« orabat; sanus utrisque <285> auribus atque oculis, mentem, nisi litigiosus, exciperet dominus, cum venderet. Hoc quoque vulgus Chrysippus ponit fecunda in gente Meneni. »Iupiter, ingentes qui das adimisque dolores,« mater ait pueri menses iam quinque cubantis, <290> »frigida si puerum quartana reliquerit, illo mane die quo tu indicis ieiunia, nudus in Tiberi stabit!« Casus, medicusve levarit aegrum ex praecipiti, mater delira necabit, in gelida fixum ripa, febrimque reducet? <295> Quone malo mentem concussa? Timore deorum. | |
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Dies also sind die Waffen, die mein großer Freund Stertinius, der sieben Weisen achter, mir in die Hände gab, damit ich künftig nicht ungerochen angestochen würde. Denn wer mich einen Tollkopf schilt, bekömmt den gleichen Titel stracks von mir zu hören, und wird erinnert, fein zurückzusehen, was ihm selbst am unbekannten Rücken bammelt. Horaz Mein lieber Stoiker, so mögest du trotz deinem Bankerott zum reichern Mann als jemals werden! Sag mir unverhohlen, weil's doch so manche Art von Tollheit gibt, mit welcher glaubst du mich behaftet? Denn ich muß gestehn, ich selber scheine mir gesund. Damasipp Wie? wenn Agave mit dem abgerißnen Kopfe des unglücksel'gen Sohns einhertritt26), scheinet sie sich selber rasend? | Haec mihi Stertinius, sapientum Octavus, amico arma dedit, posthac ne compellarer inultus. Dixerit insanum qui me, totidem audiet, atque respicere ignoto discet pendentia tergo. <300> HORAT. Stoice, post damnum sic vendas omnia pluris, qua me stultitia (quoniam non est genus unum) insanire putas? ego nam videor mihi sanus. DAMAS. Quid? caput abscissum demens cum portat Agave gnati infelicis, sibi tum furiosa videtur? | |
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Horaz Nun, weil doch der Wahrheit ihr Recht gebührt, so muß und will ich dann bekennen, daß ich närrisch und sogar ein wenig toll bin also sag mir nur, an welchem Seelenschaden glaubst du daß ich krank bin? Damasipp Höre an! Fürs erste bau'st du, das heißt, du ahmst die Langen nach27), du, von der Sohle bis zum Wirbel kaum drei Spangen hoch, und lachst doch wenn der kleine Turboad) mit stolzerm Blick und weiterm Schritt als ihm nach seinem Maß geziemen will, zum Kampfe einhergestiegen kommt. Um was bist du wohl minder lächerlich? Wie? schickt sich denn gleich alles was Mäcenas tun kann, auch für dich, der ihm so ungleich ist, und soll sich so ein kleiner Wicht nur träumen lassen, mit einem solchen Mann es aufzunehmen? | <305> HORAT. Stultum me
fateor (liceat concedere veris) atque etiam insanum; tantum hoc edissere, quo me aegrotare putes animi vitio? DAMAS. Accipe: primum aedificas, hoc est, longos imitaris, ab imo ad summum totus moduli bipedalis, et idem <310> corpore maiorem rides Turbonis in armis spiritum et incessum? Qui ridiculus minus illo? An quodcumque facit Maecenas, te quoque verum est | |
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Ein junger Frosch, den Füßen eines Kalbes, das seine Brüderchen zertreten hatte, mit großer Not entronnen, kam voll Angst der Mutter zugewatschelt, und erzählte, wie ein großes Ungeheuer seine Brüder zermalmet habe. Jene fragt: wie groß? und fängt sich aufzublasen an wars wohl so groß? »O! mehr als noch so groß!« »Doch so?« spricht jene, die sich immer stärker auf- zublähen strebt. »Und wenn du auch zerplatztest, gleich wirst du nie ihm werden!« Dies ist ungefähr dein Ebenbild. Nun, deine Verse noch dazu gerechnet, (Öl ins Feuer gegossen!) sprich, machte je ein Mensch, der bei gesundem Verstand ist, Verse28)? Nichts von deiner tollen Hitze29) zu sagen Horaz Jetzt hör' auf! | tanto dissimilem, et tanto certare minorem? Absentis ranae pullis vituli pede pressis <315> unus ubi effugit, matri denarrat, ut ingens belua cognatos eliserit: illa rogare, quantane? num tantum, sufflans se, magna fuisset? »Maior dimidio.« »Num tanto?« Cum magis atque se magis inflaret: »Non, si te ruperis«, inquit, <320> »par eris.« Haec a te non multum abludit imago. Adde poemata nunc, hoc est, oleum adde camino; quae siquis sanus fecit, sanus facis et tu. Non dico horrendam rabiem HORAT. Iam desine! | |
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Damasipp
Und daß du über dein Vermögen Aufwand machst30) Horaz Herr Damasipp, greif' er an seine Nase! Damasipp Und auf alle hübsche Mädchen Und Jungen rasend bist Horaz O! schone, größter der Narren, schon', ich bitte dich, des kleinern31)! |
DAMAS.
cultum maiorem censu HORAT. Teneas, Damasippe, tuis te! <325>DAMAS. mille puellarum, puerorum mille furores HORAT. O maior tandem parcas, insane, minori! |
| in cicere et faba bona tu perdasque lupinis |
wird dadurch verständlich, wenn man weiß, daß die
Ädilen an den Ludis Floralibus und Cerealibus, von
alter Gewohnheits wegen, dergleichen Viktualien unter das gemeine Volk auszuspenden pflegten.
Übrigens ist, allen Umständen nach, die Rede hier von einem Ädilis oder Prätor
in dem Städtchen Canusium, dessen schon in der 5ten und 10ten Satire
des 1sten Buches Erwähnung geschah. Denn der Sohn des ehrlichen
Oppidius, mit seinem einzelnen Gütchen, wenn es auch das
einträglichste in ganz Apulien gewesen wäre, konnte sich doch wohl nie in den Sinn kommen
lassen, nach einem Agrippa Ädilis in Rom zu werden. Die
Munizipal-Städte Italiens hatten im Kleinen beinahe alles, was zu Rom
im Großen war; ihre Ädilen und Prätoren, ihren Circus, ihre öffentlichen
Spiele, u.s.w. und der junge Aulus Oppidius konnte sich, um von den Canusinern so fanatisch
applaudiert zu werden wie Agrippa von den Römern, eben so gut in Erbsen und Puffbohnen
ruinieren, als ehmals ein Milo durch die ungeheuren Summen, die er
während seiner Ädilität zu Rom an das Volk verschwendet hatte.